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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Kein Label ist so wertungsfrei wie das Wort "Krieg".

"Es herrscht Krieg zwischen der Ukraine und Russland und Russland griff an."
Ist meiner Meinung nach die wertungsfreie Aussage. Es werden ohne Emotionalität die Fakten auf den Tisch gelegt - und das erwarte ich von einem objektiven Journalismus.

So einfach ist das natürlich nicht, aber es wäre richtiger, als mit den ganzen Vorwürfen, Vorurteilen effektiv Kriegspropaganda zugunsten der Ukrainer zu betreiben. "Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges" ist auch hier wieder eine Gewissheit. Ich frage mich, warum die halbe Nation lieber den Bellizisten folgt, statt wenigstens einen neutraleren Standpunkt einzunehmen: es muss ja nicht gleich unbedingter Pazifismus sein, das andere Extrem! Tacheles: wieso die Kriegstrommeln?

Ich kehre zurück zur Überschrift: mit einer objektiven Sicht auf die Dinge ist die Sachlage klar. Humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung ist aus menschlicher Sicht eine Verpflichtung, denn die Opfer des Krieges sind eben vor allen Dingen jene Menschen, die daran gar nicht erst partizipieren wollen. Aber da endet eben bereits das ausländische Engagement in einem Krieg, denn dieser Konflikt ist eben eine Sache zwischen den beiden Kriegsparteien und niemandem sonst. Waffen in solch einen Krieg zu liefern ist im Grunde indirekte Kriegsteilnahme. Haben wir eigentlich eine Ahnung, was das bedeuten kann? Ist sind jene Menschen in der Bevölkerung, die für ein aktives Engagement gegen Russland eintreten, bewusst, dass der Krieg nicht in der Ukraine bleiben wird, sondern ganz Europa erfassen kann? Wieviele Leichensäcke müssen gefüllt werden, bis der Ruf nach Krieg verstummt? Wieviele Zivilisten müssen zu Kriegsopfern werden, bis wieder Rationalität einkehrt und nicht weiter an der Eskalationsschraube gedreht wird?

Die im Thema genannten Worte passen allesamt nicht, wenn man objektiv über einen Krieg berichten und nicht sich auf das Niveau von Propagandisten begeben will. "Massengewalt" impliziert ungesteuerte Gewalt durch einen gewaltbereiten Mob, nicht aber einen bewaffneten Konflikt zwischen zwei Kriegsparteien nach der Kriegskonvention.
"Kriegsverbrechen" können gar nicht aus der Ferne festgestellt werden und die propagandistischen Lügen können gar nicht ungeheuerlich genug sein, um dem Kriegsgegner maximale Schuld aufzuladen. Wir können doch gar nicht erkennen, wer für die unzähligen Zivilopfer verantwortlich ist, wir haben nur das Wort ukrainischer Behörden. Und wenn die Russen behaupten, an von den ASOW-Brigaden verbrannten Dörfern im Donezk-Gebiet vorbeigekommen zu sein, warum soll das weniger glaubwürdig sein, als wenn die Ukrainer 7000 verscharrte Leichen aus einem Massengrab geborgen haben? Mit gesundem Misstrauen würde ich beiden Seiten unterstellen, sie bedienen ihre jeweilige Kriegspropaganda. Ist das so unvorstellbar, dass man dem Kriegsgegner jede Teufelei unterstellt, um die eigene Seite moralisch zu stärken?
"Genozid" impliziert bewusste, massenhafte Tötung ganzer Bevölkerungen in einem bestimmten Gebiet. Das ist ebenfalls ein Urteil, was wir unmöglich aus der Ferne erkennen können. Und hier gleicht sich dann das Argument mit dem für die "Kriegsverbrechen".

Stellen wir mal die Wertung ab. Am Ende des Krieges wird herauskommen, wer für was verantwortlich ist. Erst wenn sich der Rauch gelegt hat, kann man das Chaos auch sehen und richtig einordnen. Bis dahin sollte die Losung der Stunde "gesunde Zurückhaltung" heißen. Und immer dran erinnern, dass oberstes Ziel eine Deeskalation sein sollte und die Rückkehr an den Verhandlungstisch für alle Beteiligten den Blutzoll mindern kann. Das schlimmstmögliche Szenario ist dagegen, aus falsch verstandener Solidarität aus einem regionalen Konflikt mit zwei Kriegsparteien einen Flächenbrand in Europa zu machen. Oder einen Wirtschaftskrieg zu führen, den man nur verlieren kann, wenn man Importeur wichtiger Rohstoffe durch einen der beiden Kriegsparteien ist...

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