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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Eiterbeule

Dem von Konicz zitierten Chris Hedges ist beizupflichten. Der etwas weniger ideologisch eingegrabene, realistischere Teil der u.s.-Nomenklatura hat realisiert, dass es ohne einige Investionskrümel z. B. in den sevice public nicht mehr geht. Die im Artikel aufgezählten Bereiche türmen sich zu einem Problemgebirge. Sämtliche öffentliche Infrastruktur ist in grossen Teilen marod - Wasser-, Elektrizitäts- und Gasnetz, Tiefbauten. Das Bildungssystem ist kaputt - niemand mit normalem Einkommen kann es sich noch leisten, seinen Nachwuchs an die Uni zu schicken, ein duales System (Berufslehre), wie es in den deutschsprachigen Ländern existiert, gibts nur in minimalen Ansätzen. Das Problem wird mit astronomischen Schulden 'gelöst'. Das Gesundheitssystem ist kaputt. Es ist das teuerste der Welt. Es gibt zwar, wie im universitären Bereich auch, eine schmale Spitze, die weltweit zur Führung gehört, aber in der Breite mangelt es an allem. Noch in der aktuellen Corona-Krise werden Spitäler geschlossen oder zumindest Personal entlassen. Medikamente sind komplett überteuert, teilweise zehn Mal teurer als in Kanada. Auch und gerade die Meistverwendeten. Die Opiatkrise ist ungelöst. Zehntausende von Ärzten mit Opiat-haltigen Analgetika Angefixte sterben an Überdosen. Die Abfallwirtschaft ist eine Zeitbombe. Von sträflich ungesicherten Atomabfällen bis zu Chemiesondermüll in sogenannten Superfunds, die auch schon mal überschwemmt werden, etwa bei einem Dammbruch.

Man könnte noch lange weitermachen. Der Bürgermeister einer 200'000 Einwohner-Stadt in Texas meinte kürzlich anlässlich der Notlage wegen des extremen Kälteeinbruchs, allein um das Wasserleitungssystem in seiner Stadt in Ordnung zu bringen, sei eine Milliarde u$ nötig. Da wirken dann die angedachten und noch lang nicht durchs Parlament gebrachten - zum Teil brauchts dafür eine qualifizierte Mehrheit - gut 2 oder auch 3 Billionen schon nicht mehr so gigantisch, zumal diese Ausgaben auf acht Jahre angelegt sind.

Die Schäden, die dreissig Jahre Neoliberalismus a la Chicago-Boys angerichtet haben, sind unvorstellbar riesig und schon zuvor lag Manches im Argen. Ein Staat der habituell für Militär, Geheimdienste und sonstige 'Sicherheits-' und Repressionsinstitutionen einen Viertel seiner Staatseinnahmen ausgibt - das gigantische offizielle Militärbudget ist nur der sichtbare Eisbergteil -, kann das nicht stemmen. Auf allen Ebenen, staatlichen, Private, Unternehmungen, türmen sich die Schulden.

Dass die Aufnahme stets neuer Schulden bisher nicht zu einer noch massiveren Schwächung der Währung geführt hat, hängt einzig und allein mit der Stellung des u.s.-Dollars als Leitwährung zusammen. Deren Verteidigung wird immer teurer und es steigt die Gefahr, dass diese schliesslich zu einem verheerenden Grosskrieg führt. Was Konicz hier nicht anspricht, ist die Aggressivität der Aussenpolitik unter der neuen Administration. Taiwan, Iran, Ukraine - jedes dieser Länder kann zum Auslöser einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Atomstaaten werden. 'America is back' ist noch bedrohender als Tronalds MAGA.

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