Zumindest im Bereich der Generika waren es europäische Behörden, die den Preisdruck auf Hersteller immer mehr erhöht und dabei ignoriert haben, dass die Produktion aus Kostengründen zunehmend oder vollständig ins ferne Ausland abgewandert ist. Um es deutlich zu formulieren: die Unabhängigkeit von Produzenten in Asien hat die Behörden einen alten Stetson interessiert.
Anno 2007 durfte ich bei Big Pharma an einem Projekt zur Verbesserung der Medikamentensicherheit teilnehmen, wobei es zunächst nur um die (Karton-) Schachtel ging. Anpassungen am Design hätten pro Produkt Kosten im siebenstelligen Bereich hervorgerufen (weil man sich in jedem Markt zertifizieren lassen muss), so dass die Massnahmen im Generika-Bereich undenkbar waren - schon damals Betrug der Gewinn teilweise kein 2% pro verkaufter Schachtel (für den Kostenwahnsinn im Gesundheitswesen sind solche Produkte definitiv nicht verantwortlich).
An Behörden gehen solche Themen 100%ig vorbei.
Im konkreten Fall wurden für Blockbuster Massnahmen ergriffen, die das Design nicht änderten - zum Glück kamen damals Anbieter mit neuen Ansätzen auf den Markt, die entscheidende Verbesserungen lieferten.
Zwischenzeitlich habe ich erfahren, dass man sich auch dem eigentlichen Medikamenten-Blister angenommen hat, so dass nachvollzogen werden kann, ob Schachtel und Inhalt vom originalen Hersteller stammen. Dies ist enorm wichtig in Ländern, in denen eine Menge - mitunter lebensgefährlicher - Fälschungen auf den Markt kommen.
Und was tun die Behörden? Sie können einem sagen, dass vor 200 Tagen genau 111 Medikamente nicht verfügbar waren. Das ist grandios.
Insofern ich bei einem rein natürlichen Produkt selbst betroffen bin, war ich neulich etwas weniger entzückt, als es in der Apotheke hiess: "Wahrscheinlich ab Mai wieder lieferbar". Um es zusammen zu fassen: eine Multimilliarden-Branche wird durch den Staat auf Sicht gefahren. In einer dichten Nebelsuppe ist das nicht akzeptabel.