franz (12) schrieb am 27.12.2021 17:00:
Sorry, lieber alterweissermann, Sie verwechseln hier Ursache mit Wirkung. Die Vorgeschichte des Kapitalismus hat Marx in seinem Kapital in Abschnitt 24. Die urpünglicher Akkumualtion beschrieben. Man sollte bei dem Studium dieses Buches diesen Abschnitt möglichst an den Anfang setzen; dann erkennt man, dass diese Vorgeschichte einer der schlimmst, blutrünstisgten Phasen der modernen Geschichte darstellt. Wenn „das Geld mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt“
so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend.“ (K.Marx). Wie Karl-Heinz Deschner eine Kriminalgeschichte des Christentums geschrieben hat, so benötigen wir endlich eine Kriminalgeschichte des Kapitals. K.-H. Deschner hat einen Zeitraum von ungefähr 2000 Jahren bearbeitet, das Kapital mit seiner Vorgeschichte umfasst ungefähr 500 Jahren. Deschners Sammlung umfasst 11 Bände mit ungefähr 5000 Seiten; eine analoge Kriminalgeschichte des Kapitals müsste für einen kleineren Zeitraum von 500 Jahren sicher 20 Bände mit insgesamt 10000 Seiten erfordern. Einen ersten Einblick in diese Gewalt-Geschichte des Kapitals bietet das Schwarzbuch des Kapitalismus von Robert Kurz. Schon allein die kriminalistische Aufarbeitung der Kolonialverbrechen erfordert eine umfassende separate Abteilung. Und diese Verbrechen des Kapitals dauern bis heute fort. Ich erinnere hier an die Verbrechen im Kongo. Diese sind noch keineswegs aufgearbeitet oder gesühnt.
So, und jetzt kommen Sie daher und sagen, dass man den Kapitalismus - um Gottes willen - nicht bekämpfen darf. Das kapitalische System ist ein kannibalistische Konkurrenzgesellschaft, welche die Natur und den Menschen zerstört. Und der erste Handlungsgrundsatz der Gegenwart kann nur darin bestehen, dieses kannibalistische System zu beseitigen, zu überwinden.
Die Kommunisten sind auch eher damit beschäftigt Verbrechen gegen die eigenen Leute auszuführen. Nicht wahr. Man denke nur an Stalin oder Pol Pot.
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schwarzbuch_des_Kommunismus#Liste_von_Opferzahlen_und_Massenverbrechen
Zum Glück gibt es dafür bereits das Schwarzbuch des Kommunismus.
Du hast aber dahingehend Recht, dass auch der Kapitalismus seine tiefschwarzen Seiten hat. Kein Zweifel.
Bisher haben aber alle kommunistischen Länder (einzige Ausnahme China) darin versagt ihre Wirtschaft und Lebensstandards besser zu entwickeln als vergleichbare kapitalistische Länder. Das hat einfache praktische Gründe: Planwirtschaft ist nicht ausreichend flexibel etwas zu ändern und es reden zuviele Menschen mit, die zwar Marx kennen, aber trotzdem keine Ahnung von realer Wirtschaft haben.
China hat das bis vor 5 Jahren anders gemacht. Kommunistische Wirtschaftsideen wurden größtenteils aus der Wirtschaft entfernt. Das war 30 Jahre erfolgreich - in der Zwischenzeit zieht die kommunistische Partei allerdings die Zügel in der Wirtschaft wieder an. Das wird noch ein sehr spannendes Experiment mit ungewissem Ausgang.
Kapitalismus und unsere Form der Demokratie haben ihre Fehler - auch das ist nicht zu leugnen. Aber solange Ihr Kommunisten nicht praktisch beweist, das Marx funktioniert in dem Ihr z.B. eigene Firmen gründet und diese nach Marxschen Vorstellungen führt - und damit erfolgreicher seid als vergleichbare kapitalistische Firmen - solange werde ich sicherlich nicht dem Wechsel eines bewährten System zustimmen.