.... wird bereits dermaßen durch eben diese Sendungen
verstümmelt, daß - sollte es dir mit deiner Meinung wirklich
ernst sein - du keinen Finger krumm machen würdest, um diesen
Schwachsinn zu verteidigen.
Es ist immer wieder interessant, zu sehen, wie die Leute reagieren,
wenn sie ihre Gewalt- oder Sexualphantasien von einer Beschränkung
bedroht sehen. Dann stilisiert sich jeder zu einem
Widerstandskämpfer gegen ein suppressives, anonymes System; und
der bevorzugte Gegenspieler in dieser Sache wird - huh! - ein
Moralwächter! - Selbst mit viel Phantsie fällt es schwer,
sich diese Leute anders als mit einem Bleistift und einer dicken
Hornbrille bewaffnet vorzustellen. Kein wirklich heldenhafter Kampf,
aber zum Glück werden diese Leute ja ihrerseits von diesem
annonymen, übermächtigen SYSTEM gestützt, so daß
wir dann ganz alleine gegen die feindliche Übermacht stehen ....;
ja, fast ganz so wie der thumbe Muskelprotz in QUAKE!
Und was sind dann die Ideale, für die Leute wie du kämpfen
wollen? Was sind die Werte, die in diesen Filmen, Talk-Shows und
Psychosendungen herübergebracht werden? Ist das etwa das
"Konzept Leben", für das du und Leute wie du einstehen
wollen? Viel Glück damit ... Denn das bedeutet, daß es
geradezu zur Pflicht wird, seinen Partner zu betrügen, den Sex ist
ja bekanntlich ein Trieb, den man niemals unterdrücken darf, soll
er nicht zu Neurosen führen. Es bedeutet, daß man seine
Konflikte durchaus mit Gewalt lösen kann, denn das Leben ist nun
einmal so. - Freundschaften und Liebe - beziehungsweise deren
Verletzungen - werden zu Kaffeekränzchenthemen degradiert, die
unter den Augen der sensationsgeilen Öffentlichkeit ausgewalzt
werden müssen - natürlich unterbrochen von der Werbung. Und
natürlich ist auch das ein Zeichen der Zeit - niemand hat Anspruch
auf seine Intimsphäre - der Tod oder Sex fremder Menschen geht uns
selbstverständlich alle etwas an ...
Niemand wird behaupten, der bloße Kontakt mit moralisch
verwerflichen Inhalten würde den Menschen bereits prägen. Das
Problem ist das konzeptiv erlernte Verhalten, auf welches die Dinge
letztendlich hinauslaufen. - Der Film mit dem gewalttätigen Inhalt
selbst macht mich noch nicht böse - erst, wenn ich aufhöre,
darüber zu reflektieren, beginnt der zersetzende Einfluß. -
Niemand wird bestreiten, daß eine Runde Quake oder Half-Life hin
und wieder sehr gut tun kann. Zum Problem werden Computerspiele erst,
wenn sie in Massen und unreflektiert "konsumiert" werden, da
man unterbewußt als zum Erfolg führendes erkanntes
Verhalten, versucht, in die eigene Persönlichkeit zu integrieren -
und Quake vermittelt nun einmal keinerlei emphatische Werte: Der
Stärkere setzt sich durch; der Schwächere wird erschossen. -
Willkommen in der "wirklichen" Welt!