Das Problem mit Propaganda ist, dass man es am Ende selber glaubt. Vielleicht nicht unbedingt die Propagandisten selbst, aber doch wichtige Handelnde im Herrschaftssystem.
Gut zu sehen war das beim Abzug der Amerikaner aus Afghanistan.
Täglich waren die Erfolge der Taliban auf ihrem sogenannten Vormarsch auf Kabul zu lesen. Gleichzeitig behaupteten sogenannte Militärexperten und Analysten in den gleichen Medien, dass die Taliban noch mindestens zwei Wochen brauchen, um vor Kabul zu stehen.
Laut der Meldungen kamen die Taliban täglich 70 oder gar 100 km voran. Ohne militärische Fahrzeugflotte für den Transport vieler Kämpfer und mit dem (gewünschten) Widerstand der "regulären" afghanischen Armee ist das eigentlich nicht vorstellbar. Sogar für einen Aussenstehenden war klar, dass diese Erfolge nur möglich waren, weil die Taliban eben nicht besiegt waren und die afghanische Armee trotz jahrelanger Ausbildung und Ausrüstung eben keinerlei Widerstand leistete. Ja die Taliban waren eigentlich immer und überall in Afghanistan anwesend und waren damit eigentlich schon vor Ort. Es konnte also nur eine Sache von Tagen sein, bis Kabul wieder in deren Hände fällt.
Aber es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Hinterher gab es umfangreiche Ermittlungen, warum die Geheimdienste es nicht vorhergesehen haben. Sie konnten es nicht sehen, weil sie der eigenen Propaganda glaubten, dass die Taliban besiegt seien, zumindest sehr stark geschwächt und die Taliban keinen Rückhalt in der, mutmasslich durch die westliche Besatzung aufgeklärten Bevölkerung finden würden. Schlussendlich hoffte man noch auf den Widerstand der selbst ausgebildeten afghanischen Streitkräfte. Dass aber unter denen auch schon die Taliban eingesickert waren, zeigten in den Jahren immer wieder Attentäter aus den eigenen Reihen.
Lange Rede, kurzer Sinn - man hatte sich selber in die Tasche gelogen und wurde, blind, von den Ereignissen überrollt.
Die Berichterstattung über "die Schlacht um Bachmut" erinnerte mich sehr daran.
Der Einfluss propagandistisch geprägter Berichterstattung auf die eigene Seite sollte nicht unterschätzt werden.