Re: Pol-Pot-Ökologie

Einige Gedanken sind durchaus diskussionswürdig, aber da ist auch viel Unfug dabei.
Sozialismus ist die niedere Stufe des Kommunismus, insofern ist die Unterscheidung von Kommunisten und Sozialisten im Sinne von Marx keine sinnvolle.
Eher sind die Sozialisten der Sozialdemokratie die Vertreter des Reformismus und des Revisionismus. Und das hat Marx schon deutlich gemacht in seiner Kritik am Gothaer Programm.
Die industrielle Revolution hat den Kapitalismus erst zur Blüte getrieben und das hat Marx eindeutig herausgearbeitet, auch die diesbezüglich revolutionäre Seite des Kapitals am Anfang der Entwicklung. Wenn Marx von den neuen Springquellen des Reichtums sprach, dann bezog er sich auf die industrielle Revolution und die Organisation dieser Maschinerie, die die Arbeiter zur Diszíplin zwingt und zu einer rationellen Praxis.
Insofern ist Polpot keine kommunistische Ideologie, eher eine andere asiatische Variante einiger Thesen von Mao. Und die Entwicklung Chinas zeigt, dass ein Land erst mal den Kapitalismus so weit durchlaufen muss, bis eine gewisse hinreichend starke Volkswirtschaft aufgebaut worden ist.
Darin liegt auch das Scheitern der Befreiungsbewegungen in Lateinamerika.

Da wäre dann noch Chile und Salvador Allende zu erwähnen, wo es einen friedlichen Weg der Revolution gab, der aber mit Unterstützung der CIA und der Generalität abgewürgt wurde, also durch bewaffnete Konterrevolution.

Eines kann man mit Sicherheit sagen, wer die kommende Revolution nicht mit friedlichen demokratischen Mitteln führen kann, braucht gar nicht erst anzutreten, weil jede Revolution eine Revolution im Recht sein muss und jede Gewaltanwendung in früheren Revolutionen brachte nur die an die Macht, die die ökonomische Gewalt bereits in ihren Händen hatte. Das ist das, was der Satz beschreibt, dass die Revolution ihre Kinder gefressen hat.

In der kommenden Revolution müssen die politischen Regeln für den Umbau der Wirtschaft getroffen werden, die die Börse und den virtuellen Finanzmarkt obsolet werden lassen. Dann werden nicht Maschinen gestürmt und zerstört, sondern die realen Machtverhältnisse demokratisiert und dabei muss keiner erschossen werden, solange keine Konterrevolution angezettelt wird.

Schon in den Ländern des Staatssozialismus war immer klar, dass die materiell-technische Basis der Gesellschaft immer mehr verbessert werden muss.

Der Kapitalismus hat aber die Arbeitsteilung viel tiefer getrieben und hat die klassische Arbeiterklasse zahlenmäßig stark reduziert. Die Dienstleistungsgesellschaft war damit der ideologische Versuch, die Marxsche Theorie als unbrauchbar zu verunglimpfen.

Schon die Unterscheidung von körperlicher und geistiger Arbeit war eine erfolgreiche Methode von Bismarck mit seiner Sozialgesetzgebung die Segregation der Gesellschaft oder eben der abhängig Beschäftigten einzuleiten. Das alte römische Prinzip der Herrschaft durch Teilung. Die Abspaltung oder eben Auslagerung von Dienstleistungen war natürlich noch viel bedeutender, weil hier eben auch Ingenieurbüros entstanden, Softwareschmieden oder Reinigungsunternehmen. Dabei konnten manche auch den Aufstieg in der Gesellschaft erreichen, aber die große Masse blieben die abhängig Beschäftigten.

Monopolprofite ermöglichten die Korumpierung der Arbeiteraristokratie.

Erhebliche Ressourcen konnten aufgewendet werden, um Politik und Ideologie, Meinungsforschung und Meinungsbildung im Sinne der herrschenden Klasse zu beeinflussen und mit der Zahl der Professoren wurde nicht die Bildung besser, aber die Masse der Vasallen des Staates wurde größer.

Die strengen Hierarchien förderten die Anpassung und wer in den eigenen Türmen verbleibt, der versteht die Welt eben aus der Sicht eines Bewohners im Elfenbeinturm.
Daran ändern auch internationale Kongresse wenig, weil das Blasendenken dadurch nicht verhindert werden kann.

Und als dann Marx von den Füßen wieder auf den Kopf gestellt wurde durch die Frankfurter Schule, dann wurde das Linkssein eben entweder Terror durch die RAF oder der Feminismus von Alice Schwarzer, der eben die Ausmaße von Männerfeindschaft annehmen konnte.

