"Das Problem jedes Pazifisten in dieser bellizistischen Welt. Gewalt ist das finale "Argument". "
schrieben Sie, aber ich bin mir sicher, dass da eine Missverständnis Ihrerseits vorliegt. Und dieses betrifft den Pazifismus als solchen.
Ein Pazifist ist nicht jemand, der nicht auf Gewalt reagieren oder nicht mir ihr umgehen kann, bzw. diese nicht verstehen, beurteilen oder analysieren kann, sondern jemand, der sich für eine Welt einsetzt, in der die Möglichkeit Konflikte mit oder durch Gewalt oder Gewaltandrohung zu lösen nicht gegeben ist. Das hat der Mensch nämlich nachweislich nicht nötig. Es gibt andere Wege.
Wenn man rein tautologisch aus der Existenz von Gewalt darauf schließt, dass diese unvermeidbar sei oder gar der sogenannten Natur des Menschen entspräche, ist man bereits in die ideologische Falle gegangen. Jeder Gewaltanwendung gehen kausale Chronologien voraus, die sich auf die Entscheidungsspektren der Beteiligten beziehen und prinzipielle vermeidbar sind. Eskalation ist immer gewollt. In der Politik passiert nichts durch Zufall.
Es gab nachweislich Gesellschaften in und unter denen Gewalt nicht mehr möglich war, weil entsprechende Strukturmerkmale etabliert werden konnten, die Gewalt ausschließen.
Jetzt kann man zu recht fragen: Warum ist das hier und heute nicht der Fall? Sind wir dümmer als andere? Offensichtlich.
Unser globales Konglomerat von (nun post-)kapitalistischen Gesellschaften ist als quasi tödliches Konkurrenzmodell der gegenseitigen Bedrohung etabliert. Gewalt kommt dann als "letztes Argument" auf, wenn die Herrschaft, bzw. Souveränität, bzw. damit verbundene Eigentumsansprüche in dieser Konkurrenz bedroht sind. Dass u.A. die letzteren rein fiktiv sind und das Gewalt-"argumet" daher zum Wahn erklärt werden muss, also eine eine Art Psychopathie ist, belegt nur die schon vermutete Dummheit als krankhafte Irrationalität.
Zivilisation ist etwas anderes - eben nicht eine militaristische Gesellschaft. Das aber wird von den tonangebenden Narrativen der Gewaltkultur, deren Kinder wir sind, meist nicht verstanden. Der Pazifismus ist da eine Ausnahme.
Und Selenski wird eben leider keinen "erträglichen Frieden" aushandeln, denn wenn er das gewollt hätte, hätte er es tun können. Die Chance hat er bereits gehabt. Es ist leider so, das dieser Mann keinerlei Entscheidungsspielraum hat, da er nur ein Marionette des kriegtreibenden Aggressors ist. Historisch ist das leider der, wie sie es nennen, "Wertewesten", dessen einziger "Wert" imperiale Agression ist, durch die er eine Weile seine relativ exklusive Macht erhalten konnte. Aber das ist vorbei. Dabei kommt Europa und vor allem der imperiale Vorgarten Deutschland u.U. unter die Räder - wie die letzten beiden Male.
Da sollte es nicht weiter wunderen, wenn manch einer für den Pazifismus eintritt, der vor allem darin besteht Herrschaftsstrukturen kritisch zu hinterfragen und zu boykottieren. Wollen wir nicht alle in Frieden leben? Sicher. Anscheinend gibt es aber eine Minderheit, für die ein Krieg in irgendwo nichts anderes ist, als für den an sich friedliebenden Duchschnittsmitmenschen seinem Lebensunterhalt nachzugehen.
Diese wenigen Psychopathen kann man als Gesellschaft durchaus in den Griff bekommen.