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  • kopf-schmerz

mehr als 1000 Beiträge seit 05.07.2009

Ach, Suchland... Eine Gegenrede

Getrolle ist man ja von S. gewohnt, aber das ist an Zynismus kaum zu
überbieten. 
Eine Gegenrede: 
Nicht jeder Deutsche ist ein Rassist. Es ist übrigens, genau
betrachtet, ziemlich rassistisch, dass zu behaupten. 
>  belegen aber dafür einmal mehr die modische doppelte Vergötzung des Körpers 
> und der Religion sowie die Feindschaft der deutschen Mehrheitsgesellschaft 
> gegenüber Judentum und Islam. 
Plastische Chirurgie bei Kindern ist die absolute Ausnahme und wird
nur bei schweren Entstellungen, z.B. bei Verbrennungen, angewendet. 
Bei Jugendlichen sieht die Sache anders aus, aber es spricht ja auch
nichts dagegen, die Beschneidung erst mit beispielsweise 16
vorzunehmen. 
Herr S., wenn eine fehlende Beschneidung zu sozialen Konsequenzen und
"Traumatisierung" führt, laufen zu viele kleine Jungen nackt in der
Öffentlichkeit herum, meinen sie nicht? Oder wollen wir
Schwanzkontrollen zur Zugehörigkeit der Religionsgruppe einführen?
Schwaches Argument. Bestenfalls. 

> Ob mit der Beschneidung überhaupt der Körper versehrt wird, liegt im Auge des 
> Betrachters.
Nein. Wenn ein Stück Schwanz abgeschnitten wird, ist die körperliche
Unversehrtheit UNWIEDERBRINGLICH beeinträchtigt. Das sollte sogar
ihnen klar sein. 
Alles dran = körperliche Unversehrtheit da 
Etwas abgeschnitten = körperliche Unversehrtheit weg
Ganz einfach. Und so offensichtlich, das es quietscht. 

> Die Freiheit also zur Erziehung der Kinder, ... 
schließt KEINE Körperverletzung mit ein. Die Prügelstrafe incl.
Ohrfeigen und Klappse auf den Po SIND VERBOTEN(!) und werden
juristisch als Kindesmisshandlung und (schwere) Körperverletzung
gewertet. 

> Auch Schmerzfreiheit kann ganz und gar nicht das einzige oder ausschließliche 
> Ziel elterlicher Sorge und ärztlichen Handelns sein. 
Doch, genau das! Sind Sie zu oft verprügelt worden, Herr S.? 
Haben Ihre Eltern Ihnen nicht erklärt, dass man nicht auf heiße
Herdplatten greift? Und jeder Arzt, der Kindern unnötige Schmerzen
zufügt, ist bei Nachweis nicht länger Arzt. Brüche werden gerichtet,
um zukünftige Behinderungen und Schmerzen zu verhindern, Blinddärme
entfernt, damit es keine Bauchhöhlenentzündung gibt. Muss wohl eine
der schmerzhaftesten und übelsten "natürlichen" Todesursachen sein. 
Ich hoffe, Sie haben keine Kinder, ich finde diese Aussage extrem
übel und beängstigend. 

> Das Wegschneiden von - gar nicht so seltenen - sechsten Fingern und Zehen und 
> anderen "Fehlbildungen" wird selbstverständlich unternommen. 
Die Vorhaut ist keine Fehlbildung. Anatomie für Dummies... 

> Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt generell die Männerbeschneidung 
> zur Reduktion von AIDS, für weitere Reduktionen medizinischer Risiken, etwa 
> der für Peniskarzinome und aus allgemein hygienischen Gründen. 
Nein, tut die WHO schon seit einigen Jahren nicht mehr, da es genug
Studien gibt, die das Gegenteil nahelegen. 
Und das Sie diese Behauptung von dem geringeren Aids-Risiko
nachplappern, beweist wohl, dass Sie entweder auf zynischste Art
Klicks erzeugen wollen oder ein größerer Idiot sind, als ich dachte.
Eine Beschneidung macht, schon wegen des Infektionswegs, keinerlei
Unterschied im Ansteckungsrisiko. HIV wird über Blut und andere
Körpersekreten übertragen, nicht durch die Vorhaut. 
Da Genitalverstümmlungen einen positiven Effekt zuzuweisen, ist
genauso daneben, wie zu behaupten, durch die Vergewaltigung einer
Jungfrau würde man geheilt. *kotz* 
> Sollten von ihr tatsächlich besondere Schäden zurückbleiben, hätte man das 
> vielleicht inzwischen merken können. 
Ohne Vergleichsgruppe kann man keine Aussagen zu Unterschieden zur
unbeschnittenen Kontrollgruppe treffen. Naturwissenschaftliches
Arbeiten für Dummies. 

