Viele Menschen in Europa, auch in Deutschland, versuchen zu erklären, dass Putin seine Gründe hatte und dieser Krieg stattgefunden hat, weil die Nato sich unzulässig nach Osten ausgedehnt hat. Das ist natürlich Unsinn. Die Nato hat nichts mit diesem Krieg zu tun. Das ist ein Putin-Mythos.
Auch viele Menschen, manche sogar Experten in den USA haben schon Ende der 90er Jahre vor der Nato-Osterweiterung gewarnt. Das war weit vor Putins Amtszeit.
Klingt mir also eher, als ob Herr Zygar hier einem Nato-Mythos erlegen ist.
Wenn mir in Gesprächen jemand die russische Invasion mit Imperialismus erklären will, frage ich meist vier Dinge, ausgehend davon dass dieser Imperialismusvorwurf den Wunsch bedeutet, das eigene Staatsgebiet zu vergrößern:
- warum hat Putin nach 2008 nicht auch Abchasien oder Südossetien annektiert? Letztere haben sich sogar erst kürzlich wiederholt angeboten.
- warum hat Putin nicht schon längst Transnistrien annektiert? Einfacher als dort geht es fast nicht.
- warum hat Putin nach 2014 nicht auch die unter russischer Kontrolle stehenden Gebiete im Donbass annektiert, und damit bis 2022 gewartet?
- Warum hat eigentlich niemand im Westen 2014 nach der Krim-Annektion von Imperialismus gesprochen? Diesen Vorwurf gab es in unserer Presse so weit ich weiß noch nicht einmal von der damaligen ukrainischen Regierung.
Insofern: wer Mythen klarstellen will, sollte mehr Substanz anbieten und nicht mit reinen Behauptungen arbeiten.