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2 Beiträge seit 14.09.2006

Ja und Nein

> neben den Wahrheiten, die unzweifelhaft auch vorhanden sind:

> Zitat: »Auf der Ebene der Individuen untergräbt die Schaffung immer
> neuer Ansprüche auf soziale staatliche Leistungen nach und nach die
> Moral der Gesellschaft.«
ja, das ist richtigt.

> Das stimmt zwar, aber die Schaffung immer neuer Ansprüche auf
> unternehmensstützende staatliche Leistungen (Steuervorteile,
> Subventionen bei Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland etc.)
> untergräbt nach und nach die Moral der Unternehmen. Davon ist hier
> nicht die Rede.

Ansprüche? Steuern zu zahlen ist kein Anspruch sondern eine Leistung,
egal in welcher Höhe.

> Zweitens ist der (nicht sehr) unterschwellige Tenor der, dass einen
> Großteil des Problems Arbeitslosigkeit mangelnde "Anregung" der
> Arbeitswilligkeit ausmache.

> Da geht mir der Hut hoch!

Mir nicht, ich bin Student und Arbeite fleissig (neben der
Mitfinanzierung meiner Etern in der Höhe des BaFög) für 6-10€ die
Stunde z.B. auf Messen oder helfe bei einem Umzug mit(der in der
Mensa ausgeschrieben ist) etc. . Das sind Beispiele, ich bin auch ein
guter Barkeeper.

> a) Ich habe noch *nie* gelesen, dass mal wieder Zigtausende bei einem
> Unternehmen gekündigt haben, um sich in die "soziale Hänegmatte zu
> legen", weil das ALG I und II ja so schönes Leben ermöglichten. Es
> sind *stets* die Unternehmen die aus reinem Profitinteresse ihre
> Mitarbeiter selbst dann auf die Straße schicken, wenn es ihnen gut
> geht (das wird manchmal sogar als besonders sozial hingestellt, weil
> es gut dotierte (zu versteuernde!!!) Abfindungen ermöglicht).

In Deutschland kann ein Unternehmen sich nur "sanieren" wenn es
finanziell gut gestellt ist, jede Abfindung kostet immense Summen.

> b) Weiß ich von keinem Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, der sich
> mit einem überquellenden Schreibtisch voller verzweifelter Schreiben
> von Personalverantwortlichen herumquält, weil diese händeringend nach
> Mitarbeitern suchen und sich "das faule Pack nicht aus der sozialen
> Hängematte vertreiben ließe". Hingegen gibt es schon mal Sprüche von
> Personalverantwortlichen wie: "Wir haben hier doch keine
> Altenbetreuung" wenn ein Bewerber aus der Gruppe Ü45 stammt.

Ich hoffe das wird sich in Zukunft ändern und daß muss es auch,
Bißmarcks Rente war für ein Durchschnittsalter von (kein  Plan) 50
kalkuliert, wenn wir heute durchschnittlich 77 werden sollte die 
Rente ab 80 beginnen und jeder 70 jährige der arbeiten will wie ein
19jähriger willkommen sein.

> c) Ich weiß natürlich, dass es auch "faules Pack" gibt. Aber das ist
> eine verschwindende Minderheit. Wenn dieser Anteil wächst, dann
> deshalb, weil man nur ein gewisses Maß an Frustration erträgt.
> Irgendwann nach dem x-100sten Bewerbungsschreiben oder ernüchternden
> Bewerbungsgespräch finden sich die von der Gesellschaft vor lauter
> "Fortschritt" und "Arbeitserleichterung" vergessenen Unqualifizierten
> (die oft genau diese "weg-erleichterten" Jobs belegt hatten) mit der
> Lage ab, nie mehr einen Job zu finden. Wenn man die Menschen dann zu
> weiteren -mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit- sinnlosen
> Vorstellungsgesprächen schicken will, kann ich deren "Leck mich..."
> Einstellung verstehen.

Die Ansprüche sind zu hoch. Als Physikstudent arbeite ich trotzdem
für Geld auch wenn es nichts mit Physik zu tun hat. Man muss
akzeptieren daß die Gesellschaft einen nicht einfach so durchfüttert
sondern ihr zumindest einen Beweiß des guten Willens schuldig ist.

> Wie oft kann man es aushalten, "un(ter)qualifiziert" -mit anderen
> Worten "unbrauchbar"- genannt zu werden, oder einen Lohn angeboten zu
> bekommen, mit dem man kaum seine Miete im "sozialen Wohnungsbau"
> geschweige seinen Lebensunterhalt bestreiten kann? = Deine Leistung
> ist nicht mal soviel wert, wie dein bloßes menschenwürdiges(?) Leben
> kostet. Da fallen mir so hässliche Worte aus den "1000 Jahren" wie
> "Volksschädling" und "lebensunwertes Leben" als Beschreibung für das
> daraus resultierende Selbstwertgefühl ein.

Korrekt. Ich bin für ein  Grundeinkommen mit Flat-Tax.


