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Avatar von joribo
  • joribo

mehr als 1000 Beiträge seit 06.09.2013

Re: Siemens Gamesa etwa 1 Milliarde Verlust zuletzt

...ich war Chefkonstrukteur und Projektleiter dieser Anlage:
https://en.wind-turbine-models.com/turbines/285-samsung-s7.0-171
Kenne also die gesamte Kostenstruktur und die supply chains und von der Anlage selber jede kleine Schraube. Vieles habe ich eigenhändig am CAD konstruiert weil es den Supply-Leuten an speziellem Windkraft-knowhow fehlte. Wir haben natürlich in der ersten Phase der Entwicklung intensiv die Grösse und das Rating ausgearbeitet was Sinn gibt.

Etwas entwickeln "weil man es kann" geht vielleicht im Luxusautosegment.
Dort wie hier entwickelt man jedoch das, was man den angepeilten Kunden in vielen Gesprächen schmackhaft machen konnte.

Das ist eine kleine Nische im Offshore-Markt wo man grosse Wassertiefen hat und demnach die Fundamentkosten prozentual hoch sind. Da kann man mit weniger aber grossen Anlagen gegen mehrere mittelgrosse gewinnen.
Aber nur dann wenn alle Komponenten an der Küste gefertigt werden OHNE jede Höhen- oder Gewichtsgrenzen der jetzigen Fertigungsketten.

1.1 Die Abmessungen der Komponenten überschreiten die Landtransportgrenze von 4,6m von Autobahnbrücken und verursachen extra Kosten bei der Logistik

Und Du hast einen besseren Taschenrechner als die Leute bei SGRE? Was ein Wunder, dass deren Werk in Cuxhaven liegt.
Die 2 ehemaligen Konkurrenten in BHV mussten immer noch durch die Schleuse in den Fischereihafen, so klein ist die aber auch nicht.

Siehst du, genau das ist der Punkt. Beispiel mal Rotorblätter. Blattwurzel 4,2m war meine Grenze bei der SHI-7 weil der Tieflader 40cm braucht und die Brücken 4,6m hoch sind. Da kommt man noch knapp drunter weg. Blatt war 83m lang, 35 to schwer, Rotordurchmesser 172,3m. Die Blätter kamen aus dem dänischen Binnenland. Also, Landtransport unvermeidlich. Die heutigen Angeber-Anlagen mit 220m Rotor und 12 MW und ähnliches sind klar über den Landtransportgrenzen. Auch von den Massen her.
Meine SHI-7 hat einen Maschinenträger aus Sphäroguss 75 to schwer, war gerade eben noch transportierbar auf Sonder-Tieflader von China nach Korea. Also der Landweg von der Giesserei zum Hafen. Ist erstmal alles auf dem Schiff oder auf der Werft, kein Problem.

1.2 die Gewichte der Hauptkomponenten wie die Gussteile von Nabe und Maschinenträger sind bei diesen prestige-Anlagen so gross dass nur wenige Giessereien in der Lage sind diese zu liefern. das treibt die Preise hoch.

Und doch hat SGRE so eine Anlage entwickelt, muss wieder dieses Taschenrechnerproblem sein.

Es ist MÖGLICH jedoch man läuft in Eskalationen hinein: Die Komponenten sind nicht mehr normal Landtransportfähig und die Fertigungskapazitäten der Lager- und Getriebehersteller reichen nicht aus für die Teile. Der WKA -Hersteller muss da eingreifen und investieren um zB ein einsatzgehärtetes Lager von 5,5m Durchmesser zu bekommen. Deshalb hat meine SHI-7 etwa 4,4m grosse Wälzlager weil das der Härteofen der Lieferfirma hergab ohne dass man mit viel Zeit und Geld einen Extra-Härteofen bauen müsste.

1.3 die Härteöfen für die Grosswälzlager sind nicht verfügbar es sei denn der WKA-Hersteller kauft sich bei einem Wälzlagerhersteller ein und finanziert ihm Härteöfen für Lager von über 4,2 m (typisch 5-6 m)

In der Regel beginnt solch eine technische Entwicklung mit der Sondierung der Supply Chain. Warum sollte das hier anders sein, hältst Du die Turbine für handgeschnitzt?

Sie bleibt solange unwirtschaftlich bis sämtliche Hauptkomponenten direkt am Wasser gebaut werden können ohne Landwege.
Aber es kommt noch ein weiteres Problem: Rotorblätter sind gewichtskritisch. DH wenn man sie grösser macht führt die grössere Masse zu grösseren Schwenk-Biegemomenten, das erfordert mehr Masse, das macht die relevanten Momente grösser etc etc......
Die Blattmasse wächst mit der Potenz 2,6 mit dem Rotordurchmesser. Man bekommt eine Eskalation der Massen, da die Schwenkbiegemomente der Rotorblätter massgeblich die Nabenmasse bestimmen.

Nur bei offshore in tiefem Wasser sind die neuen Prestige-Grössen konkurrenzfähig gegen eher konventionelle Anlagen von ca 7MW, wo sich alles knapp noch auf der Strasse transportieren lässt und auch die Wälzlager ohne Kunstgriffe lieferbar sind.

Wassertiefe ist nicht das Kriterium.

Doch. Tiefes Wasser = grössere Fundamente = prozentual höhere Kosten des Fundamentes an der Gesamtanlage.

Viele Kosten im Bereich Logistik, Installation und Wartung sind bei 14MW nicht doppelt so hoch wie bei 7MW.

Umgekehrt. Wie oben erwähnt:
Landtransportgrenzen von den Abmessungen her
dto von den Gewichten her
Grenzen was die Zulieferer an Fertigungskapazitäten haben.
Rotorblatt -Masseneskalation mit Exponent 2,6
Rattenschwanz an überproportionalen Massenerhöhungen im Bereich Nabe und Rotorlager durch die "hoch 2,6" angestiegenen Rotorblattmassen.

2. Konkurrenten wie GE, Vestas und mehrere Chinesische Hersteller haben vergleichbar grosse Anlagen, Siemens ist da also nicht allein.

Was willst Du nun damit sagen? Alle dumm, oder etwa doch mit mehr Wissen unterwegs als Du...?

Alle im ruinösen Wettkampf um zu den 5-6 Herstellern zu gehören die weltweit eine Existenzberechtigung haben. Alles andere geht Pleite wie die letzten 10 Jahre gezeigt haben. Zum Wettkampf gehört auch das Marktsegment "tiefes Wasser".Und die Zeitungsnotizen ""die grösste" oder "grösster Rotor weltweit" oder " Rekord beim Energieertrag". Erinnert mich an den Bugatti Veyron mit satten 1000 PS.
************
Nach meiner SHI-7 in Korea war ich 3 Jahre in China und habe dort eine 6MW-Anlage betreut. Die wird gerade in Serie offshore aufgebaut. Gegen die Konkurrenz der dänischen Prestige-Anlagen. Offensichtlich stimmen meine oa aufgeführten Argumente.

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