1. Der ungelernte Billigarbeiter, der sich zum Hungerlohn totschuftet. Diese Gruppe war relativ klein und wurde oft von Ausländern besetzt. (Dafür haben wir damals die ganzen Türken importiert) (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Ganz_unten)
2. Der "normale Facharbeiter", der nach einer Ausbildung einen halbwegs vernünftigen Job mit halbwegs vernünftiger Bezahlung macht. Die Arbeitsverhältnisse waren auch akzeptabel.
3. Der "Fachmann" (Meister/Techniker/Ingenieur). Macht höherqualifizierte Arbeiten und verdient auch entsprechend mehr. Je nach Job und Verdienst ist aber auch mehr Verantwortung und vor allem Arbeitslast dabei. In diese Gruppe zählen für mich auch selbstständige Handwerker.
4. Verwaltung und mittleres Management. Relativ gut bezahlt, easy Job.
5. Öffentlicher Dienst. Je nach Job viel oder wenig Arbeit. Bezahlung oft weniger als Gruppe 3, aber dafür andere Zusatzleistungen (z.B. VBL-Rente) und ein sicherer Job.
Da haben sich alle irgendwie drauf aufgeteilt und es lief.
Aber dann schwappte der amerikanische Neoliberalismus rüber:
Gruppe 2 und 3 wurden immer kleiner. (Stichwort "Deskilling") Wo früher 5 Elektriker werkelten, ist heute nur noch einer plus 2 ungelernte Hilfskräfte (die für 4 ackern). Gleichzeitig erfolgte immer höhere Arbeitsverdichtung bei Reallohnverlust.
Folge: Ein Großteil aus Gruppe 2 lebt und arbeitet heute, wie vor 40 Jahren Gruppe 1.
Über die aktuellen Zustände in Gruppe 1 will ich lieber gar nichts schreiben...
Gruppe 3 hält sich so über Wasser, hat aber auch mehr zu tun bei weniger Geld.
Und Gruppe 4? Kennt wohl jeder aus seiner Firma: Immer weniger Indianer, immer mehr Häuptlinge. "Wir sind ja sooooo wichtig. Und wir haben soooooo viel mit unserem Bullshitbingo zu tun, dass wir mehr Personal brauchen. Und ihr müsst mal effizienter arbeiten, denn wir müssen mehr Gewinn machen. Und dass wir jetzt mehr Gewinn machen, weil ihr mehr arbeitet, ist ja wohl unser Verdienst! Da ist ja dann mal eine Gehaltserhöhung fällig (für uns)."
Gruppe 5? Wird natürlich gerne von der Öffentlichkeit gebasht, bis man mal jemand aus dem öffentlichen Dienst fragt: Verbeamtung gibt es nur noch, wo man die Staatshörigkeit braucht (Polizei) oder man sonst keine Leute findet (Lehrer). Bezahlung hat lange stagniert, bis man weit unter dem Niveau der "freien Wirtschaft" war. Aber es wurden jede Menge "Gruppe 4" Berater zur Optimierung eingekauft. Man bekommt also ständig die Arbeitslast der freien Wirtschaft aufgedrückt ("schaffen die draußen auch") wird aber schlechter bezahlt ("du bist doch öffentlicher Dienst und arbeitest weniger"). Bleibt also nur noch die Jobsicherheit... oder auch nicht. Unser Bürgeramt hat jahrelang Auszubildende gehabt, die aber nach der Ausbildung nicht übernommen wurden... in einem Job, den man nur im öffentlichen Dienst machen kann...
So, und wenn man jetzt diese Entwicklung beobachtet hat, bzw. von den Eltern erzählt bekommen hat, für welche Gruppe entscheidet man sich jetzt bei der Jobwahl?
Früher waren die vielbeschworenen "Fachkräfte" die Mittelschicht. Aber damit Bezos und Freunde ins All fliegen können, hat man die Mittelschicht abgeschafft und die Fachkräfte in die Unterschicht gedrückt. Wer will da schon freiwillig hin?