> Drittens stellt er geringe Inflationsraten als ein Wert an sich dar.
> Dem ist nicht so! Inflation dämpft auch das Kapitalwachstum und
> mildert dadurch die unvermeidliche Vermögensschere. Und je geringer
> die Inflationsrate, desto höher die Reinvestitionsrate und um so
> schneller wächst das Kapital bei den Habenden.

Ich kenne mich mit VWL nicht aus.
Es ist vollkommen egal wie hoch die Inflationsrate ist, wenn sie bei
20% liegt muss die Anlage 20%+ rendite bringen, du zahlst auf dein
Girokonto dann halt 30 Zinsen% und auf dein Baukredit auch. Keiner
der Kapital besitzt wird es dir verleihen wenn du ihm nicht mindesten
die Inflation zurückgibst. Ich verstehe deinen Punkt nicht. Kapital
vermehrt sich wenn du es gut anlegst/verleihst, wenn nicht ist es weg
- derjenige der Kapital verleiht möchte mindestens die Inflation +
Verluste bei anderen Verleihungen + Gewinn, also dürfte dein
Mehr-Inflationstrick reichlich wenig bringen.

> Ein Beispiel zur Vermögensschere:

> Der *relative* Unterschied zwischen einem der nur einen Cent und
> einem der 100.000 Euro sein eigen nennt ist derselbe, wie wenn der
> ärmere 10 Euro und der andere 100.000.000 hat. Aber wenn beide ihr
> "Vermögen" verdoppeln, wird der mit den dann zwei Cent (*praktisch*
> nichts hinzugewonnen) die 100.000 Euro Zuwachs anders (weniger
> dramatisch) wahrnehmen, als der mit den dann 20 Euro (*praktisch*
> auch nichts hinzugewonnen) die 100.000.000 Euro Zuwachs des anderen.
> Denn wir nehmen die Differenzen als Klassenunterschied wahr, nicht
> die Relationen.

Du bist Geldfixiert. Der Einäugige wird sich über sein zweites Auge
sicher mehr freuen als der Porschefahrer über seinen zweiten 911er.

> Und dabei sind die letzten beiden nur 10 Verdopplungszüge vom
> Ausgangspunkt der ersten beiden entfernt!

> Und vielleicht sind es dieselben nur etwas später... Während der
> Ärmere also in 11 Verdopplungszügen praktisch keinen nennenswerten
> Zuwachs erfahren hat, ist der Reichere ein Superreicher geworden.
> Eine Inflationsrate in gleicher Höhe wie die Zuwachsrate hätte aber
> nicht nur das Verhältnis der Beträge, sondern auch das
> Kaufkraft-Verhältnis eingefroren.

Das Kaufkraftverhältnis ist vollkommen unabhängig von der
Inflationsrate. In  Relation.

> Insofern hat Inflation auch einen gesellschaftpolitisch nicht zu
> unterschätzenden Beruhigungsfaktor!

Auf den ersten Blick, aber der Besitzende wird sein Geld wie gesagt
nur da anlegen wo es Rendite bringt und wenn die Inflation höher ist
muss die Anlage eben eine höhere Rendite erbringen, sonst würde das
Kapital nicht angelegt - wir sind da wo wir jetzt sind.

> Viertens: Soweit mir bekannt ist, wird die Mindestlohnregelung in GB
> im allgemeinen als Erfolg dargestellt. Allerdings ist es nicht
> unternehmensfreundlich zu verlangen, dass die Mitarbeiter a) vom
> erarbeiteten Gewinn etwas abbekommen und b) (s.o.) ihre Miete zahlen
> können. Insofern verstehe ich seine Kritik.

Jede Leistung kostet einen Mindestlohn - der sehr gefragte
Leistungserbringer möchte also um sich im Verhältnis zu seiner
eigenen teuren Leistung mehr weniger gefragte Leistungen leisten zu
können mehr Geld als er ohne Mindestlohn verlangen würde, da dann die
weniger gefragten Leistungen günstiger wären. In einer in sich
geschlossenen Volkswirtschaft dürfte der Effekt eines Mindestlohns
also gleich Null sein.

> Zusammengefasst: Herr Otmar Issing zeigt eine Einstellung, die nur
> jemand haben kann, der so abgesichert über den Dingen schwebt, dass
> er die wahren Probleme der einzelnen Leute unten nicht mehr
> wahrnimmt, sondern nur noch den "großen Überblick" zu haben glaubt.
> Ich befürchte, er glaubt tatsächlich auch noch im Recht zu sein.

ich befürchte fast er ist es. Allerdings glaube ich auch, daß es
oftmals Politiker/Wissenschaftler gibt, die zuweit von den  Dingen
entfernt sind über die sie selbst zu entscheiden haben.

> Fazit: Wir sollten uns nicht zu viel von "Experten" erzählen lassen,
> sondern selbst denken. (War keine Kritik an Dich!)

ich denke selber, sehr viel sogar ;-)

vielen Dank im übrigen für die lange Kritik zu einem Beitrag in dem
ich nur einen link gepostet hab !

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