nur so kann man den Leuten wirklich begreiflich machen, dass die Frauen da eben nicht nur (aber auch) deswegen ermordet wurden, weil sie Frauen sind - sondern ganz konkret weil sie gegen diese frühmittelalterlichen Konzepte und Auffassungen der "Familienehre" verstoßen haben. Und durch diese archaischen Moralverständnisse sind so nicht nur Frauen bedroht - sondern sehr wohl auch die Männer. Da reicht es oft Schwul zu sein - und das muss nicht mal offen ausgelebt werden, es reicht, wenn das irgendwer mit bekommt, selbst wenn Mann verheiratet ist und Kinder hat - und man hat quasi sein Todesurteil. Und selbst Männer, die sich weigern die vermeintliche Familienehre durch einen Mord wieder her zu stellen, müssen damit rechnen nicht nur aus der Verwandtschaft ausgestoßen zu werden - die müssen sehr wohl auch damit rechnen für diesen Frevel von ihren Brüdern oder Onkeln oder sonstigen Verwandten für diese Weigerung ebenfalls getötet zu werden. Und dass vor allem (aber nicht nur) Männer hier die Täter sind, das liegt auch mit daran, dass es eben deren Traditionelle Rolle als "Beschützer der Familie" ist, auch diese Dinge "zu regeln".
Denn in diesen archaischen Kulturen herrscht eben meist das Patriarchat, die Frau hat dort oft kaum bis keine Rechte und "gehört" bis zur Heirat ihrem Vater - und danach ihrem Ehemann. Und stirbt der Vater, dann "gehört" sie ihrem ältesten Bruder.
Wobei das nichts spezifisch arabisches oder spezifisch muslimisches ist, dieses System der "Familienehre" findet sich durchaus auf dem Balkan oder in Südeuropa. Nur ist es eben in vielen arabischen Ländern noch mal deutlich stärker ausgeprägt und vor allem akzeptiert als etwa in Süditalien. Während man dort diese Morde vertuschen und/oder als Unfall darstellen muss, sind diese Ehrenwahnmorde z.B. in Ägypten oder den arabischen Ländern oft so akzeptiert, dass es dort nicht mal zu strafrechtlichen Ermittlungen kommt.
Das Problem ist hier eben genau nicht, dass hier Männer aus Hass Frauen ermorden. Oder weil sie die Frauen los werden wollen. Denn Hass ist da auch durchaus mal nicht wirklich im Spiel - sondern ein massiver moralischer Druck aus der ganzen Familie und der Gesellschaft. Und den oft nicht ganz freiwilligen Tätern bleibt eben oft genug nur die Wahl sich gegen den Mord und für die z.B. mit einem Nichtmuslim verheiratete Schwester oder die geschiedene Mutter einzusetzen und selbst in Ungnade zu fallen (und um sein Leben fürchten zu müssen) oder sich eben dem moralischen Druck ihrer Gesellschaft zu beugen. So dass es zu diesen Ehrenwahn-Morden kommt. Aber oft genug stehen die Täter auch voll und ganz hinter der Tat und sind von diesem Ehrenwahn völlig überzeugt.
Das heißt nicht, dass es keine Femizide gibt, Morde an Frauen, nur weil sie Frauen sind. Die gibt es sehr wohl, in Indien zehntausende jedes Jahr. Aber das Problem an diesen Ehrenwahnmorden hier ist hier eben nicht primär das Geschlecht der Frauen - sondern vielmehr diese kollektive und auch von den weiblichen Familienmitgliedern durchaus oft mit getragene Wahnvorstellung einer Familienehre, die sich nach einer "Schande" oder "Beschmutzung" nur durch einen Mord wieder herstellen liesse. Das Problem ist so vor allem diese unaufgeklärte, archaische Kultur, die von Menschenrechten nichts wissen will und sich lieber an alten Märchenbüchern orientiert, auch wenn die noch so abstrus und unlogisch, gewaltverherrlichend und menschenverachtend sind und ganz offen zu Mord und Totschlag aufrufen. (Nebenbei Werken, deren Autor heute wohl direkt vor Gericht landen und verurteilt werden würde wegen Volksverhetzung, Gewaltverherrlichung usw. - wobei die Märchenbücher selbst heute wohl direkt auf dem geheimen Index der verbotenen Werke der BZKJ landen würden!)
Und ein völlige Idiotie ist es meiner Meinung nach hier aus einem linken, "antikolonialistischen" oder gar vermeintlich "antirassistischen" Denken heraus nicht nur das pauschal als Femizid zu bezeichnen, sondern die kulturellen und religiösen Zusammenhänge und Ursachen dieser Morde komplett zu ignorieren, nur damit man ganz 100% sicher kein "Antimuslim" und damit kein "Rassist" und kein "Xenophobe" ist. Wobei ich es mittlerweile von Seiten der Neolinken (also solchen, die sich für Antirassisten halten und dafür einen inversen Rassismus betreiben.. ) schon erlebt habe, dass aus einem "Verständnis für die andere Kultur" auch ernsthaft dieser Ehrenwahn noch verteidigt wird - und jede Kritik daran wird (wie auch die Kritik am radikalen und autoritären Islamismus) direkt mal als "Rassismus" aufgefasst, das ist in der autoritären Linken leider immer weiter verbreitet.
Auch wenn dabei 300 Jahre Aufklärung und humanistische Entwicklung der Menschheit mal eben den Lokus hinunter gespült werden.