Fangen wir mal an. Woran kranken viele Umweltschutzvorgaben?
Zum einen fehlt es an einer sinnvollen Diskussionskultur. Ich spreche hier dabei nicht davon, alles zerreden zu müssen, sondern die Vorgaben offen, transparent und ehrlich zu betrachten. Bisher sind faktisch alle Vorgaben in irgendwelchen Hinterzimmern ausbaldowert worden, basierend auf undurchsichtigen oder nicht einsehbaren Statistiken. Manche Vorgaben wirken willkürlich, andere scheinen physikalische Gesetzmäßigkeiten außer Acht zu lassen: wenn ich Masse X Treibstoff verbrenne, kommt immer Masse Y Abgas heraus, das wird auch nicht weniger, wenn ich die Vorgaben noch weiter absenke. Abgase lassen sich auf Kosten der Leistung reinigen, die Verbrennungsprodukte werden selbst bei reinsten Kohlenwasserstoffen trotzdem immer CO2 und H2O sein. Und wo viel verbrannt wird, entstehen auch viele Verbrennungsprodukte.
Die Alternative Elektromobil ist nur dann wirklich umweltfreundlicher, wenn Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird, die Akkus ein Autoleben lang halten, sich leicht recyceln lassen und geringe Umweltschäden in Kauf genommen werden, um die Rohstoffe zu beschaffen. Denn da gibt es erheblichen Nachholbedarf, insbesondere bei den Akkus.
Es gibt eine ganze Reihe Vorgaben, die machen bei genauerem Hinsehen kaum Sinn. Dazu zählen u.a. diverse Recycling-Vorgaben. Nicht jedes Produkt ist energetisch sinnvoll zu recyceln, manches ist sogar regelrechte Umweltsauerei (siehe Recycling Elektronikprodukte). Es gibt zwar den Hinweis, dass Seltenerden noch viel umweltzerstörerischer gewonnen werden, indem zehntausende Tonnen Erde bewegt werden müssen in Tagebauen und die Edelmetallgewinnung ist grundsätzlich von hochgiftigen Stoffen begleitet, das adelt das in Afrika praktizierte Recycling nicht unbedingt zur umweltschonenden Alternative. Manchmal lohnt es sich nicht, zu recyceln, es ist einfach nur Schrott und Müll. Hier wäre es statt dessen sinnvoller, die Produktion zu reduzieren und die Produkte langlebiger zu gestalten. Ebenfalls eine Option ist es, effizientere und weniger umweltschädliche Möglichkeiten für schwer zu recycelnde Abfälle zu finden. Da gibt es bisher sehr wenig Bewegung in der Richtung und faktisch gar keine Diskussion.
In Bewusstsein ist das Recycling-Thema vielleicht dem einen oder anderen wieder ins Bewusstsein gerückt, weil China nun kein Müllimporteur mehr sein möchte und auf einmal der Wertewesten sich Gedanken machen muss, wo er seinen Müll deponieren oder recyceln lässt.
Ein anderes Thema ist das liebe Geld. Ich denke, hier kann man am schnellsten die Hebel umlegen zu "mehr Umweltschutz". Vor einigen Jahren habe ich mal erwähnt gehabt, dass Umweltschutzvorhaben den Unternehmen dann am besten nahegebracht werden können, wenn sie dadurch ihre Ausgaben optimieren können. Vulgo: die umweltschonendere Alternative muss günstiger sein als die konventionelle Methode. Und die Amortisierungszeiträume müssen überschaubar sein, damit die Investition nicht von den Abschreibungen aufgefressen wird.
Nun muss das noch einmal erweitert werden: auch der kleine Bürger muss etwas von Umweltschutzvorgaben haben. Sprich: es muss sich in klingender Münze auszahlen. Nicht nur Eigenheimbesitzer sondern auch Mieter müssen von energetischen Sanierungen und Solarzellen auf dem Dach profitieren können, nicht nur der Vermieter! Wer Strom und Wasser spart, darf dafür nicht mit einer saftigen Erhöhung der Versorgerkosten das Jahr darauf bestraft werden, damit deren Umsatz stimmt! Wer für die Umwelt Resourcen einspart, wer weniger verbraucht, wer sich also in sparsamen, überlegten Einsatz von Produkten, Dienstleistungen & co übt, dem muss am Ende auch etwas übrig bleiben. Nur so gewinnt man die Menschen für unpopuläre Maßnahmen.
Um die Elektromobilität als Beispiel herzunehmen: das E-Auto muss deutlich günstiger werden als die konventionellen Modelle, sowohl in der Beschaffung als im Unterhalt. Wenn ich also sparen kann, wenn ich mir das Elektromobil anschaffe, dann ist das für mich trotz anderer Nachteile (z.B. Reichweite) durchaus eine Option. Wenn ich aber im Grunde für die umweltfreundlichere Alternative tiefer in die Tasche greifen muss, ist sie für mich wahlweise unerschwinglich oder schlichtweg unattraktiv. Das "grüne Gewissen" ist nunmal kein Ersatz für handfeste Vorteile.
Im Grunde muss, um den Umweltschutz zu fördern, an niedere Eigenschaften des Menschen appelliert werden: an seine Neigung, Ressourcen (Geld) zu horten. Und natürlich muss die Sinnhaftigkeit diskutiert werden: wenn das Elektromobil nicht umweltfreundlicher ist als der konservative Verbrenner, dann ist das halt nicht sinnvoll. Oder wenn energetische Renovierungen mehr Energie (in Resourcen gebunden) verbraten, als je eingespart werden kann ...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.01.2018 10:59).