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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: Kritik an der Gegenkritik der Kritik, alles klar?

Zitate aus dem Artikel in doppelten quote-tags:

Uns erscheint sein Buch zu wichtig, um es - bei berechtigter Kritik an Schwächen - bei einer akademisch motivierten "Krittelei" zu überlassen

Diesen Satz kann ich nicht nachvollziehen.
Die Kritik ist grade das Handwerkszeug des Intellektuellen und stellt richtig genommen eine ehrbare Form der Auseinandersetzung mit einem Thema da. Vielleicht nicht unbedingt so, wie ich das grade mache...

[...]nämlich denen der "wirtschaftspolitisch weitestgehend klassischen Annahmen der Österreichischen und der Chicagoer Schule"

Die Austrians und Chicago boys haben aber nicht sehr viel miteinander zu tun. Das sind völlig verschiedene Theorien.

Sein "Verständnis von Wissenschaft" sei identisch mit dem des "Kritischen Rationalismus".

Das ist ein Problem, das wir inzwischen häufiger haben.
Es wird gar nicht mehr explizit gemacht, wenn das Wissenschaftsverständnis von Popper gemüht wird, es gilt einfach als Selbstverständlichkeit, dass es da irgendwie ums widerlegen gilt.
Dabei ist dieser Standpunkt weder unter Wissenschaftler, noch unter Wissenschaftstheoretikern unumstritten.

[...aber sie pflegen einen typischen Akademismus, der das Gesamtkonzept des Buches außer Acht lässt.

Mit anderen Worten: Wir mögen das Fazit, zu dem der Autor gelangt und lassen uns da durch handwerkliche Fehler nicht irritieren.

- gegen die Ignoranz der Geisteswissenschaftler, die sich sowieso noch nie für die Leistungen der Naturwissenschaft und Technik begeistern konnten - also die alte "Front", die C.P. Snow schon in den Fünfzigern diagnostizierte.

Das ist eher ein "Rekutierungseffekt". Wer nicht an naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt glaubt oder deren Nutzen in Frage stellt, der wird prinzipiell nicht am System mitwirken.
Es wäre inkohärent, selbst im Labor oder sonst wo etwas zu untersuchen, aber dabei das System dieser Untersuchungen usw. abzulehnen.
Daher flüchten sich diese Leute zumeist in irgendwelche Geisteswissenschaften.

Es gibt aber auch Wissenschafts-, Mathematik- und Technikhistoriker zum Beispiel. Die werden die Leistungen des Fortschritts wohl kaum in Abrede stellen wollen.

ohne diese instrumentelle Vernunft in ihrer vielgestaltigen Ausprägung könnte die Menschheit nicht überleben.

Zuviel Blabla.
Definieren Sie doch endlich "Vernunft".

Rationalität hat beispielsweise im Sinne der Spieltheorie (oder "Rationalitätstheorie") offenbar eine andere Bedeutung als für einen Juristen ("Jenseits vernünftiger Zweifel").

Es richtet sich zuvorderst an das US-amerikanische Publikum, weshalb es mehrfach die Religion zum Thema hat, was für Leserinnen und Leser anderer Kontinente langweilig erscheinen mag.

:-D
Nein, nur für Europäer und vielleicht Japaner.
Man lese sich mal weitwelt Statistiken zur Religion und Religiösität durch. Die europäischen Gesellschaften sind eine weltweite Anomalie, nicht die US-Amerikaner.
(Die Amerikaner sind in anderer Hinsicht eine Anomalie...)

Pinker denkt nicht in Begriffen von Normalisierung oder Entfremdung.

Er denkt auch nicht in Begriffen von "Sünde" und "Vergebung", oder?

Wenn Hutmacher und Mayrhofer schon Pinkers ungenügendes Verständnis von Adorno anmerken

Wieso nicht ungenügendes Verständnis des heiligen Augustinus?

Die Frage ist übrigens ernst gemeint. Adorno in dieser Art als Autorität zu präsentieren, das hat schon was von Religion.

Querbeet führt er die faktische "Macht" der vergangenen sachlogischen Verbesserungen vor und ignoriert strukturelle Fragen von sozialer Macht und Herrschaft.

Der Kapitalismus bringt für den normalen Menschen in der Regel eine Verbesserung.
Traditionelle Gesellschaften kennen fast immer einen Adel oder sowas in der Art. Nicht nur die Lebensbedingungen werden für alle besser, auch die soziale Begleitmusik.

Fazit: Letztendlich wirft man den Orginalautor vor, nicht aus einer marxistischen Perspektive heraus geschrieben zu haben.
Für wen das ein Problem ist, der sollte sich den Artikel durchlesen. Jeder Freidenker jedoch sollte da nur müde lächeln.
Natürlich ist es legitim eine Meinung zu vertreten, in der "Entfremdung" und "Machtverhältnisse" eine Schlüsselrolle spielen.
Wenn diese Meinung aber als Erkenntnis geadelt werden soll, dann müsste man zumindest den Versuch unternehmen "Entfremdung" messbar zu machen.
Die Aussage: "Die Entfremdung hat durch die Industrialisierung zugenommen" impliziert zwei Dinge:
1. Die Entfremdung kann in irgendeiner Weise zunehmen. Was im Normalfall auf eine Quantifizierung hindeutet.
2. Früher war die Entfremdung weniger hoch.

Beides sind Behauptungen, die belegt werden können.

Man kann es natürlich auch bei der Meinung belassen und dann auf dieser Basis argumentieren, nur ist das denn eben keine Wissenschaft, sollte nicht durch den Steuerzahler finanziert werden, sondern privat.

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