Die journalistische Erregung kann daher nur darin gründen, mit "vergleichen" tatsächlich "gleichsetzen" zu meinen.
Nein, darum geht es gar nicht.
Es geht darum, dass Streeck zum Vergleichen einen Maßstab gewählt hat, der derart mit geschichtlichem Ballast aufgeladen ist, dass der eigentliche Inhalt seines Vergleichs völlig dahinter zurücktritt. Nicht bei den Journalisten, die sich darüber erregen, sondern bei der Bevölkerung, die womöglich gar nicht merkt, was genau gemeint war.
Und da muss man Streeck echt vorhalten, warum er ausgerechnet so einen Vergleich gewählt hat. Der Mann ist Virologe, der muss doch genug von der Medizingeschichte mitgekriegt haben, dass er weiß, was es alles an besseren Möglichkeiten gibt als ausgerechnet die Pest und die Juden! Noch dazu, wo den Juden echte Bosheit zugeschrieben wurde, den Ungeimpften lediglich Ignoranz und Bequemlichkeit.
Das ist auf jeden Fall eine Entgleisung.
Ein Antisemit ist er nur von dieser Äußerung allein keiner.
Aber es gibt einen Anfangsverdacht. Mal schauen, was er sonst noch so sagt und ob es da wieder so seltsam unpassende Vergleiche gibt. Vielleicht ist er ja doch einer und er hat sich nur verplappert, vielleicht ist er keiner und hat einfach nicht genug auf den Kontext geachtet, in dem das verstanden wird.