Naturschutz war tatsächlich ein Hauptthema der Grünen in der Phase der Abspaltung von der SPD. Und es gab immer schon eine Kritik an oder besser an den Folgen der Umweltzerstörung als Begleiterscheinung der Industrialisierung.
Tatsächlich ist der Kapitalist kreativ in der Erfindung neuer Geschäftsmodelle, und so trugen Abgasfilter, Katalysatoren und Abwasserbehandlung und Umweltschutzthemen viel eher im Westen zu Verbesserungen bei als im Ostblock, aber eben nur soweit, wie sich das rechnet und wenn die Abfallbeseitigung in Afrika billiger ist, dann wird er Müll eben exportiert.

Also Industriefeindlichkeit gab es sicher bei den Grünen auch und immer noch, ich werde diese aber nicht den Kommunsten zurechnen oder gar mit Polpot gleichsetzen.
Ich habe mich mit den Polpotsystem nicht hinreichend beschäftigt, aber mit Marx und Kommunismus hat das nichts zu tun.
Auch Nordkorea ist nur eine Perversion der kommunistischen Idee.
In China war in der Zeit der Kulturrevolution eine solche Tendenz zum Zweck der Vernichtung der Intelligenz ebenfalls mal aufgetreten, aber China hat diesen Weg aus innerer Einsicht verlassen und es war niemals ein Weg, den man Marx anhängen könnte, dann schon eher Lenin. Stalin war der größte Verbrecher an der eigenen Nation. Das ihn einige heute immer noch verehren zeigt nur, wie das Denken von Menschen von der Realität abweichen kann. Aber auch Churchill hat Stalins Verbrechen gekannt und aus seinen Interessen heraus, diese Wahrheit verschwiegen.

Einige Menschen sind schon immer für ihre Religion gestorben, die Geschichte der Martyrer ist eine lange Geschichte, geholfen hat das der Geschichte nicht, nur den Legendenbildungen und damit der Verirrung.
Es waren meist keine Helden, keine Menschen ohne Makel, sie wurden aber Symbole für den Widerstand von Menschen gegen Ungerechtigkeit.

Ordensverleihungen und staatliche Auszeichnungen dienen nicht primär der Würdigung von echten Leistungen. Sie dienen der Schaffung von Vorbildern, denen andere nacheifern sollen, nur möge bitte keiner Stauffenberg spielen, der einen Kriegsverbrecher in die Luft sprengen wollte.

Damit das nicht passiert, werden die Treffen immer hochgradig abgeschirmt.

Ja, der Grüne Landesvater im Ländle war mal Maoist.

Eigentlich gab es nie eine echte kommunistische Internationale, die sich einig gewesen wäre. Schon in Russland gab es Menschewiki und Bolschewiki und bei letzteren Trotzkisten, Tschekisten und Anarchisten.

Und wer Jugoslawien und Titow unterschlägt, der verschweigt eine weitere Strömung unter den Kommunisten, die mehr auf Selbstverwaltung von Unternehmen setzten.

Aber eines stimmt tatsächlich, den Umweltschutz einzupreisen, das hat der reale Staatssozialismus nicht mal als eine Aufgabe anerkannt, einfach weil das Hemd zu kurz war. Insofern sind einige kritische Worte zu den Handlungen in den Ländern des Staatssozialismus berechtigt, aber das liegt nicht an der Idee des Kommunismus von Marx.

Um auf den Punkt zu kommen, was mich stört in dieser Debatte, wir haben heute eine digitale Revolution, die mehr ist als die vierte industrielle Revolution, weil diese die Gesellschaft vor weit umfassendere Aufgaben stellt als die industrielle Revolution, die ja durchaus immer wieder neue Schübe durch neue Technologien erhalten hat.

Und die digitale Revolution hat bereits vieles verändert, nicht gerade zum Guten, aber die positiven Chancen und die Risiken werden immer noch von unterschiedlichen Klassenstandpunkten verschieden bewertet und die Beschäftigten werden dazu gar nicht erst befragt. Es gibt aber Illusionierungen und Heilsversprechen, die so nicht eintreffen werden bzw. nicht die Wirkungen haben werden, die sich manche wünschen.

Die digitale Revolution wird die Gesellschaft verändern und ohne soziale Revolution besteht die Gefahr, in eine Dystopie zu geraten und diese Folgen in Szenarien durchzuspielen, das will ich jetzt nicht tun, weil es mir wichtiger ist, zu eruieren, wie diese Dystopie verhindert werden kann.