Und jetzt der geilste Absatz von allen: 
> Wir wollen jetzt nicht in die unwesentlichen Details gehen, ob der Sex 
> wirklich "besser" ist, wie manche Frauen behaupten, wenn Männer beschnitten  
> sind, ob Männer mit oder ohne "länger können", darüber, ob Männer ein 
> "Menschrecht auf Vorhaut" hätten, wie einige jetzt allen Ernstes behaupten. 
Für (spät) beschnittene MACHT es aber einen Unterschied. Und Herr S.,
Sie sollten sich bei diesem Thema auf jeden Fall mit dem sexuellen
Empfinden von Spätbeschnittenden beschäftigen, denn nicht das
Empfinden der Frauen ist hier ein wichtiges Detail, sondern das der
Betroffenen. 
Und was das Menschenrecht angeht: Es gibt das Menschenrecht auf
körperliche Unversehrtheit UND es gibt das Menschenrecht, sich seine
Religion selber auszusuchen. Als Kind aber genitalverstümmelt zu
werden beendet die körperliche Unversehrtheit und schränkt die freie
Religionswahl erheblich ein. Da sind wohl gleich zwei (2)
Menschenrechte tangiert. 

> Man redet nicht über Integration, nicht über Elternrecht und Kinderschutz. 
Komisch, die Diskussionen, die ich verfolgt habe, drehen sich um
GENAU diese Themen, besonders die Abwägung Elternrechte und
Kinderschutz. 
Und Körperverletzung von Kindern zuzulassen ist also Integration?
Warum landen dann die so genannten "Ehrenmorde" vor Gericht? Laut
dieser "Logik" müssten die ja auch aus dem Gesichtspunkt der
Integration diskutiert werden, hat ja in der entsprechenden Kultur
bestimmt eine lange Tradition. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" als
Rechtsgrundsatz... 

Und wieder ein schönes Beispiel von Scheinlogik: 
> Die deutsche Politik ignoriert konsequent alle möglichen Chancen, Kinder in 
> Deutschland wirksam zu schützen, etwa durch Bildung, auch der zukünftigen 
> Eltern und durch ausreichende Bereitstellung von Kindertagestätten- und 
> Kindergartenplätzen. 
Bloß weil man für viele schlechten Umstände keine oder suboptimale
Lösungen hat, ignorieren wir lieber auch alle anderen Probleme,
anstatt auch dafür Lösungen zu suchen, ist das Ihre "Logik", Herr S.? 

Die Krönung: 
>  Wenn der Staat die positive Religionsfreiheit ungebührlich einschränkt, dann 
> muss man sie verteidigen. 
Nein. Warum müssen wir den Eltern erlauben, ein schwachsinniges,
überholtes, vor Jahrhunderten mal tradiertes, barbarisches
Bindungsritual (das schließt auch die Taufe ein) an ihren wehrlosen
Kindern durchführen zu lassen, damit der Nachwuchs auch ja nur die
Religion ihrer Eltern und nur NUR dieser beitritt? 
Warum können die Kinder die Entscheidung nicht selber treffen? Warum
müssen wir uns alle dem Schwachsinn der Abrahamiten (Christen, Juden,
Moslems, nur falls Sie das nicht wussten, Herr S.) unterstellen und
welches Recht haben diese Spinner ihre religiösen "Gesetze" über das
GG und die Menschenrechte zu stellen? 
Ein Kind in die elterliche Religion zu pressen, in dem man ein Stück
Vorhaut abschneidet, ist auch keine "positive" Religionsfreiheit,
sondern brutaler Zwang. Religionsfreiheit gibt Ihnen nur das Recht,
dass Sie FÜR SICH eine Religion aussuchen dürfen (oder sich gegen
alle Religionen entscheiden). Religionsfreiheit heißt aber NICHT,
dass Sie uns oder ihren Kindern ihren Schwachsinn aufzwingen dürfen.
GG für Dummies. 

Ich weiß nicht, ob ich hoffen soll, dieser Artikel entstand nur, um
hohe Klickzahlen zu generieren oder das Sie das alles auch so meinen. 
Das eine wäre an Zynismus kaum zu überbieten und das andere lässt auf
viele schwere Missverständnisse bezüglich demokratischer Grundlagen,
Kindererziehung und auf ein hohes Defizit an Empathie, evtl auch
einen leichten Hang zu Sadismus schließen. 

P.S.: Ich entschuldige mich dafür, Herrn S. auch noch zu füttern, es
ist nicht mal Freitag ;-) und für die recht harten und ungebürlichen
Formulierungen, aber dieser Artikel ging in vielen Punkten doch
extrem weit und hat mich "etwas" aufgeregt. 


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