Ansicht umschalten
Avatar von bbirke
  • bbirke

mehr als 1000 Beiträge seit 22.12.2004

Mit Volldampf zurück in die frühen 1990er?

Vieles scheint im Moment an die frühen 1990er zu erinnern: ein bestimmtes mediales und intellektuelles Establishment, das der eigenen Bevölkerung hochkritisch bis feindlich gegenübersteht, und eine scheinbar durchbrechende politische Rechtsentwicklung, die mit aller Gewalt unterdrückt werden muss. Vor allem in den Medien sind diese Haltungen verbreitet. Gerade deswegen hatten sie auch so ein schlechtes Maß an Vertrauen.

Damals hatten diese etablierten Kräfte mit der deutschen Wiedervereinigung ihre schlimmste Niederlage überhaupt hinnehmen müssen. Wurde noch im Spätsommer 1989 vielerorts sehr schräg angesehen, wer sich für die Wiedervereinigung aussprach, lief es innerhalb eines Jahres mit Hochgeschwindigkeit ab, und die schon damals weithin sehr einschlägigen Medien konnten nichts dagegen tun. Obwohl es damals noch kein Internet gab.

Kurz danach gab es dann die kriminellen Erscheinungen am "rechten" Rand: Skinheadszene, Hoyerswerda, Rostock und Brandanschläge wie in Solingen, die von diesem Establishment voll ausgenutzt wurden, um wieder den Daumen drauf zu halten

Zuletzt kam 2016 der große Umbruch; mit Brexit und Trump wurde vieles, was vorher als Spinnerei und undenkbar erschien, plötzlich Mehrheitsentscheidung. Es sah schon seit längerem nach stetiger Veränderung aus: Gegenöffentlichkeit in sozialen Medien und Internet, zu den agitatorischen und indoktrinierenden Mainstreammedien. Mit der AfD schien sich erstmals in Deutschland eine rechte Partei etablieren zu können, die nicht einer geschlossenen feindlichen Front im Establishment entgegen stand. Was sicher auch daran lag, dass ein die Bevölkerung verelendender Neoliberalismus im Establishment ein klarer Pluspunkt war - Lucke und Konsorten waren INSM-Propagandisten, die noch 2005 im sog. "Hamburger Appell" eine massive Verelendung der Bevölkerung zwecks Profitmaximierung der Oberschichten gefordert hatten. Dagegen ist es die schlimmste Blasphemie und Todsünde, an der Verwendung der NS-Historie als Machtinstrument zu kratzen.

In den letzten Monaten hat sich vieles geändert: "Nazi"-Beschimpfungen werden wieder gängiger und z.B. gegen die AfD fast durchgängig angewendet. Die wohlwollend hingenommenen Gewalttätigkeiten der autonomen Szene, wie auch Einschüchterungsbemühungen in der Zivilgesellschaft, sind in den letzten Wochen scheinbar exponentiell gestiegen. Selbst in den USA, die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts weitgehend davon verschont geblieben waren, breitet sich die autonome Gewaltszene jetzt massiv aus. Und gleichzeitig verschwinden bei ihnen klassisch "linke" Anstriche, dafür kommt immer mehr die reine Lust an der Gewalt und Unterdrückung, aus einer Elitearroganz heraus, durch. "Antideutsche" sind kaum noch politisch links einzuordnen.

Es ist also anscheinend ein Rollback, ein Gegenschlag im Gange, vergleichbar der Entwicklung 1992/-93. Die Lichterketten damals waren einerseits Ausdruck durchaus berechtigter moralischer Empörung über kriminelle Erscheinungen, aber dienten gleichzeitig auch als Schmierstoff für das damalige Rollback. Derzeit grassiert ein gewisses Krisenempfinden und Unsicherheit, das wahrscheinlich viele wieder der gleichen, politischen Mainstream-Szene unter die Fuchtel treibt - wie auch bei der Saarland-Wahl.

Aber kann wirklich ein "Spiegel" wieder zum vermeintlichen Gott-Medium, wie vor Jahrzehnten werden, wenn Fälschungen sofort überall aufgedeckt werden, wenn jeder nur über, offensichtlich in Hinterzimmern abgesprochene, Jubelkampagnen für graue Eminenzen der Agenda-SPD den Kopf schüttelt? Tagesschau, Heute-Journal, all die Sendungen, wo sofort klar ist, dass da sehr ausgewählt berichtet wird und dem Zuschauer direkt klar gemacht wird, wie er zu denken hat (einschließlich US-Wahlkampf in deutschen Medien). Das Internet ist die Medienfreiheit, die immer noch die Establishments untergräbt und bislang noch nicht so kontrolliert ist wie Rundfunk, Fernsehen und Printmedien.

Dieses Krisenempfinden wird womöglich auch bald wieder zurück gehen, und im Moment deuten Anzeichen fast auf eine Art Putsch dieses Establishments hin - verschärfte Internetzensurgesetze und die Vernichtung all der Netzfreiheiten der letzten 10, 15 Jahre ebenso, wie flächendeckende Beherrschung durch Schlägertruppen und die in Einzelfällen bekanntgewordene Umfunktionierung von Gewerkschaften zu politischen Spitzel- und sozialen Terrororganisationen. Andererseits versucht sich das Establishment mit fragwürdigen Zuckerbrot- und Peitsche-Aktionen, etwa aktuell wieder mit Abschiebeorgien, nicht nur (oder sogar eher weniger) gegen Kriminelle und Terroristen, was Erinnerungen an das weitgehende Zusammenstreichen des Asylrechts Anfang der 1990er weckt. Als vermeintliches "Zuckerbrot" für die eigene Bevölkerung, und Peitsche für andere. Solche Maßnahmen sind dubioser politischer Aktionismus, der eigentlich kein Vertrauen steigern sollte.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten