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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: "Meinungsfreiheit verlangt journalistisches Gehör"

Sorry, mir ist keine Überschrift für die Kritik eingefallen...

Zitate aus dem Artikel diesmal in doppelten Quote-Tags:

Als Problem enttarnt wird, dass etwas als Problem gehandelt werde, das gar nicht existiere.

Man muss hier selbstredend ein wenig abstrahieren. Die Leute, die sich in öffentlichen Kanälen über die Meinungsfreiheit auslassen, sind zumeist ja genau die Leute, die öffentlich reden können. Natürlich müssen sie zu der Diagnose kommen, dass es kein Problem gibt.

Was ist aber mit den Leuten, die nicht gehört und deren Interessen nicht mehr wahrgenommen werden? Etwa der einfache Arbeiter, der nicht mal eben einen neuen Job in einem anderen Teil der Welt anfangen kann und der realisieren muss, dass sein Stadtviertel immer mehr verfällt und sein Job immer unnötiger wird?

Meinungsfreiheit, die bekanntlich keine Erlaubnis für Gedanken, sondern für Meinungsäußerungen darstellt (Art. 5 GG), läuft ins Leere, wenn bestimmte Meinungen oder Menschen vom Diskurs ausgeschlossen werden.

Es gab immer gewissen Menschen, die selbst nicht zu Wort kamen und für die dann geredet wurden. Dieses besondere Privileg hatten sehr lange Zeit die Arbeiter genossen, indem irgendwelche Leute, die nie mit ihnen geredet, dafür aber sehr viel Marx gelesen haben, für sie sprachen.
Inzwischen werden viele Arbeiter überhaupt nicht mehr vertreten und ja, diese Leute drücken sich oft unbeholfen aus und haben manchmal auch eine undifferenzierte Meinung.

Die Meinungsäußerungsfreiheit endet dort, wo Journalisten sich weigern, die Welt in ihrer Vielfalt zur Kenntnis zu nehmen und zu kommunizieren.

Das mag im 20. Jahrhundert so gewesen sein. Heute kann doch jeder mit einem Internetanschluss seine Weltsicht präsentieren.

[...]kein Raum für die Sichtweise der Bauern.

Das scheint auch eine Gruppe zu sein, auf die vergleichsweise wenig gehört wird.
Früher waren es grade konservative Parteien, die sich der Pflege der Interessen dieser Schichten angenommen haben. Natürlich nicht 1:1, man sollte ja nicht beliebige andere Wähler vergraulen, aber eben doch.
Das ist inzwischen verschwunden. Die Politik glaubt, Landwirtschaft willkürlich per Gesetz festlegen zu können - durch mediale Panik motiviert.

Da sitzen dann die sog. Eliten beieinander und feixen über Wege, die Menschheit noch mehr mit ihrer Schlauheit zu beglücken, ohne auch nur zu streifen, dass Demokratie etwas ganz anderes ist und die Meinungsäußerung von anderen als Prominenten fordert.

Diese Aussage beschreibt sehr schon, was wohl Sache ist.

Es gibt nur zwei kleine Anmerkungen zu machen:
1. Die meisten dieser Leute gehören eigentlich nicht wirklich zu einer Elite. Jedenfalls nicht, wenn man diese anders abgrenzt. Die meisten Journalisten sind ja nicht zugleich großartige Komponisten, Philosophen oder Schriftsteller. Schon gar nicht die Elite aus dem MINT-Bereich, im Gegenteil, die Profession eines MINT-Abgängers setzt gute Skills in Kommunikation nicht voraus, auch kein tieferes Verständnis der Position anderer Leute.
2. Ein Problem dürfte sein, dass die Elite heute beweglicher ist als je zuvor, während die gemeine Bevölkerung das nicht unbedingt ist. Ein guter Programmierer kann auch irgendwo im Ausland unterkommen. Ein großartiger kann sich seinen Job aussuchen. Ein eher durchschnittlicher IT-Mitarbeiter muss dagegen nehmen, was er kriegt.

Doch darum geht es gerade nicht. Denn was andere zu einer Meinung denken, kommt erst im zweiten Schritt.

Volle Zustimmung.
Der Journalist hat nicht den Job, die öffentliche Meinung zu lenken (jedenfalls aus Sicht der Leser!), sondern soll die Meinungsvielfalt widerspiegeln und damit den Leser ein eigenes Urteil ermöglichen.
Das ist inzwischen komplett aus dem Blickfeld geraten, man misstraut dem eigenen Leser.

Den Rest spar ich mir.

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