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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Das hat nix mit der Berichterstattung zum Thema "Ukraine" zu tun ...

... das ist eher ein systematisches Problem. Beim Thema Ukraine ist
es nur extrem auffällig, wie schnell der Schuldige ausgemacht wurde,
wie wenig nach alternativen Erklärungen gesucht wurde. Das Thema MH17
hat Symbolcharakter: noch lange bevor die Gutachter auch nur einen
Blick auf die Wrackteile werfen konnten, stand schon für die Medien
fest, dass es kein Unfall war und dass es der Russe oder der
Pro-Russe sei's gewesen sein musste. Verantwortungsbewusster
Journalismus ist das nicht.

Die Einseitigkeit der Berichterstattung gestaltet sich vielfältig.
Zum Thema PEGIDA fiel den Medien nichts anderes ein, als die
Demonstrationen möglichst schnell möglichst unmöglich zu machen. Mal
eben ein paar zehntausend Demonstranten zu Nazis zu erklären und so
ganz nebenbei Vorurteile vom "Naziland" Sachsen zu schüren - wenn's
Auflage bringt, ist alles recht. Selbst Falschmeldungen wie "PEGIDA
greift Flüchtlingscamp" an, geisterten tagelang durch die Gazetten;
das so genannte "Flüchtlingscamp" entpuppt sich bei genauerer
Hinsicht aber als unangemeldete Demonstration von Flüchtlingen, die
eben auf einem öffentlichen Platz campierten. Da wird mit voller
Absicht mit der falschen Wortwahl die öffentliche Meinung
manipuliert.
Schlimmer noch für die Presse: abgesehen von den Kampagnen gegen die
PEGIDA-Organisatoren ist praktisch nichts herausgekommen, um PEGIDA
zu schaden. Weil sich keine "echten Neonazis" für ein Interview
hergeben wollten, hat RTL gleich mal ein Interview mit einem eigenen
Mitarbeiter gefaked. Und weil die PEGIDA-Anhänger wohl richtig
erraten haben, dass ihre Interviews ohnehin nur stark verkürzt und
sinnentstellt wiedergegeben würden, haben sie das gemacht, was jeder
machen würde, der sich die Worte nicht im Mund umdrehen lassen
möchte: sie haben die Auskunft verweigert.

Das Schlimme? Es ist eine einzige furchtbare Heuchelei. Zwar haben
sich bei den PEGIDA-Demonstrationen auch Rechtsradikale unter die
Menge gemischt, trotzdem blieben die Proteste friedlich. Auf dem
Maidan hingegen mischten die Rechtsradikalen nicht nur kräftig mit,
sondern ließen ihrer Zerstörungswut freien Lauf. Wie die Presse
diesen unglaublichen Spaggat hinbekommt, den vom Rechten Sektor
getragenen Maidanaufstand als eine positive und demokratische
Entwicklung zu betrachten, PEGIDA aber als "größte Bedrohung der
Demokratie" zu brandmarken versucht, ich weiß es nicht.
Wahrnehmungsverzerrung - gibt es "gute Nazis" und "schlechte Nazis"?

Die Widersprüche in unseren Medien gab es womöglich schon immer,
offenbaren sich dieser Tage aber immer massiver. Das gleiche gilt
auch im Falle des aktuellsten Themas: der absichtlich herbeigeführte
Absturz der Germanwings-Maschine. Auch hier wird wieder Betroffenheit
geheuchelt, während gleichzeitig die Chefredakteure darüber
sinnieren, wie man wohl das Thema möglichst lange präsent hält und
ausschlachten kann. Da wird wohl manchem Schmierfinken schon ein
"Gott sei Dank" über die Lippen gekommen sein, weil der Absturz kein
Unfall, sondern ein erweiterter Suizid ist. Den Co-Piloten kann man
ja jetzt in aller Öffentlichkeit analysieren, jede Gefühlsregung
genau unter die Lupe nehmen und Angehörige und Bekannte des
Selbstmörders ins Rampenlicht zerren, die zwar überhaupt nichts Neues
preisgeben können, aber darum geht's nicht. Es geht einfach um die
Quote, um die Auflage, um Clickzahlen - nur darum. 
Ein Unfall hätte längst kein so großes Medienecho produziert und
hätte sich vermutlich auch schon längst aus dem "öffentlichen
Interesse" geschlichen.

Dank Internet und der damit verbundenen Möglichkeit, sich mehrere
Perspektiven zu einem bestimmten Thema einzuholen, sind die
Leserinnen und Leser in der Lage, die Korrektheit von Neuigkeiten
genauer zu beurteilen. Den Leuten fällt auf, dass es zwischen in den
Medien dargestellter Wirklichkeit und der "echten" Wirklichkeit
bisweilen krasse Diskrepanzen gibt. Ob das nun gestellte oder
gefälschte Bilder sind, ob Interviews und Nachrichten sinnentstellend
gekürzt wiedergegeben werden - medienkompetente Nutzer realisieren
dies schnell und üben zurecht Kritik an den Medien. Wasser auf die
Mühlen kippen die Medien selbst, die völlig unfähig sind, mit der
Kritik umzugehen, getreu nach dem Motto "was erlauben Strunz?!" 
"Strunz erlauben Kritik" - und weist auf die Fehler hin. Und nein, es
ist völlig unmöglich, dass dreißig Prozent aller Nutzer russische
Agenten sind oder Pegida-Sympathisanten oder Co-Piloten-Versteher -
also bitte redet euch nicht damit heraus, liebe Medien.


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