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  • Mr.Hardware

mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.2000

Wie diskutiert man, wenn die Wahr- oder Falschheit irrelevante Kriterien sind

Das Problem an den Diskussionen mit den "Popuplisten" ist doch, dass diese "Populisten" die Wahrheit einer Aussage nicht für relevant halten. Es geht schlicht weg, um ihren Nutzen für die Sache. Das ist zumindest der rote Faden, den ich in all diesen Debatten sehe.

Statt Argumenten werden nur noch Stichworte ausgetauscht, deren Ziel es ist, die Glaubwürdigkeit des Gegenübers auf einer emotionalen Ebene zu untergraben. Und diese Punkte werden solange wiederholt, bis sie sich wie eine Wahrheit anfühlen.

Das kann man doch auch hier im Forum beobachten: Wenn es um Corona geht, dann fällt sofort das Stichwort der "Corona-Papers" aus dem RKI. Dabei geht es schon lange nicht mehr darum, was dort wirklich drin steht, oder was das zeigen soll.

Das kann man auch hier im Telepolis-Forum sehen: Lars Lange erzählt ständig von der gescheiterten Kursk-Offensive und wie wunderbar die russische Armee die Ukrainer vom russischen Staatsgebiet vertrieben hat. Ein Blick auf russische Karten (!) zeigt, dass das nichts stimmt. Aber das macht nichts, die "gescheiterte Kursk-Offensive" ist im Forum zum feststehenden Begriff geworden.

Drittes Beispiel gefällig: Die hohen Energiepreise durch die Sanktionen gegen Russland. Die Sanktionen seien der Treiber der Inflationswelle . und nicht die klar falsche Zinspolitik der EZB. Ein einziger Blick auf die Indices zeigt, das Gas und Öl billiger sind als 2019. Da kann der Preisanstieg auch für nichts verantwortlich sein, weil es ihn schlicht nicht gibt.

Aber solange bei einem Großteil der Bevölkerung sich mehr für die emotionale Wahrheit einer Aussage als für Tatsachen interessiert, ist eine Auseinandersetzung nicht möglich. Eine demokratische Debatte setzt eine gewisse Form von Intelligenz voraus. Nach dem uns die PISA-Studien ein Vierteljahrhundert lang gewarnt hat, dass ein Großteil der Schüler nicht in der Lage sind einen Text zu lesen und zu verstehen, sollte doch keinen überraschen, dass wir an diesem Punkt angekommen sind. Wir müssen einfach damit umgehen lernen, dass ein Großteil der Bevölkerung zu dumm um sich für das Staatswesen zu interessieren. In der griechischen Polis kannte man das Problem und hatte einen schönen Begriff dafür: ἰδιώτης.

MfG

Mr Hardware

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