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  • Eiffel

441 Beiträge seit 12.07.2003

Monarchie oder Oligarchie

flippah schrieb am 18. Juli 2003 15:11

> Eiffel schrieb am 18. Juli 2003 13:31
> > ME. fehlt es erschreckend an Ideen zu einem vernünftigen und modernen
> > Gestalten des Zusammenlebens von Menschen. Dies betrifft sowohl die
> > politische als auch die juristische Ordnung.
>
> Ich persönlich halte ja das Modell der Adoptivmonarchie für
> bedenkenswert: Ein Monarch bestimmt seinen Nachfolger unter
> Rücksprache mit seinen Beratern, dieser wird dann auf seine Aufgabe
> vorbereitet und übernimmt sie zu gegebener Zeit. Mit diesem System
> (ausgelöst dadurch, dass mehrere Male hintereinander der Kaiser keinen
> Nachkommen hatte) erlebte das römische Kaiserreich eine letzte Blüte -
> Marc Aurel war z.B. einer von ihnen.

Hört sich schon mal recht gut an. Interessant finde ich auch das
Führungsmodell der Consulen: Einen Tag der Eine, den anderen Tag der
Andere. ME. ist es heutzutage wahrscheinlich zu viel verlangt, dass
eine Person die Kompetenz für die hochkomplexen Bereiche mitbringt,
in denen Entscheidungen gefällt werden müssen. Eine Aufteilung im
Sinne der Fachminister hat sich eigentlich seit Jahrhunderten
bewährt. Problematisch ist vor allem das Auswahlverfahren. Heutzutage
bekommen Leute diese Posten, die intellektuell, von ihrer Bildung und
ihrem Charakter her zu den unteren 10% Leistungsniveau gehören. Es
gab Fürstentümer, Königreiche und Staaten, die versuchten, ihre Elite
auf solche Posten zu bringen. Tempi passati :-(

> Auf diese Art ließe sich eine wirklich eigenständige Exekutive
> etablieren. Denn was uns derzeit fehlt, ist die Gewaltenteilung von
> Exekutive und Legislative, was zu einer Überforderung der Jurisdiktion
> führt: Immer, wenn's drauf ankommt, muss das Verfassungsgericht ran.

Womit auch nicht viel gewonnen ist, denn eigentlich gilt das Primat
der Politik, dh. der Legislative. Offen gesagt, ist es tatsächlich
mehr als beschämend, wenn Politiker in Staatsangelegenheiten
gegeneinander vor Gericht ziehen.

Wenn es dagegen gelänge, eine Art unpolitischer Exekutive aufzubauen,
die als Bindeglied zwischen Gesellschaft und Legislative auf der
einen Seite und Beamtenapparat auf der anderen Seite fungieren würde
und beim praktischen Umsetzen der Aufgaben die Speerspitze bildete,
wäre tatsächlich schon sehr viel gewonnen.

> Die Legislative sollte dann wiederum demokratisch gewählt werden, die
> Jurisdiktion besetzt werden wie bisher. Ich denke, es wäre einen
> Versuch wert...

Was heißt hier "demokratisch"? Eine Person, eine Stimme?

Was mir an der Parteiendemokratie immer weniger gefällt, ist das
Bündeln. Wie beim Vorgehen der VSamerikanischen Filmproduzenten, die
ihre Kassenschlager an europäische Verleiher nur verkaufen, wenn jene
gleichzeitig noch miserable B-Filme mitkaufen, muss man Abgeordnete
einer Partei wählen. Ich fände es aber viel attraktiver, wenn man wie
beim Herstellen eines technischen Produktes die Komponenten aus den
Besten ihrer Art auswählen und zusammensetzen könnte. Ich wünschte
mir also eine Art Ideenwahlverfahren. Statt dass Abgeordnete um
Stimmen kämpfen, müssten die Ideen im Vordergrund stehen. Nach einer
Wahl bestünde die Aufgabe der Politiker darin, die gewählten Ideen
umzusetzen, wobei es eben eine bunte Mischung sein kann.

Problematisch ist sicher an meinem Vorschlag, dass man die Ideen
harmonisieren müsste, da nicht alle gewählten automatisch zueinander
passen. Ich möchte aber von dem ideologisch gefärbten
Schubladendenken wegkommen, das ein Kombinieren der besten Ansätze
verhindert.

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