Wie der Autor richtig feststellt, hat niemand einen Masterplan. Keine Partei, auch Greenpeace nicht und auch nicht Agora. Aber jetzt haben wir wenigstens einen Artikel. Mit sehr vielen Zahlen, aber das lässt sich nicht vermeiden. Denn daran krankt die Debatte immer wieder: hier ist eine tolle Technik, nehmt doch die! Aber das Quantitative kommt dann nicht zur Sprache. Hier geht es um eine Energiewende und da muss geklotzt werden, nicht gekleckert.
Erwartungsgemäß schrammt der Artikel genau an den Punkten, die ich immer wieder betone: erstens muss ein riesiger Speicher her, der auch in Dunkelflauten die Industrie mit Energie versorgt. Und zweitens das Transportproblem von Nord nach Süd. Eigentlich bleibt da nur eine einzige Technologie übrig, die das leisten kann: aus grünem Wasserstoff wird grünes Methan generiert und in die Gasleitung gegeben (Power To Gas). Damit ist der Strombedarf gedeckt, mit entweder Gaskraftwerken oder heißen Brennstoffzellen, über die wir bei Wikipedia lesen:
"Interessant ist diese Anwendung insbesondere für den Power-to-Gas-Prozess, der mit herkömmlicher Technik nur relativ niedrige Wirkungsgrade aufweist. Mit reversibel betriebenen Festoxidbrennstoffzellen sind hingegen Strom-zu-Strom-Wirkungsgrade bis etwa 70 % möglich, womit der Wirkungsgrad in etwa vergleichbar mit Pumpspeicherkraftwerken ist.[14] Die revers-arbeitende SOFC ist die SOEC."
Damit wäre der Ball im Tor.
Mal zur Dimension: wir verbrauchen rund 500 TWh Strom im Jahr. Um den gesamten Primärenergiebedarf abzudecken, brauchen wir das Sechsfache, also 3000 TWh. Da kann es sein, dass dies nicht alles im Lande hergestellt werden muss kann und man die Energie mit Schiffen her fahren muss. Der favorisierte Energieträger ist dabei das Ammoniak. Das aber passt ausgezeichnet in obiges Konzept, denn man kann Ammoniak als Wasserstofflieferant nutzen, woraus dann zusammen mit CO2 Methan entsteht.
Die Ausführungen zum Hybridauto sind durchaus zutreffend. Um so überraschender, dass der Autor dann E-Fuels, beziehungsweise Synfuels, wie er sie nennt, ablehnt. Damit könnten die Hybride klimaneutral fahren und ebenso die noch immer große Flotte an Verbrennern, die noch einige Jahre fahren werden. Nebenbei ist das die einzige Möglichkeit, um den Flugverkehr klimaneutal zu gestalten.
Passt aber ausgezeichnet zu obigem Konzept: wer Methan hat, hat heute auch jeden beliebigen anderen Kraftstoff, der sich daraus fischertropschen lässt. Und warum soll ein wertkonservativer Dieselfahrer unbedingt umerzogen werden? Ich bin Linker und für mich sind auch Wertkonservative eine schützenswerte Minderheit.
Wobei mir dann gern Lobbyismus für die Gasindustrie vorgeworfen wird. Ein wohlfeiler Vorwurf, denn wir sind nun mal im Kapitaliamus und es werden Privatfirmen sein, die die Lösung gestalten. Heißt, dass man immer und überall Lobbyismus entdecken kann, wenn man will.
Ich habe inzwischen den umgekehrten Verdacht: Power to Gas ist so günstig, dass es die Konzerne aus diesen Grund nicht wollen. Die wollen der Politik eine Lösung aufschwatzen, an der sie mehr verdienen.
Gruß Artur