morgen Stern schrieb am 07.03.2021 20:14:
Da ließe sich das vielleicht auch tatsächlich operationalisieren und messen anhand irgendwelcher Psycho-Skalen, Augenkontakt-Intensität, soziale Umgänglichkeit, weiß der Geier. Finde ich im Detail nicht den interessanten Punkt.
Das ist ja sowieso alles hypothetisch und quasi konjunktiv.
Aber die Art der Argumentation kann ich sogar irgendwie nachvollziehen, man findet sie ja durchaus in freier Wildbahn.
Das Verhältnis zwischen den Bauern und seinen Feudalherren ist streng hierarchisch, persönlich und basiert theoretisch auf wechselseitigen Pflichten. ("Dialektik von Herr und Knecht", fällt mir da u.a. ein. Der Zusammenhang zwischen Kavallerie und Adel usw.) So etwas wie einen Adel oder eine ausgezeichnete Gruppe scheint es auch in unterschiedlichen Gesellschaften zu verschiedenen Zeiten gegeben zu haben. Ob im alten Europa, der klassischen Zivilisation (Rom und Athen), den japanischen Hof- und Samuari-Adel, selbst in Stämmen in Afrika und Nordamerika.
Dagegen ist das Verhältnis zwischen den "Kapitalisten" und den Arbeiter und Angestellten ein abstraktes, nur vermitteltes und im Grunde nicht hierarchisches. Der Chef der Firma kann dem einfachen Arbeiter im anderen Kontext auf Augenhöhe begegnen, ein Adliger würde das wohl eher nicht tun, bzw. nur in extremen Ausnahmen und selbst dann eher nicht.
Es kann sogar sein, dass der Kapitalist in Form eines Aktionäres, gegenüber einzelnen Angestellten wie Programmierern oder Managern im Nachteil ist.
Aber wofür schreibe ich das? Es wird eh keinen interessieren.
Interessanter finde ich den Punkt, dass du meinst, dass Wissenschaft nur das sei, was sich mit Messbarem beschäftigt. Was ist dann beispielsweise mit Gödels Unvollständigkeitssätzen, allgemeiner: mit Mathematik und Logik?
Da hast du ein sehr seltsames Beispiel herausgesucht.
Es ist zwar richtig, dass in der Mengenlehre z. B. nicht gemessen wird, aber man hat es doch mit quantitativen Verhältnisse zu tun. Gödelisierung war ja grade eine Art "Arithmetisierung".
Im deutschen Wort "Wissenschaft" ist eben sowas wie Geschichtswissenschaft oder sogar Jura mit dabei. Ich richte mich nach diesen Sprachgebrauch und würde das mitnehmen.
Und aus der erwuchs gerade das positivistische Falsifizierbarkeitskriterium, um das es dir hier ja geht. Mit anderen Worten: Kannst du mal bitte messbar machen, dass Messbarkeit wissenschaftlicher ist als Nicht-Messbarkeit?
Bei Popper ist der Sachverhalt AFAIR doch ein bisschen komplizierter.