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  • demokratie

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Antwort

Mrothyr schrieb am 25. September 2006 17:55

> Ich denke, du siehst hier nur einen Teil des Problems. Auf der einen
> Seite meine ich mit "trivialisiert" durchaus die Toleranz gegenüber
> trivialen EIgentumsdelikten, wie sie in Deutschland schon mal
> propagiert wurde - gerade von der Linken (Ladendiebstahl straffrei
> stellen, du erinnerst dich?). Dies halte ich für falsch - dies
> straffrei zu stellen wäre ein negativer Sozialisierungseffekt.

Hmmm….schon, nur wo willst du die Grenze ziehen? Die letztendliche
Konsequenz aus deiner Forderung führt doch in den Polizeistaat. Das
ist ja auch eine akute Bedrohung zu Zeit (allerdings mit der
angeblichen Terrorgefahr begründet). Willst du jedes Abweichen unter
Strafe stellen musst du es auch akzeptieren, das der Staat dazu die
nötigen „Repressalien“ einführt (Kameraüberwachung; Telefon- und
Emailüberwachung etc.).

> Auch eine immer schwächere Strafverfolgung
> ist im Endeffekt eine Trivialisierung - und diese ist sowohl in den
> USA als auch in Deutschland (und vermutlich auch im Rest der Welt)
> durchaus zu bemerken.

Da scheinen wir eine unterschiedliche Wahrnehmung zu haben. Sowohl in
den USA wie auch in Deutschland sind die „Law and Order“ Hardliner
auf dem Vormarsch. Wo siehst du eine Trivialisierung? In der Menge
der Delikte? Da sehe ich eher eine Bestätigung, das „Law and Order“
ein Weg in die falsche Richtung ist.

> Dies ist dann aber eben kein Konsens mehr. Das Wichtigste am Konsens
> "Eigentum" war ja, daß er von den Menschen akzeptiert und mitgetragen
> wurde, daß Eigentumsdelikte soziopathischer Natur waren. Ein
> resozialisierungsorientiertes Strafsystem wie das Deutsche trug dem
> Rechnung - es muß aber versagen, wenn "Eigentum" kein
> gesamtgesellschaftlicher Konsens, sondern ein gewaltsam
> durchgesetztes Privileg darstellt. Dann wird auch das
> vergeltungsorientierte Strafsystem der USA nachvollziehbar - es soll
> ja abschreckend wirken. Dieses Justizsystem entspricht einer
> Gesellschaft, die keinen inneren Konsens kennt, sondern ihre inneren
> Konflikte mit Gewalt unterdrückt.

Ok, das kann ich so stehen lassen. Nur gibt es für mich wichtigere
Aspekte, als die Eigentumsfrage. Menschen- und Freiheitsrechte sind
für mich bei weitem wichtiger als die Frage des Eigentums.

> Und genauso sehe ich
> meine Stellung gegenüber dem Kunden: Meine Dienstleistung ist
> geldwert, mithin ist dasselbe Produkt teurer als im Discount oder per
> Netz. Aber trotzdem aufgrund der damit zusammenhängenden
> Dienstleistung preiswert.

Ich gehöre noch zu den Leuten die lieber im Fachhandel (mal aus dem
bauch heraus) 10% mehr Zahlen und dafür einen fairen Service und
Support erhalten. Was nützt mir ein extrem billiges Produkt aus dem
Discount, wenn ich im Störungsfall nur per Rechtsstreit meine
Garantie bekomme, oder im regen stehe wenn ich mit dem Produkt nicht
klarkomme.
Leider denken die meisten Kunden so weit nicht.

> Ich denke, daß beide Gründe zutreffen. Das Großkapital treibt
> stehenden Auges in den Zusammenbruch - in der Meinung, daß sie den
> Arsch an der Wand haben und ihre Position nach dem Zusammenbruch
> aufgrund der Kontrolle über die Produktionsmittel gesichert ist. Den
> unvermeidlichen Zusammenbruch abzumildern, eine aktive Bewegung für
> einen möglichst verwerfungsarmen Übergang in ein neues System zu
> etablieren, ist dabei keine Alternative - riskieren sie doch damit
> ihre eigene Position.

Ich MUSS mir trotzdem die Hoffnung bewahren, das wir diese
Feudalherren mittelfristig unter Kontrolle bekommen.

> Das Argument mit den Lohnkosten ist
> gerade bei Industriegütern kaum noch schlagend, der Anteil der
> Lohnkosten an den Gesamtkosten ist sehr gering inzwischen. Trotzdem
> geraten wir in Nachteil, weil wir verschiedene Standortvorteile
> aufgeben (sozialer Frieden, hohes allgemeines Bildungsniveau,
> ausgebaute Infrastruktur), statt diese gemeinschaftlich zu pflegen.

Wohl war!!

> Ist auch kein Wunder, weil die Investition in diese Vorteile eine
> indirekte Subvention für global agierende Unternehmen sind, die sich
> am Steueraufkommen nur in extrem geringem Maße beteiligen. Inwieweit
> die heutigen Boomstandorte dieses Subventionsniveau halten können:
> Darauf darf man gespannt sein. Der Bonus aus dem guten (um nicht zu
> sagen überlegenem) Bildungssystem der DDR war in der Ostzone
> innerhalb von 10 Jahren durch Abwanderung und Ausblutung
> aufgebraucht.

Nur mal am Rande…die Emigration steigt auch in der Bundesrepublik
stetig an.

> Naja, die Medien schweigen es eher tot. Und wenn man mal auf Phoenix
> in einschlägige Fachrunden guckt, kommen auch andere Fakten zu Tage -
> wie der Umstand, daß wohl letztes Jahr allein 10000 Menschen durch
> Arbeitsunfälle in China ums Leben gekommen sind. Wieviel sind es in
> Deutschland?

Interessant fand ich auch mal eine Feature auf Deutschlandradio zum
Thema Arbeitsbedingungen in China. Dort wurde gesagt, das die neuen
privaten Unternehmen, deutlich schlechtere Löhne zahlen als die alten
staatlichen, die zudem auch noch „soziale Leistungen“ angeboten
haben.

> Jo. Aber der Cent ist nicht das Problem. Sie unter Kontrolle zu
> bekommen dürfte ein weiter Weg sein. Wenn schon bei wesentlich
> trivialeren Dingen wie dem Klimaschutzabkommen nationalstaatliche
> Interessen eine globale Einigung verhindern.

So meinte ich das eigentlich ;)

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