Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d.h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die so genannten Religionen Antwort gaben.
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Er sei eine reine Kultreligion, ohne Dogmatik, ohne Transzendenz und ohne Erlösung . Der Kapitalismus zelebriere den Kultus in Permanenz; jeder Tag sei Festtag, der die äußerste Anspannung der Verehrenden fordere, und der Kultus sei, wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Religionen, nicht entsühnend, sondern verschuldend, er mache Schuld universal.
- Walter Benjamin: "Kapitalismus als Religion", 1921
Und ja klar, Marx und Engels hatten keinen Dunst:
So werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern, dass wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehen, und dass unsere ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug zu allen anderen Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.
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Die spanischen Pflanzer in Kuba, die die Wälder an den Abhängen niederbrannten und in der Asche Dünger genug für eine Generation höchst rentabler Kaffeebäume vorfanden – was lag ihnen daran, dass nachher die tropischen Regengüsse die nun schutzlose Dammerde herabschwemmten und nur nackten Fels hinterließen? Gegenüber der Natur wie der Gesellschaft kommt bei der heutigen Produktionsweise vorwiegend nur der erste handgreifliche Erfolg in Betracht, und dann wundert man sich noch, dass die entfernten Nachwirkungen der hierauf gerichteten Handlungen andere, meist ganz entgegengesetzte sind.
(Friedrich Engels, Dialektik der Natur, MEW 20, S. 453 und S. 455.)
P.S.: es ist schon eine erstaunliche Verleugnungsleistung die Leichenberge und Zerstörungswerke der Kapitalisten samt ihren Kettenhunden den Faschisten zu ignorieren, einerlei ob man sich dem historischen Wirtschaftsliberalismus, dem früheren Handels- und späteren Industriekapitalismus zuwendet, einerlei ob man mit den Medici, mit Calvin oder Adam Smith nun anfängt, bis hin zum finanzkapitalistischen Neoliberalismus.