Es ist sicher kein Zufall, dass Rüdiger Suchsland in seinem lesenwerten Artikel insbesondere die Medien in ihrem Versagen an der Gesellschaft im Zentrum der Problematik ansiedelt.
Ob nun der Bedeutungsverlust dafür verantwortlich ist, dass man reißerischen Unsinn verbreitet, oder der publizierte Blödsinn bei immer mehr ehemaligen Kunden zum Abwinken führt, ist nicht bedeutsam.
Der Ansatz, der sensible Bereich Kunst sei besonders gefährdet und verlange Gegenwehr, ist verständlich, hat aber vor dem Hintergrund der Allgegenwärtigkeit des Problems einen "elitären" touch.
Veröffentlichte Meinung, und da insbesondere die, die man mit Zwangsgebühren finanzieren muss und die dann ihr "Publikum" in wesentlichen Fragen nasführt, ihm ein X für ein U vorzumachen versucht, Halbwahrheiten verbreitet und offensichtliche politische Fehlenwicklungen hypt, versuchen nicht nur missliebige Kunst - so sehr das auch an McCarthyismus erinnert - einzunorden, sonder maßt sich mittlerweile an, durch eine koordiniert wirkende Propagandaschlacht die Versuche, den Krieg in der Ukraine durch diplomatische Bemühungen zu entschärfen, als unmoralisch und gänzlich dumm darzustellen.
Das Hamburger "Nachrichtenmagazin" hat mit seinem neuen Chef von der B I L D einen seiner Schreiber den Begriff "Lumpen-Pazifisten" auf die Agenda setzen lassen. Das hat Qualitäten, die an eine ganz dunkle Zeit erinnern.
Von ernsthaftem Journalismus würde man erwarten, dass sich die Berichterstatter mit den grotesken Sanktionen beschäftigen, die diese Regierung für klug hält, obwohl es dafür wenig Anlass gibt, oder auch mit der Frage, ob durch das Anheizen des Krieges außer den wenigen Profiteuren, die massiv Kasse machen, sonst noch irgendwer in Europa ein Interesse daran haben könnte.
Man traut sich mittlerweile kaum noch darauf hinzuweisen, dass wir dank der Strategie der Eskalation einem atomaren Konflikt in Europa (nicht den USA) nie näher waren.
Die Schlüsselministerien, die hauptverantwortlich für die unverständlichen Entscheidungen stehen, befinden sich in den Händen von transatlatisch geprägten und angeblich moralisch unangreifbaren hardliner, von denen die Chefin des Auswärtigen Amts, deren Hauptaufgabe es sein müsste, nach diplomatischen Wegen aus der Krise zu suchen, russophobe Äußerungen für politisch klug hält und auch ihr Kollege, der offenbar dabei ist, mit der Boykottstrategie nicht nur millionenfache und hausgemachte deutsche Armut zu bewirken, sondern der gleich das ganze Land in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben scheint, macht keine bessere Figur. Laut veröffentlichter Meinung sind diese beiden angeblich die beliebtesten Politiker, die es derzeit bei uns gibt.
Vor diesem bedrückenden Hintergrund wirken mediale Kampagnen wie etwa die gegen die Dokumenta zwar makaber, aber die richten momentan andernorts weit größeres Unheil an.