Ich war wie vom Donner gerührt, als am Freitag, dem 13. (März) die Durchsage kam, dass die Schule bis auf Weiteres geschlossen sein würde. Es hatte sich zwar abgezeichnet, aber daran geglaubt hatte ich trotzdem nicht. Schule dicht geht gar nicht. Kein Bildungsbetrieb, wo Bildung doch eines der politischen Top-Themen ist, und, noch schlimmer: die Kinder bleiben zu Hause. No go.
Aber es war (und ist leider noch) Pandemie. Es musste sein.
Nun hätten die Schule ja endlich mal zeigen können, was nach unzähligen Digitalisierungsoffensiven und der Bereitstellung von Milliarden für die Schuldigitalisierung möglich ist. Doch leider: fail. Woran liegt's?
Thomas Pany diagnostiziert:
"Die Mittel fehlen. Es fehlen nötige Computer, gute Netzverbindungen und das Vertrauen, dass Lehrer mit dem digitalen Unterricht zurechtkommen, ist nicht so, wie man es in einem Hochtechnologie-Land erwarten könnte. Die Corona-Krise macht eine Realität sichtbar, die zuvor übersehen wurde."
Das stimmt nicht. Die Mittel fehlen nicht. Und auch in Schulen mangelt es nicht an derjenigen blinden Technikeuphorie, die den modernen Zeitgeist prägt. Das Problem ist, dass es kaum pädagogische Konzepte für den sinnvollen Umgang mit IT an Schulen gibt. Im Vordergrund stand immer nur die Digitalisierung an sich, als Selbstzweck, und dies aus drei maßgeblichen Gründen:
1. Digitalisierung findet alle Welt geil. Auch Lehrer sind ganz scharf darauf. Und Politiker erst recht, denn die gehen ja von berufs wegen mit der Zeit.
2. Weder Lehrer noch Politiker haben (von Ausnahmen abgesehen) wirklich Ahnung von IT. Die ist aber notwendig, weil man sonst nicht drübersteht und keine guten Entscheidungen treffen geschweige denn pädagogische Konzepte entwickeln kann. Es reicht nicht, ein Smartphone benutzen oder auf einem iPad herumwischen zu können.
3. Die Politik sieht keinen Grund, die IT-Industrie schlechter zu behandeln als Autokonzerne. Und die IT-Industrie tut alles, um ihre Kunden weiter zu verdummen. Dank Corona hatte ich vor einigen Monaten zum ersten Mal ein iPad in der Hand - das ist für Consumer-Trottel, aber kein Werkzeug. In der Schule braucht man aber Werkzeuge.
Den Politikern blieb nur, so zu tun, als ob. Und nach diesem Prinzip geht jetzt mit dem Regelunterricht weiter: Das Unterrichten wird angesichts steigender Infektionszahlen zwar richtig gefährlich, wenn man die Fenster nur einen Spalt weit öffnen kann. Aber hey, kein Problem, wir tragen ja alle Masken. In NRW seit zwei Wochen bei +30 Grad. Der pädagogische Nutzen steht in keinem Verhältnis zu den Risiken, aber egal: Wir schaffen das!