EchtLinks schrieb am 28.12.2021 01:05:
Jean Ziegler ist ein Beispiel moderner Idiotie, der nur beweist, dass Kapitalismuskritik nicht zur Überwindung des Kapitalismus führt.
Natürlich war es falsch, Krieg, Mord, Totschlag und Unterdrückung, Raub und Geiselnahme allein dem Kapitalismus und seiner Profitgier anzulasten.
Die Verklärung der Urgesellschaft als friedvolle Gesellschaft im Gemeineigentum war ein solcher Fehler, so wie die Stammesgesellschaft ihre eigenen Widersprüche hervorbringt.
Heute gibt es praktische Erfahrungen zum Untergang von Eden in der Begegnung der Zivilisation mit Waldindianern.
Das kann aber nicht die Verbrechen des Kapitals entschuldigen oder zu dem Postulat führen, man könne daran nichts ändern.
Und die Geschichtslehre im Staatssozialismus blendete die Eroberungskriege früherer vorkapitalistischer Zeiten nicht aus.
Sie verschwieg aber die Verbrechen der eigenen Geschichte, etwa Stalins in Katyn.Aber die Ressourcenüberlastung aus einer Überbevölkerungssituation, wie sie mal der Club of Rome formuliert hatte, wurde vor etwa 50 bis 60 Jahren als antihumane Ideologie des Kapitalismus diffamiert. Heute aber folgen deutsche Vertreter des Club of Rome die These, die damals die kommunistischen Führer verbreiten ließen, der menschliche Fortschritt in der Produktion könne diese Probleme lösen.
Also mehrere Denkfehler wurden von der Geschichte inzwischen aufgedeckt, der Staatssozialismus hat schon den inneren Frieden im Land nicht hervorgebracht und militärische Gewalt gab es auch zwischen "Bruderstaaten" und politische Erpressung ebenso. Nur ist der Staatssozialismus außer in Kuba ausgestorben. In Lateinamerika gibt es keine vorzeigbaren Erfolge, sondern es gibt die Erkenntnis weniger Linker, dass diese scheitern mussten in Ländern, die keine eigene leistungsstarke unabhängige moderne Wirtschaft aufbauen können.
Russland ist als Sowjetunion letztlich auch deshalb gescheitert, weil der Glaube an den großen Führer, weil das Zarentum nie ganz verschwunden ist. Der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg ist das Narrativ, was den Stolz der Russen als Nation am Leben erhält und Putin gibt eben noch einen guten Zaren, der aber in eine Sackgasse geraten wird oder bereits darin gefangen ist.
Im i-Marktmodell kann aber ein neues Bevölkerungsgesetz das kapitalistische Gesetz der Bildung einer industriellen Reservearmee ablösen, das noch weiter verschlimmert wurde durch den Profit, der in der Armutsindustrie oder dem Menschenhandel gemacht werden kann.
Von der Zukunft her denken ist bestimmt mit der Position der Verteidigung des Kapitalismus schlicht nicht vereinbar, aber eben auch nicht im Verharren alter Dogmen des untergegangenen Staatssozialismus.
Man kann nicht einen Fehler durch einen anderen aufheben, nur durch eine zielführende Lösung.
Der Kapitalismus war schon im Stadium des Imperialismus faulig und parasitär geworden. Heute ist er bereits dekadent geworden in einem Ausmaß, dass ich mir früher nicht vorstellen konnte und er ist noch verlogener und noch hinterhältiger geworden. Ja, einige leben dabei noch in Saus und Braus, sind aber nur arme Würstchen, die nach ihrem Tod auch im Jenseits keine Erlösung finden werden.
Das Schattenreich kennt nur die Geister, die das noch lebende Gehirn konstruieren kann: Tot ist tot und darin liegt die Weisheit der Evolution, die eben zwischen Gut und Böse gar nicht unterscheiden kann, weil die Auslese einfach nur ein Wirkprinzip ist, die nichts mit Verstand, Vernunft oder Absichten zu tun hat.
In der menschlichen Gesellschaft aber sind die Machtverhältnisse von Menschen gemacht und deshalb kann man die unter bestimmten Voraussetzungen auch ändern.
Eine revolutionäre Situation besteht dann, wenn die Regierenden nicht mehr regieren können, wenn sich die Massen der Regierung verweigern. Eine Revolution ist aber erst dann erfolgreich, wenn diese die neuen Verhältnisse erschaffen und auf Dauer also als Automatismus reproduzieren kann. Die Restauration früherer Verhältnisse kann gar nicht als Revolution bezeichnet werden. Insofern gab es noch keine friedliche Revolution in Deutschland. nur einen partiellen Aufstand gegen die Herrschenden in einem Teilstaat. Der Aufstand hat aber gar nicht zur Entmachtung von Parteifunktionären geführt, allerdings zu vielen gescheiterten Vorsitzenden in allen Parteien, am markantesten in der SPD.
Aber das Versorgungssystem für gescheiterte Vorsitzende hat die PdL auch kopiert, sie ist also selbst schon Systempartei geworden.
Der heutige Kapitalismus erzeugt zwar beständig neue Vasallen, aber er löst seine Probleme der Reproduktion in der materiell technischen Basis und bezüglich der Fachkräfte nicht mehr. Er versagt in der Organisation der digitalen Revolution, er versagt in der Außen- und in der Innenpolitik und nach Biden könnte Trump in den USA wieder Präsident werden, weil die Gesellschaft dort eben auch tief gespalten und vom Niedergang bedroht ist.
Sorry, wenig Zeit heute.
Ihrere Analyse könnte ich in fast allen Punkten folgen. Hier und da würde ich nachhaken wollen, aber egal.
Aber sehen Sie auch, wie sehr sich das von der Sicht des Autors unterscheidet. Der Kapitalismus ist nicht der Grund für die Ausbeutung und das Leiden auf dieser Welt. Er ist nur ein Werkzeug. Ein Gutes und effektives Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger. Und es kann als gutes Tool, erzeugen was immer man möchte.
Man bekommt eine Lebensverbesserung der Menschen in China, man hat gut ausgebildete Menschen und Zivilisationen mit stabilen Sozialsystemen in Skandinavien und der Schweiz und man hat imperialistische Nationen wie die USA und Teile Europas.
Imho, wird die Abschaffung des Kapitalismus keine einziges Problem der Menschheit lösen. Es wird einige Probleme verkleinern, dafür werden jede Menge anderer lebensbedrohender Probleme auftauchen, mit denen heute noch keiner rechnen wird. Nur Narren und Ideologen denken, sie könnten Systeme die in Hunderten von Jahren entstanden, ausknipsen und umschalten, ohne dass es nachhaltige Schläge lassen wird.
Muss man etwas ändern, ändert man in kleinen Schritten, die man messen und kontrollieren kann. Wie bei einem gut funktionierende Flugzeug. Nur weit komplexer.
Wer sagt Ihnen denn, dass das völlig neue System nicht sehr viel schlechter funktionieren wird, als das alte? Weil Sie es mit guter Absicht anstreben, so wie die Kommunisten die Revolution in Russland angingen? Gutmeinend und nach 6 Monaten von den schlimmsten Monstern liquidiert? Dummerweise hat so eine Gesellschaft oft kein Korrektiv.