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mehr als 1000 Beiträge seit 01.10.2000

Ad absurdum

Im Grunde wiederholt Suchsland nur einen Teil der Argumente, die
gestern ein FAZ-Autor vorgetragen hat. Kern der Botschaft war: Etwas,
das Glaubensgemeinschaften zum Verlassen Deutschlands zwingen würde,
kann nicht richtig sein. (Kann es von der Sache her natürlich doch,
aber das lasse ich jetzt mal dahingestellt).

Dann natürlich Nennung von Religionskritik und
Rassismus/Fremdenfeindlichkeit in einem Atemzug. Auch geschenkt,
obwohl es schmerzt. 

Was aber wirklich nur schwer zu ertragen ist, ist dieses medizinische
Abwägen von Vor- und Nachteilen einer Beschneidung. Als ob es den
Religionen darum gehen würde! Sie führen die Beschneidung durch, weil
sie glauben, dass Gott das so will. Sie wollen die "religiöse
Indikation". Doch wie geht das mit dem Gleichheitsgrundsatz zusammen?
Er besagt:

"Das Grundgesetz verbietet es, jemanden wegen seines Geschlechts,
seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und
Herkunft, seines Glaubens oder seiner religiösen oder politischen
Anschauungen zu benachteiligen oder zu bevorzugen (vgl. auch
Gleichberechtigung). G. bindet Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und
Rechtsprechung. Er gebietet, tatbestandlich Gleiches rechtlich gleich
zu behandeln."

Das heißt: Entweder dürfen Beschneidungen generell ohne medizinische
Indikation vorgenommen werden, oder eben nicht. Eine "religiöse
Indikation" ist nicht möglich, obwohl gerade das im Bundestag nun
beschlossen wurde. Ich hätte nicht übel Lust, das mal gerichtlich
überprüfen zu lassen.

Mit medizinischen Argumenten zu kommen, um einen religiös motivierten
Eingriff zu rechtfertigen, ist auch sonst ziemlich seltsam; niemand
hat dies (unfreiwillig) besser ad absurdum geführt als ein
TP-Kommentator, der für eine generelle Beschneidung aller Säuglinge
eintritt, sozusagen als Standardeingriff für alle männlichen Babies.
Weil's doch so gesund ist. Wer die "Beschneidungsreligionen" mal so
richtig ärgern will, der sollte sich für diese Idee stark machen.
Stellt euch das mal vor: Da wird alles feierlich hergerichtet für das
große Ereignis, alle in Festkleidung, und dann kann der Ritus nicht
durchgeführt werden, weil das Kind bereits beschnitten *ist*! Da wäre
aber was los...!

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