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  • Emrymer

mehr als 1000 Beiträge seit 28.08.2020

Konjunktiv, Indikativ, Singular und Plural

Dass dieses nur scheinbar nebensächliche Problem als Phänomen keineswegs ein Einzelfall ist, zeigt sich übrigens noch im selben Text:

Den Gesundheitsbehörden in Gaza zufolge seien allein in den vergangenen 24 Stunden 300 Menschen durch Luftangriffe gestorben, die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. (...).

Tagesschau

Nein, hier muss, siehe journalistisches Handwerk, da die Quelle mittels Präposition (wie zufolge, laut, nach) im selben Hauptsatz wie das Zitierte benannt wird, die Wirklichkeitsform folgen, also: "ist".

Zunächst einmal entwickelt sich die Sprache vom Indikativ nach "laut" und "zufolge" offenbar weg und läßt den Konjunktiv zunehmend zu, wie man auch hier bei heise beobachten kann, z.B. hier:

Ein anderer Weg... wären laut Windeck

und hier:

Die Chancen seien laut Ralf Wintergerst jedoch höher als die Risiken.

Der Duden verlangt den Indikativ wohl ebenfalls nur "in der Regel". (Ist gerade offline, aber andere Quellen verweisen darauf.)

Zweitens... wie sollte der zitierte Tagesschau-Satz mit "ist" lauten, da dort, soweit ich sehe, alle Bezüge im Plural stehen? Selbst wenn der erste Satzteil an den zweiten angeglichen würde, müsste es doch "sind" heißen und nicht "ist"?
Andererseits wäre eine Angleichung schon aus Logikgründen sinnvoll: wenn die Zahl unklar ist ("seien"), kann man doch eigentlich nicht direkt danach behaupten, man wisse aber doch, wie sie sich zusammensetzt...

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