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  • zur Erinnerung an Egon Bahr

860 Beiträge seit 30.01.2017

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Ich kann mich noch genau an die erste Begegnung mit ehemaligen Arbeitskollegen in der DDR kurz nach der Wiedervereinigung im Oktober 1990 erinnern. Wir fanden urplötzlich keinen Gesprächsstoff mehr außer dem Wetter. Über Krankheiten redet man nicht, über Geld gehört es sich nicht zu reden, über Vorgänge im Betrieb durfte man laut Arbeitsvertrag mit Außenstehenden nicht reden. Die Angst um den Arbeitsplatz war bei allen zu spüren außer bei mir, da ich schon freiberuflich tätig war und seit einigen Jahren nicht mehr zum Betrieb gehörte. Ja, aber das Arbeitsleben stellt doch einen großen Teil unseres Alltags dar. Ab 1990 war Maul halten angesagt.

Dass man in der DDR ( wie auch jetzt) ohne Schaden für die eigene Berufsausübung öffentlich nicht jede Meinung äußern durfte, war zwar bekannt. Doch unterhalb der Schwelle bestimmter politischer Themen, die tabu waren, war die DDR ein "Meckerparadies". So wie die Werktätigen eines Betriebes mit ihren Vorgesetzten oder untereinander über Unzulänglichkeiten in ihrem Betrieb offen, frei von der Leber sprachen, davon können heutige Arbeitnehmer nur träumen. Als erstes müssen sie eine Klausel über Verschwiegenheit im Arbeitsvertrag unterschreiben, die es in der "Kommunistischen Diktatur" niemals gab. Man war in der DDR gegen Kündigungen viel mehr geschützt als heute. Arbeitslosigkeit gab es nicht. Heute herrscht ein Klima der Angst um den Arbeitsplatz. Deshalb äußern sich die Leute nur vorsichtig im privaten Rahmen. Und die Medien? Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe.

Na was soll´s. Wenn noch nicht einmal die Regierungschefs eine eigene Meinung haben dürfen ( vor allem nicht Angela Merkel als Chefvasallin) ) und nach einer solchen billigen Show wie beim Anschlag auf die Skripals nahezu einheitlich in ganz Europa russische Diplomaten ausweisen, ohne dass etwas geprüft wurde ( von der Presse mal ganz zu schweigen), was soll man dann von einem einfachen Arbeitnehmer erwarten ?

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