Konrad Neitzel schrieb am 18. Juli 2003 9:35
> IHMO ist aus den von Dir beschriebenen Gründen unser politisches
> System in Deutschland gut. Durch dieses Parteiensystem und auch mit
> Dingen wie eben "Fraktionszwang" wird erreicht, dass es eben nicht
> einzelne "Dumme" gibt, die für sich selbst entscheiden sollen.
So dachte ich auch mal. Aber inzwischen ist das nicht mehr
glaubwürdig. Die unterschiedlichen Ziele der Parteien lesen sich ganz
gut auf dem Wahlkampfpapier, aber der Unterschied ist bei der
Umsetzung nicht mehr meßbar. Früher standen die Grünen für Frieden
und Umwelt, die Roten für Arbeiter und Sozialwesen, die Schwarzen für
Wirtschaft und Stabilität und die Gelben für den Mittelstand.
Inzwischen führen die Grünen Krieg, die Roten treiben den Sozialstaat
in den Ruin, die Schwarzen sind zu Wendehälsen mit internen Querelen
mutiert und die Gelben reden und werben mehr als sie tun. Im Prinzip
sind sich alle einig, nur an einigen wenigen Punkten ist man uneins.
Diese hören sich zwar in den Medien wichtig an (Steuerreform, VSA,
Gentechnik, Atomausstieg etc.), aber wenn es dann um wirkliche
Umsetzungen geht, werden erstmal Kommissionen eingesetzt und seeeehr
langfristige Pläne auf jetzt nicht abschätzbaren Variablen aufgebaut.
Der große Nachteil ist, wenn man keiner Partei angehört, hat man
eigentlich keine Chance gegen die alten Bollwerke. Ja, es gibt ein
paar Parteilose im Bundestag, aber die sein meist ausgetreten und
geblieben. Eben weil die Parteien so groß sind, sind sie ebenso
unflexibel wie die Gewerkschaften.
Natürlich soll nicht jeder Hinz und Kunz sich seinen MdB kaufen
können, wie in den VSA, aber man muß weg von diesem fixen Bild der
Parteien. Wie man an den Grünen oder auch den Demokraten in den VSA
sehen kann, ist es immer die Macht, die korrumpiert und dagegen
können sich nur wenige wehren. Regierung und Opposition sind IMHO
austauschbar, ohne daß sich viel ändert.
> Es gibt Parteien mit generellen, goben Zielen und dann können Gruppen
> von Spezialisten sich zusammensetzen und z.B. die technischen Dinge
> untersuchen.
Kann sein, daß es solche Leute gibt, aber wie gesagt, sie haben
anscheinend doch keine Ahnung (betriebsblind?), oder man hört nicht
auf sie. Oder aber sie haben so hochgeheime Informationen, daß man es
als Laie einfach nicht besser wissen kann. Was sich die Politiker da
teilweise zusammenstottern fällt besonders dann auf, wenn man sich
selber etwas auskennt. Als Genetiker fällt mir das immer bei
Talkrunden auf, wo die Politiker nur leere Phrasen dreschen, immer
schnell auf die üblichen Schlagworte kommen und bei Fragen im Detail
gerne ins Philosophische oder Literarische abschweifen. Zumindest
haben sie gelernt, wie man Fragen geschickt NICHT beantwortet. Sehr
hilfreich, aber nicht zielführend.
> Das halte ich für extrem wichtig. Sowohl im Bereich "Politiker" aber
> auch in Sache Volk. Ich denke nur daran, was ich erst bei der letzten
> Wahl erlebt habe: Da wurden 3 Fragen als "Volksentscheid"
> entschieden. Sowas von lachhaft habe ich noch nie gesehen. Die Leute
> haben zwar keine Ahnung, aber man macht sein Kreuz. Da habe ich echt
> geschluckt! So darf keine politische Frage beantwortet werden meine
> ich.
Stimmt, das ist natürlich Quatsch. Ein Volksentscheid sollte nur über
sehr grundlegende Fragen erfolgen und nur wenn sich das Volk
ausreichend darüber im Klaren ist, worüber man abstimmt. Es gibt
tatsächlich zuviele Leichtgläubige, Idioten und Gleichgültige in
diesem Land.
