Der Begriff "Genozid" wurde mittlerweile völlig zweckentfremdet und ist zu einem reinen Propagandabegriff verkommen. Das gilt auch für die anderen Begriffe, die in diesem oder einem ähnlichen Kontext verwendet werden. Dieses "nie wieder Auschwitz"-Narrativ wird von allen möglichen Regierungen missbraucht, um ihre eigenen Kriege zu rechtfertigen. Da nehmen sich alle nix. Wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen. Je nach Perspektive verschieben sich die Grenzen fließend.
Ich kann auch nicht den grundsätzlichen Drang nachvollziehen, hier unbedingt eine quantitative oder qualitative Wertung von Gräueltaten vornehmen zu wollen. Wird dadurch irgendetwas besser, wenn man dem Ganzen ein Label aufdrücken kann? Nicht wirklich. Auch die Entscheidung, wer nun festlegt, um was für ein Verbrechen es sich hier letztendlich handelt, ist oftmals politisch motiviert sowie einem gewissen Opportunismus unterworfen.
Und nun kommen wir zum Kern der Geschichte. Man muss sich doch nur mal ansehen, wie unterschiedlich die Berichterstattung zwischen dem Irak- und Ukrainekrieg ist/war. Während deutsche Medien stets vom "völkerrechtswidrigen Angriffskrieg" Russlands beim Ukrainekrieg sprechen, war man damals beim Irakkrieg eher zurückhaltend. Die Artikel lassen sich alle noch finden. Auch in puncto amerikanische Gräueltaten, welche beispielsweise durch Wikileaks aufgedeckt wurden, wollte man es stets nie so genau wissen. Sind es bei den Russen stets Verbrechen, die von Putin persönlich befohlen werden, waren es bei den Amerikaner stets tragische Einzelfälle.
Dieses Messen mit zweierlei Maß hat Methode. Dafür eigenen sich Begriffe wie "Genozid" natürlich perfekt. Nicht weil einen die Brutalität wirklich schockiert (es ist Krieg, was erwartet man denn?), sondern weil man sie wunderbar dafür nutzen kann, um die eigene Bevölkerung hinter sich zu bringen. Liefern wir jetzt keine Waffen, dann sind wir die Nächsten. Kommt jetzt keine Flugverbotszone, dann... Greift die NATO jetzt nicht in den Konflikt ein, dann... Usw. Es ist immer dasselbe Muster.
Und nein, russische, chinesische oder welche auch immer Medien unterscheiden sich da nicht sonderlich in ihrer Berichterstattung. Dort ist eben die Erzählung genau anders herum: Gäbe es keine militärische Spezialoperation (im Westen auch als Peace Keeping Operation oder Antiterroreinsatz bekannt), stünde die NATO bereits kurz vor Moskau.
So biegt sich eben jeder die Welt zurecht, wie er es gerade für seine eigenen Zwecke braucht. Dieses Schema zu erkennen, zu benennen und final auch zu durchbrechen, ist die eigentliche Kunst. Würden die Menschen sich nicht mehr so leicht von ihren Regierungen manipulieren und in Kriege hineinziehen lassen, wäre schon viel gewonnen. Nur wird das ein Wunschdenken bleiben.
Und diejenigen, die aus dieser Teufelsspirale ausgebrochen sind, werden als "Lumpen-Pazifisten" diffamiert. Alles egoistische Volksverräter, die zu feige sind, um für Vaterland, Freiheit und Demokratie zu kämpfen und zu sterben. Alles auch nichts Neues.
Führt eure Kriege doch alleine. Ich mache da jedenfalls nicht mit.