G. Threepwood schrieb am 23. Juli 2012 14:57
> Der Herr Suchsland ist einer der wenigen in diesem Tollhaus, der sich
> von dieser abartigen Lynchmob-Allianz von hysterischen
> Vorhautschützern nicht einschüchtern läßt, sondern mit
> differenzierter Sachlichkeit und nüchternem Verstand dagegenhält.
Differenzierte Sachlichkeit? Du mußt ein Troll sein.
Ich konnte nach diesem Teil des Artikels vor Kopf- und Bauchschmerzen
kaum noch weiterlesen:
| Die Vergötzung des Körpers liegt darin, dass der gesundheitliche
| Gewinn einer Impfung, eine Korrektur des Gebisses oder der
| Segelohren als guter Grund für einen chirurgischen Eingriff gilt,
| der sozial-kulturelle Gewinn der Beschneidung aber als schlechter
Grund.
Was soll das werden? Ein Versuch im Bullshit-Bingo?
Chirurgie ist mit dem Körper beschäftigt, aber das sollte sie nach
Suchsland besser nicht, weil das eine Vergötzung ist? Was sollte nach
Suchsland sonst das Thema der Chirurgie sein, etwa Kunstgeschichte?
Ja, Eingriffe in den Körper werden gewöhnlich dadurch gerechtfertigt,
daß sie langfristig körperliche Vorteile bringen. Irgendetwas muß
daran paradox sein, aber was genau, weiß nur Suchsland.
(Die Segelohren in der Aufzählung stören, weil ihre Behebung eben
keinen funktionalen Vorteil bringt. Reden wir jetzt über ernsthafte
Chirurgie oder kosmetischen Firlefanz, Herr Suchsland? Die
Kosmetik-Dose geöffnet zu haben, macht die Diskussion wesentlich
unübersichtlicher aber für ihren Standpunkt schwieriger, weil
kosmetische Eingriffe bei Kindern schwerer rechtzufertigen sind als
medizinische, sowoth ethisch als auch rechtlich)
Der geniale Schlußsatz macht aber alles wieder wett: Also geht es bei
der Beschneidung nicht um einen Gewinn für das Individuum, das
beschnitten wird, sondern um einen Gewinn für die Massen? Welcher Art
ist dieser Gewinn, durch welchen Vertrag ist das Individuum
verpflichtet, den Massen diesen Gewinn zu liefern, und warum ist
dieser Vertrag bei Minderjährigen gültig?
Im übrigen habe ich immer gedacht, es sei die Aufgabe der Medizin,
einem bestimmten Individuum durch eine bestimmte Behandlung zu
helfen; Suchsland scheint aber zu implizieren, daß die Medizin
zumindest in diesem Fall die Gesellschaft mit dem Blut des einzelnen
heilt. Hippokrates anywhere?
Und zuletzt noch etwas: „Vergötzung des Körpers“ ist nackter
Blödsinn. Wenn man schon unbedingt so einen abwertenden Ausdruck
gebrauchen will, dann wäre „Vergötzung des Individuums“ besser
gewesen: Ich (und daher auch mein P*mmel) zähle mehr als die
Erwartungshaltung der ganzen Umma, oder mehr als die Tradition seit
der Zeit der Erzväter (damit hier auch beide Religionen ihr Fett
gleichermaßen abkriegen). Alles andere widerspräche der Aufklärung,
dem einzigen relavanten Beitrag Europas zum Denken der Welt.