Wenn man das so liest, machts depressiv. Nicht ein Hauch einer Absicht, auch nur ansatzweise von der dreissigjährigen neoliberalen Entwicklung abzuweichen. Im Gegenteil - mit Volldampf weiter. Das Ganze mutet an wie eine Verfassung für Sklaven, in der zynisch auch immer mal wieder von 'Recht' gesprochen wird, wenn 'Pflicht' gemeint ist. Stichwort lebenslanges Lernen, das nicht Lernen in einem globalen Sinn meint, sondern die Pflicht, sich aus eignem Antrieb und Kosten stets verwendbar zu halten um immer das zu können, was die kapitalistische Wirtschaft gerade nachfragt. Bei Nichtbefolgen droht der Abstieg vom Proletarier- ins Lumpenproletarierdasein.
Kein Zufall, dass am gleichen Tag die Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen Freihandelsvertrag mit Indien verkündet wird. Den Europäern scheint, die Inder seien jetzt weichgeklopft und man werde jetzt die paar protektionistischen Schranken niederreissen können.
Besonders im Schwange ist zurzeit die hochgemute Verkündung von Zielen. Bis dann und dann so und so viel Prozent dies und jenes. Sei es in Deutschland bezüglich Klima, sei es auf EU-Ebene betreffend Arbeitsmarkt - die Betonung liegt auf Markt. Lauter ungedeckte Schecks, die schliesslich in einer Schublade verstauben werden, weil inzwischen noch ganz andere Probleme zu bewältigen sind...
Das System ist bankrott, alimentiert sich aber weiter mit Billionen aus Luft-Geld und ebenso luftigen Plänen. Gleichzeitig werden die globalen Konkurrenten zu Feinden stilisiert und ein Krieg vorbereitet, von dem alle wissen, dass er all das, worum er geführt werden soll, zerstören wird - und noch einiges mehr.
Und gewarnt wird vor jenen, die man mit diesem Verhalten geradezu planmässig heranzüchtet, die Starken mit den simplen Lösungen. Man wird sich selbst hinter ihnen verschanzen, wenn nichts mehr anderes geht. In der vagen Hoffnung, Geschichte wiederhole sich und man könne aus den Trümmern von vorn beginnen.