Oft kann man ja eine Frage besser beantworten, wenn man sich die Fragestellung selbst ansieht.
Im Falle der scheinbaren oder echten Debatte zwischen Meinungsfreiheit und Schutz der Öffentlichkeit vor Falschinformationen, so glaube ich (ohne es an dieser Stelle weiter zu begründen), lohnt sich zur Kritik der Fragestellung ein historischer Rückblick in die alten Zeiten.
Zunächst bliebt festzustellen: Wenn man die Befürworter der Zensur selbst gefragt hat, dann hatte die Zensur immer gute Gründe. Das ist trivial, weil ja die Zensurbefürworter selbst durchaus intelligente, oft sogar (halbwegs) rationale Menschen sind, die ihre Entscheidungen vor sich selbst und vor anderen rechtfertigen.
Diese eigentliche Trivialität muss aber zwingend wiederholt werden, weil einige Teilnehmer der Debatte das Argument ins Feld führen, dass unbegründete Einschränkung der Verbreitung von Information ja schlecht sei, aber begründete gut. Dieses Argument ist offenbar unsinnig, weil jeder Zensor das immer aus Gründen tut, die für seine Auftraggeber ausreichen.
Es handelt sich hierbei also entweder um einen Zirkelschluss oder um ein Ignoratio elenchi. Zensurgegner (* behaupten ja zumeist, dass es dafür keine rechtfertigenden Gründe geben kann.
Die Vorstellung, dass mutige Vordenker und Aufklärer die Wahrheit und freie Gedanken verbreitet haben, während die Zensoren einfach nur an der Aufrechterhaltung der bestehenden Macht interessiert waren, ist zu einfach.
Ich empfehle hierzu mal ein Buch über die Zensur im Vormärz ("Karlsbader Beschlüsse") zu lesen: Der Anlass dieser Zensur war nicht, dass die Machthaber böse sind und das Volk über die ihnen zustehenden Rechte im Unklaren lassen wollten, sondern die Ermordung eines Botschafters durch einen u. a. durch demokratisches Gedankengut radikalisierten Studenten.
Vor der französischen Revolution gab es eine Hoch-Zeit sog. "Schlüsselromane", in denen versteckt hinter Göttermythen, Märchen oder historischen Stoffen reale oder vermeintliche Geheimnisse aus den Königshaus verbreitet wurden.
Dabei war, so habe ich "aus 2. Hand" gelesen, Sex and Crime ein Verkaufserfolg, so dass beim Lesepublikum zwangsläufig der Eindruck einer völlig enthemmten, moralisch verkommenen Führungsschicht entstehen musste.
Die Frage muss meines Erachtens daher umformuliert werden, zu: "Welche Informationen sind in unserer derzeitigen Situation derart gefährlich, dass man ihre Verbreitung einschränken sollte?". Viel Spaß bei dieser Diskussion.
*: Man mache sich auch klar, dass viele Personen, die sich selbst als Zensurgegner erscheinen, im Grunde nur eine andere Zensur wollen. Sie wollen eben nur, dass die anderen zensiert werden, nicht die Gruppe, der sie sich zugehörig fühlen.
P.S.: Und Freitag gehört das Forum den Trollen. ;-)