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  • demokratie

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II

Mrothyr schrieb am 20. September 2006 18:37

> Persönlich denke ich, daß der Versuch, in eine
> ENTSCHEIDUNGSFÄHIGE poltische Position zu kommen, dich soweit vom
> Volk, von der Basis entfernt, daß deine Entscheidungen zwangsweise
> falsch bzw. lobbyorientiert sind. Denn die Entscheidungen selbst
> werden von immer höher geschichteten Hierarchien getroffen. Die
> Druckwirkung von oben nach unten ist da mannigfaltig - das geht von
> Parteitreue bis hin zu Regulierungsvorschriften.

Das mit der 'entscheidungsfähigen politischen Position' ist ein guter
Punkt. Es ist fast irrelevant nach Berlin zu schielen, wenn es um
Entscheidungen im Bereich der Wirtschaftspolitik geht. Rund 70% (hab
die Zahl mal irgendwo aufgeschnappt....muss aber eine Quelle schuldig
bleiben) der deutschen Wirtschaftspolitik, werden durch die EU
geregelt. Entweder durch Beschlüsse des EU-Parlaments (was ja noch
einigermaßen demokratisch ist) und durch Weisungen der EU-Kommision
(die ja nun Eindeutig NICHT demokratisch getroffen werden). Die
deutsche Regierung in Berlin kann und DARF auch nur diese Weisungen
und Beschlüsse in nationales Recht umwandeln. Wenn in Berlin Gesetze
verabschiedet würden, die diesen Weisungen oder Beschlüssen
zuwiderlaufen, würden sie durch die EU gekippt werden. Erstaunlich
ist für mich immer wieder, das dieser Umstand weder von den Medien,
noch von den Politiker selber Thematisiert wird..

> Hmm, das Problem ist, daß die sich durchaus isoliert. Die
> Ghettoisierung ist ebenso fakt wie die Stadtflucht. Die Entwicklung
> hin zu No-go-Areas, national befreiten Zonen, Parallelkulturen,
> privat bewachten Schutzgebieten hat auch bei uns eingesetzt. In
> Deutschland ist der soziale Status eines Kindes bereits so
> entscheidend für die Bildungsmöglichkeiten wie in Drittweltländern.
> Die Durchlässigkeit der Gesellschaft tendiert gegen Null. Selbst der
> Kulturbetrieb, früher der große Gleichmacher, entwickelt aufgrund der
> Filterwirkung der Medien und der Unterteilung in (aktive) Produzenten
> und (passive) Konsumenten inzestiöse Tendenzen.

Das ist richtig. Ich meine nur, das sich die "Mittelschicht" mehr
durch ihre potentielle Kaufkraft, denn durch Zugehörigkeit zu
ethnischen oder kulturellen Gruppen, aber wenn ich deinen Begriff des
sozialen Status mit der Kaufkraft gleichsetze haben wir da beinah die
gleiche Position


> Du selbst hast von Klassenkampf gesprochen (weiter unten) - dazu
> gehört auch, daß man die Existenz einer isolierten Mittelschicht,
> einer Klasse zwischen Proletariat und Großkapital, akzeptieren muß.

Also eigentlich gebe ich dir ja recht, nur versuche ich solche
dualistischen Positionen zu vermeiden.

> Im Rahmen der
> Wirtschaftsentwicklung werden auch die Kleinunternehmen immer unter
> "Arbeitgeber" subsummiert, die Löhne reduzieren und am liebsten nach
> Polen auswandern wollen. Und zwar von allen politisch aktiven
> Kräften. Und ja, ich geb zu, die einschlägigen Verbände tun ihr Teil
> dazu - wenn ich den Handwerkskammerpräsidenten sehe fehlen mir auch
> 99 Cent zu nem Euro.

Vielleicht wäre es dann mal ganz gut, wenn sich verantwortungsvolle
mittelständische Unternehmer zusammentun um ihre Gegenposition zum
Kurs der Handwerkskammern und Arbeitgeberverbände deutlich zu machen.
Wie du ja selbst schreibst, wird das öffentliche Bild der Unternehmer
durch eben diese Verbände und Kammern bestimmt. ganz selten bekommt
man mal in den Medien Unternehmer vorgestellt, die eine andere
(soziale) Wirtschaftspolitik einfordern und umwelttechnisch und
gesellschaftlich verantwortlich handeln.

> Auch die Unternehmenskultur ist
> völlig pervertiert, speziell in den Großstrukturen.

Das merke ich als Arbeitnehmer jeden Tag. Es macht einfach keinen
Spaß mehr zur Arbeit zu gehen und nur noch wie eine unnütze
Kostenstelle behandelt zu werden. Das der Mitarbeiter heute nur noch
als 'Human Ressource' (deutsch: Menschenmaterial; ursprünglich von
der SS geprägter Begriff) bezeichnet wird ist schon kennzeichnend für
die Einstellung der Konzerne gegenüber den Menschen die für sie
arbeiten.

> Ja. Aber Zeit wird dann, wenn sie eben nicht im Übermaß zur Verfügung
> steht, auch unter Effizienzgesichtspunkten verbraucht. Und von der
> Wirksamkeit eienr Demonstration für ich als Kleinunternehmer konnte
> mich eigentlich noch niemand überzeugen. ...

ich wiederhole mich, aber man muss nur die entsprechende Konsequent
sein und nicht gleich nach der ersten Demo klein bei geben. Ein gutes
Beispiel sind auch die Ärztedemos der jüngsten Vergangenheit. 

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