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  • IgnatzWrobel

155 Beiträge seit 25.10.2017

Das Ding mit dem Fachkräftemangel

- Junge Leute werden von Berufsfeldern wegorientiert
- Wirtschaft braucht Wettbwerbsdruck am Arbeitsmarkt

Auf der einen Seite wird jungen Leuten in den (sozialen) Medien eine Berufswelt vorgeworben, mit der die Realtiät nicht Schritt hält. Influenzer, "bequem von zu Hause" die Welt retten, "irgendwasmitmedien". Und einen BA in "something" muss es mindestens sein. Jeden Morgen aufstehen und sich als Stift das Genöle vom Meister anhören: Das riecht nicht nach Erfolg. Und so lange der Hunger einen nicht treibt, gilt noch immer Paracelsius: Der Mensch lernt aus Not oder Überzeugung.
Auf der anderen Seite gilt, dass wenn es nur einen oder zwei Bewerber auf eine Stelle gibt, der Preis der Arbeitskraft steigt. Aus diesem Grund stoßen die Verbände und ihre PR-Agenturen regelmäßig ins Medien-Horn und verkünden den "Fachkräftemangel" und danach den Untergang des Abendlandes dadurch. Schon Altkanzler Adenauer holte Menschen aus dem Süden Europas auf Drängen der Industrie, die sich die Gewerkschaften und steigende Löhne vom Hals schaffen wollten. Nach drei Jahren sollte ja alles wieder vorbei sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anwerbeabkommen_zwischen_der_Bundesrepublik_Deutschland_und_Spanien

Was ist passiert? Berufliche Bildung und Qualifizierung leidet seit 20 Jahren unter einer verfehlten (Aus)bildungspolitik, die allein Hochschule und Uni als Lösung des Fachkräfteproblems sieht. Damit wurden die Qualität der Ausbildung von Fachkräften für die Forschung und Entwicklung verschlechtert, die Universität als Ort des Studium der Daseinsvorsorge entwertet und es wurde ein Trend geschaffen, der den einfachen Beruf als minderwertigen Karriereweg erscheinen läßt. Jetzt sind alle unzufrieden: IT barmt, keine Fachkräfte haben und Handel und Handwerk finden keine Lehrlinge.
Abhilfe? Der Bologna-Prozess muss auf den Prüfstand. Das nach dem angelsächsischen Prinzip des "lehre, was geschrieben wurde" strukturierte Bildungskonzept schwächt die Ausbildung und Entwicklung wirklich forschender Menschen. Er sollte zurückgeführt werden. Auf der anderen Seite brachen die Hochschulen teilweise in den Bereich beruflich orientierter Tätigkeitsfelder ein und verminderten dort den Praxisbezug zugunsten "wissenschaftlicher" Methoden der Aneignung von Fertigkeiten und Fähigkeiten. Das Lern-Prinzip des "Nachahmens" wurde überwiegend ersetzt durch das Prinzip "sieh zu, wie Du es Dir selbst beibringst". Billiger und verkauft als Selbstlernphase. Sehr viele andere Versäumnisse, konzeptlose oder unter falschen Annahmen umgesetzte Veränderungen der Politik in der Praxis der Lehre und Bildung (schon deren Aufzählung würde den Rahmen des Beitrags sprengen) führen u.a. zu den gennanten Effekten.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (29.04.2022 09:57).

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