Brasso schrieb am 20.08.2021 14:36:
Wikipedia sagt:
Meinung
Unter einer Meinung oder Auffassung wird in der Erkenntnistheorie eine von Wissen und Glauben unterschiedene Form des Fürwahrhaltens verstanden.Lüge
Eine Lüge ist eine Aussage, von der der Sender (Lügner) weiß oder vermutet, dass sie unwahr ist, und die mit der Absicht geäußert wird, dass der Empfänger sie glaubt.Behauptung
Eine Behauptung ist ein Sprechakt, bei dem eine Aussage in Form einer Assertion mit dem Anspruch auf Zustimmung gemacht wird. Eine Behauptung beansprucht Geltung für den Inhalt des geäußerten Urteils.Diese unterschiedliche Begrifflichkeit von Aussagen oder Äußerung sollte bekannt sein und unterschieden werden. Und die jeweilige Intension die dahinter steckt.
Eine Meinung bedarf keinen Faktencheck. Dem genügt eventuell eine Gegenmeinung.
Bei Lüge oder Behauptung ist das Ziel ein Anderes und es bedarf eine faktenbasierte Gegenrede bis hin zu einer Bestrafung bei bewiesener Verbreitung von Unwahrheiten.Wenn ich sage, dass meiner Meinung nach jeder doof ist, der das nicht versteht, ist das eine Meinung die nicht jeder teilen muß. Intelligente Menschen stimmen mir zuB-)
Diese wikipedianische Unterscheidung halte ich für äußerst fragwürdig. Alle drei Kategorien haben eines gemeinsam: Der Betreffende hält den Inhalt seiner Aussagen für wahr. Ein Fürwahrhalten bedeutet in der Regel, keinen Zweifel mehr an der Richtigkeit zu hegen und allermeist auch gar nicht erst zuzulassen.
Neunundneunzig Prozent all dessen, was wir zu wissen glauben, wurde uns medial vermittelt. Das heißt: Wir waren beim Geschehen, das beschrieben wurde, nicht selbst dabei. Auch bei Zusammenhängen und Hintergrundinformationen können wir uns lediglich entscheiden, den Inhalt zu glauben oder nicht. Die allermeisten dieser Entscheidungen geschehen jedoch unbewußt: Unser Gehirn gleicht quasi im Hintergrund ab, inwiefern eine Aussage in die vorhandene Landkarte paßt. Das Resultat dieser Abgleiche wird uns gewöhnlich erst einmal als Gefühl oder Emotion vermittelt, auf dessen Basis dann eine Beurteilung der in Frage stehenden Aussage erfolgt. Fühlen wir uns mehr oder weniger schlecht, trägt das mit dazu bei, eine Aussage zu bezweifeln. Gedanken sind im Grunde nur eine ganz besondere Art von Gefühlen, die wir zu interpretieren gelernt haben.
Davon abgesehen ist es für einen Beobachter kaum bis gar nicht möglich, Aussagen anhand der von Ihnen genannten Kategorien zu sortieren. Geschehnisse und andere Beschreibungen sind immer einmalig, weil jeder Mensch seine eigenen Wahrheiten hegt und pflegt. Das geht unter anderem auch aus Polizeiverhören hervor, die häufig genau so viele Versionen des Geschehens zeigen, wie Zeugen verhört wurden.
Nicht nur das, was von Zeugen gesehen, gehört, gerochen und gespürt wurde, ist bei jedem Zeugen einzigartig in seiner Landkarte (seinem Gedächtnis) abgelegt, sondern auch die jeweils bevorzugten Aspekte. Aspekte sind reale oder kategoriale Blickwinkel. Bei einem von etlichen Zeugen beobachteten Verbrechen steht jeder Zeuge an einem anderen Punkt rund um das Geschehen und sieht womöglich Dinge, die ein anderer aus seiner Position heraus nicht sehen kann. Genau so verhält es sich mit den bevorzugten Aspekten der Beobachtung: Wir alle denken in Kategorien; doch nicht jeder verwendet dieselben Schubladen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet müssen sich bei unterschiedlichen Mensdchen zwangsläufig unterschiedliche Beschreibungen herauskristallisieren.
Auch Ihre Unterscheidung zwischen Behauptung und Lüge ist zu kritisieren: Jede Lüge ist auch eine Behauptung, ebenso wie jede Meinungsäußerung. Wenn jemand sagt, er wisse, daß sich eine Sache so und so zugetragen habe, ist das ebenfalls eine Behauptung, ob nun nachprüfbar oder nicht. Jedes religiöse Glaubensbekenntnis ist eine Behauptung, z.B.: »Ich weiß, daß Gott existiert.« Der sich so Äußernde »weiß«, weil er glaubt. Der angeblich Wissende »weiß« ebenfalls, weil er glaubt.
Menschen unterscheiden bei Ihren Äußerungen nicht zwischen Wissen, Meinung, Glauben und Behauptung. Eine Aussage ist entweder aufrichtig oder eben nicht. Wer »weiß«, daß seine Behauptung nicht den beobachteten Tatsachen entspricht, lügt. Menschen belügen sich und andere aber auch unbewußt; das heißt, irgendwo in ihrem Inneren wissen sie, daß ihre Behauptung falsch ist, aber sie schauen in diese Ecke einfach nicht mehr hin, um ihre bequemen Lebenslügen aufrecht erhalten zu können.
Merke: Wikipedia ist kein seriöses Medium. Wenn Sie sich mit derart komplexen philosophischen Fragen befassen wollen, sollten Sie schon einiges der umfangreich vorhandenen Primär- und Sekundärliteratur bemühen.
Grammatikalisch richtig wäre: Eine Meinung bedarf keines Faktenchecks statt Eine Meinung bedarf keinen Faktencheck. Solche Dinge lernt man u.a. durch das regelmäßige Lesen guter Bücher, am besten Sachbücher seriöser Autoren.