Dracoecephalus
> IHMO ist aus den von Dir beschriebenen Gründen unser politisches
> System in Deutschland gut. Durch dieses Parteiensystem und auch mit
> Dingen wie eben "Fraktionszwang" wird erreicht, dass es eben nicht
> einzelne "Dumme" gibt, die für sich selbst entscheiden sollen.
So dachte ich auch mal. Aber inzwischen ist das nicht mehr
glaubwürdig. Die unterschiedlichen Ziele der Parteien lesen sich ganz
gut auf dem Wahlkampfpapier, aber der Unterschied ist bei der
Umsetzung nicht mehr meßbar. Früher standen die Grünen für Frieden
und Umwelt, die Roten für Arbeiter und Sozialwesen, die Schwarzen für
Wirtschaft und Stabilität und die Gelben für den Mittelstand.
Inzwischen führen die Grünen Krieg, die Roten treiben den Sozialstaat
in den Ruin, die Schwarzen sind zu Wendehälsen mit internen Querelen
mutiert und die Gelben reden und werben mehr als sie tun. Im Prinzip
sind sich alle einig, nur an einigen wenigen Punkten ist man uneins.
Diese hören sich zwar in den Medien wichtig an (Steuerreform, VSA,
Gentechnik, Atomausstieg etc.), aber wenn es dann um wirkliche
Umsetzungen geht, werden erstmal Kommissionen eingesetzt und seeeehr
langfristige Pläne auf jetzt nicht abschätzbaren Variablen aufgebaut.
Der große Nachteil ist, wenn man keiner Partei angehört, hat man
eigentlich keine Chance gegen die alten Bollwerke. Ja, es gibt ein
paar Parteilose im Bundestag, aber die sein meist ausgetreten und
geblieben. Eben weil die Parteien so groß sind, sind sie ebenso
unflexibel wie die Gewerkschaften.
Natürlich soll nicht jeder Hinz und Kunz sich seinen MdB kaufen
können, wie in den VSA, aber man muß weg von diesem fixen Bild der
Parteien. Wie man an den Grünen oder auch den Demokraten in den VSA
sehen kann, ist es immer die Macht, die korrumpiert und dagegen
können sich nur wenige wehren. Regierung und Opposition sind IMHO
austauschbar, ohne daß sich viel ändert.
> Es gibt Parteien mit generellen, goben Zielen und dann können Gruppen
> von Spezialisten sich zusammensetzen und z.B. die technischen Dinge
> untersuchen.
Kann sein, daß es solche Leute gibt, aber wie gesagt, sie haben
anscheinend doch keine Ahnung (betriebsblind?), oder man hört nicht
auf sie. Oder aber sie haben so hochgeheime Informationen, daß man es
als Laie einfach nicht besser wissen kann. Was sich die Politiker da
teilweise zusammenstottern fällt besonders dann auf, wenn man sich
selber etwas auskennt. Als Genetiker fällt mir das immer bei
Talkrunden auf, wo die Politiker nur leere Phrasen dreschen, immer
schnell auf die üblichen Schlagworte kommen und bei Fragen im Detail
gerne ins Philosophische oder Literarische abschweifen. Zumindest
haben sie gelernt, wie man Fragen geschickt NICHT beantwortet. Sehr
hilfreich, aber nicht zielführend.
> Das halte ich für extrem wichtig. Sowohl im Bereich "Politiker" aber
> auch in Sache Volk. Ich denke nur daran, was ich erst bei der letzten
> Wahl erlebt habe: Da wurden 3 Fragen als "Volksentscheid"
> entschieden. Sowas von lachhaft habe ich noch nie gesehen. Die Leute
> haben zwar keine Ahnung, aber man macht sein Kreuz. Da habe ich echt
> geschluckt! So darf keine politische Frage beantwortet werden meine
> ich.
Stimmt, das ist natürlich Quatsch. Ein Volksentscheid sollte nur über
sehr grundlegende Fragen erfolgen und nur wenn sich das Volk
ausreichend darüber im Klaren ist, worüber man abstimmt. Es gibt
tatsächlich zuviele Leichtgläubige, Idioten und Gleichgültige in
diesem Land.
Dracoecephalus