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  • Mrothyr

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2001

Rere III

demokratie schrieb am 25. September 2006 17:03

> Das sehe ich nicht so. Zumindest sehe ich in der Sachbeschädigung
> keine Gewalt.

Ich schon.

> Schon, nur sind Online-Demos leider zu 100% völlig wirkungslos. Das
> Internet ist nunmal virtuell. Ein sehr wichtiges
> Informationsaustauschsystem, das ist unbestritten, aber zum
> durchsetzten demokratischer Mehrheiten taugt es nicht, weil es
> ignoriert wird.

Es ist vor allem ein Medium, mit dem man langfristig orientierte udn
damit stabile Meinungsänderungen erreichen kann - gegen die
Medienmacht der Eliten. Ob sich nun Florian oder Müller auf den Markt
stellt und gegen SWPat demonstriert ist zwar sehr interessant, aber
morgen wieder vergessen. Der Rezipient nimmt aber ein permanentes
Statement auf der Einstiegsseite vierler Unternehmen und privaten
Websites kontinuierlich wahr und wird auch entsprechend eine eigene
Meinung dazu finden. Das ist subtiler - und genau deswegen wirksamer
als eine Sitzblockade von ein paar ziemlich wilden Gestalten in
Brüssel. Es geht eben nicht direkt um Durchsetzung eienr Meinung,
sondern um Bildung einer Meinung bei der Masse GEGEN die Medienmacht,
die solche Themen einseitig kommuniziert. Wenn ich als
Computerunternehmen auf der Website einige mir sinnhaft scheinende
Aktivitäten permanent verlinke (No-TCPA, gegen SWPat, Stop1984.org)
wird das wesentlich mehr Leute auf die Problematik aufmerksam machen
als wenn ich mich irgendwo mit einem Transparent hinstelle - egal
wieviel punktuelle Aufmerksamkeit ich dann bekomme. Warum? Weil
normalerweise DESINTERESSIERTE Bürger dann mit dem Thema in Berührung
kommen. Das Internet ist eben deswegen geeignet, weil es in weiten
Teilen NICHT reguliert ist. Weil es eben KEIN Push-Medium ist.

Und ich bin immer noch der Meinung, daß man sich auch als Lieferant,
als Techniker nicht von der politischen Konsequenz eines Gerätes oder
einer Dienstleistung abkoppeln kann (gerade weil man auch als
Fachmann tieferen Einblick bekommt udn auch glaubhafter ist als
irgendein alter Herr, für den Internet nur ein bunteres Fernsehen
darstellt). Deswegen würde ich mir wünschen, daß eigentlich auch
andere Unternehmen wie auch Privatleute mit ihren Egopages, Blos udn
was es sonst noch gibt ihrer politischen Verantwortung nachkommen und
entsprechende dezente Statements mit platzieren. Den Platz, die 5%
der Fläche hat man immer.

> Gut. Dann komme ich dir mal entgegen. Ich gebe dir recht, solange das
> politische System im Sinne des Grundgesetztes funktioniert. Ich
> schätze das im moment aber nicht mehr so ein.

Rest laß ich mal, ind er Beschreibung der Realität sind wir uns
einig. Nur ist die Konsequenz auch klar: Wir sind nicht mehr in einem
demokratischen System, der demokratische Konsens IST aufgekündigt,
wir sind im Kampf gegen einen übermächtigen diktatorischen Staat.
Noch ist dieser Kampf friedlich, wird aber bereits mit diffiziler
Machtdemonstration ausgetragen (Demonstration).

> Unet diesen Bedingungen bleibt eigentlich nur noch der Weg über die
> Straße. Wenn das Grundgesetz mal wieder durchgesetzt worden ist, kann
> man auch wieder so agieren wie du es beschrieben hast. Momentan ist
> der Zug hierfür aber abgefahren.

Hehe, du stimmst mir doch zu: Die Demos sind nicht mehr eine
Willensbekundung in einer Demokratie, sondern eine Kampfansage gegen
eine diktatorische Politik. Ergo: Die Demokratie HAT versagt, wenn
wir mittels Demos den Volkswillen kommunizieren müssen - an den
parlamentarisch-parteilichen Strukturen vorbei.

> Wie ich oben bereits geschrieben habe, sehe ich diese Perversion
> bereits erreicht oder zumindest fast erreicht.

Da stimmen wir doch überein. Ich entwickle halt noch die irrationale
Hoffnung, daß man IM System noch etwas ändern kann.

> Mehrheiten beeinflussbar sein. Ist dieser Punkt nicht mehr gegeben
> ist das System diktatorisch und dient nur noch den singulären
> Interessen Weniger.

Zweiter Nachsatz weg, dann stimmen wir überein :)

Eine "Diktatur der Weisen" könnte menschlich sein. Die Frage ist nur,
ob sie realisierbar und langzeitstabil wäre oder ob sie schnell
pervertiert :)

> Moment, wo ist den eine Demonstration eine Machtkonzentration? Bei
> einer Demonstration wird doch Macht nunmal erfolgreich geteilt.

Nein, es wird Macht gebündelt. Es werden viele Leute zur
Willensbekundung oder gar Durchsetzung dieser Willensbekundung
gebündelt. Das ist klar Machtkonzentration - nämlich die
Konzentration der Macht der Straße.

> Der Parlamentarismus ist Konzentration, weil in dieser
> Stellvertreterdemokratie ein Parlamentarier für X-Bürger entscheiden
> kann und zwar ohne direkte Folgen, wenn er gegen die zu Vertretenden
> entscheidet.

Hier stimme ich dir wieder zu. Der Parlamentarismus ist ja auch eine
FOlge ungenügender Kommunikations- udn Organisationsmittel, die eine
Zentralisierung und Abstraktion zur Entscheidungsfindung erzwang.
Wäre diese Demokratie gesund, hätte die fortschreitende Entwicklung
der Kommunikations- und Organisationsmittel zu eienr Destruktion des
Parlamentarismus zugunsten unabhängiger basisnaher
Entscheidungskreise geführt - nicht zu einer fortschreitenden
machtkonzentration hin zu übergeordneten
bürokratisch-parlamentarischen Strukturen.

Allerdings scheint diese Tendenz zur Üebrorganisation, zur
Machtkonzentration, zur Verantwortungsdelegation eine menschliche
Eigenschaft zu sein. Wenn du mal Online-Spiele spielst, vielleicht
mit Schwerpunkt auf MMORPGs, wirst du auch dort diese Tendenz finden.
Bis hin zu extremen Hierarchien und auf Effizienz orientierten
Regeln, die ich fast als faschistisch einordnen würde (dies wäre kein
Problem, wenn diese Regeln in Charakter blieben - aber in den meisten
Fällen wirken sie sich auch OOC und damit direkt auf den Spieler und
dessen Spielspaß aus). Und denen sich doch Spieler um des scheinbaren
Erfolges willen trotzdem unterwerfen.

CU

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