Twister2009 schrieb am 24. Juli 2012 08:43
...
> Wenn also jemand ein kleines Mädchen auf Stöckelschuhen umherlaufen
> lässt, dann muss sich imho die Frage gestatten lassen ob er sich
> schon mit den Auswirkungen von Stöckelschuhen auf Muskeln, Bänder
> usw. usf. befasst hat und inwiefern er das vertreten kann.
>
> Nochmal: es geht nicht um Vorschriften oder Gesetze.
> Es geht einfach nur darum, dass es imho nicht bei einer Debatte "darf
> man beschneiden lassen" bleiben sollte, sondern die Debatte sich um
> die Frage drehen sollte: hat vieles, was mit Kindern getan wird bzw.
> den Kindern quasi übergestülpt wird, überhaupt mit dem Kindeswohl zu
> tun?
Damit machst du aber eine Büchse der Pandora auf, an deren Ende ein
totalitärer Staat steht, der seinen Bürgern von A bis Z Vorschriften
macht, wie sie sich zu verhalten haben.
Natürlich gibt es Auswüchse die betroffen machen und bis ins
Strafrecht hineinreichen, aber genau dort sind solche Auswüchse in
allgemein gehaltenen Regeln begrenzt.
Ich habe jetzt keine Lust speziell über Stöckelschuhe, Körperschmuck
oder frühkindlichen Leistungssport zu diskutieren. Das würde komplett
ausufern. Ich denke aber, dass zumindest die gröbsten Verstöße gegen
das Kindeswohl ausreichend sanktioniert sind und warne davor einen
Anspruch zu erheben, der sich am Ende als totalitär entpuppt. Damit
wäre niemandem geholfen.
Eine freie Gesellschaft muss es schlicht und einfach auch ertragen,
dass es Fehlentwicklungen gibt und das einzelne an diesen
Fehlentwicklungen potentiell leiden. Ich finde es auch nicht gut,
wenn Säuglinge beschnitten werden, Ungeborene abgetrieben oder Kinder
genötigt werden, vor alten Säcken vermeindliche Sünden zu gestehen.
Diese Liste liesse sich endlos fortsetzen, aber ich nehme lieber
diese Dinge als Teil einer offenen Gesellschaft hin, als in einem
totalitären Staat aufzuwachen, in dem immer neue Gesetz das
Zusammenleben der entmündigten Bürger regeln -um es mal auf die
Spitze zu treiben.
> Das betrifft einerseits Eltern (siehe Objekt, Projektion usw.), das
> betrifft auch die Politik, das betrifft Stadtplaner, die z.B. nicht
> einmal Kinderspielplätze und Grün in ihre Planungen einfließen
> lassen, das betrifft Hausverwalter, die ihre Wohnungen nicht an
> kinderreiche Familien vermieten, es betrifft vor allen Dingen aber
> auch gerade die kinderlosen Familien, die manchmal zu erwarten
> scheinen (imho wie alles hier), dass die Familien mit Kindern
> gefälligst irgendwo in den Außenbezirk ziehen damit bloß nicht
> Babygeschrei und Kinderlärm die Großstadtidylle zerstört.
> Es betrifft auch und gerade die Politik (siehe voriger Satz) weil
> diese, wie auch im Artikel treffend gesagt, in vielerlei Hinsicht das
> Kindeswohl geflissentlich ignoriert. Egal ob die Sätze für
> minderjährige ALg II-Empfänger, die nicht an einer kindesorientierten
> Regelsatzermittlung sich anlehnten sondern eifnach von "kleinen
> Erwachsenen ausgingen", egal ob das Einstampfen von niederschwelligen
> Angeboten für Kinder, die von Gewalt, Mobbing, Ausgrenzung usw.
> bedroht sind oder dem bereits ausgesetzt sind, egal ob es auch um das
> marode Schulsystem geht und und und.
Das alles sind aber primär die Probleme einer asozialen Politik der
Umverteilung. Also Probleme die durch Herrschaft entstehen und kein
Pseudo-Problem, das angeblich durch Riten oder Verhalten einer
Minderheit verursacht wird. Diese Gesellschaft ist durch und durch
kinderfeindlich und sieht Kinder oder später Erwachsene
ausschliesslich als Konsumenten und Humanressource zur Produktion
eines Mehrwerts, den dann die Eliten einstreichen.
Daran wird auch keine Debatte etwas ändern. Vielmehr hat sich diese
Situation TROTZ entsprechender Debatten seit den 60ern sogar massiv
verschärft. ABI nach 12 Jahren und Bologna-Wahnsinn stehen
beispielhaft dafür.
> Der Begriff "Kindeswohl" ist in der Debatte rund um die Beschneidung
> jetzt endlich mal auch kritisch beleuchtet worden und ich hoffe, das
> ist eben erst der Anfang.
Die Diskussion über das bisschen Vorhaut bei den Säuglingen einer
religiösen Minderheit bringt ja die ganze Heuchelei in der Frage der
Gesamtsituation von Kindern in dieser Gesellschaft erst zutage. Es
lenkt von den wahren Problemen von Kindern eher ab.
> Das bedeutet nicht, dass ich Eltern noch mehr Vorschriften machen
> will als es eh schon sind, aber es bedeutet, dass es um Fragen wie.
> - muss eigentlich die Nasenkorrektur sein
> - sollten kleine Mädhen schon Stöckelschuhe tragen
> - sollten Kinder von einem Kurs zum anderen gehetzt werden
> - sollte jeder "Zappelphilipp" Ritalin bekommen
> und und und
> Diskissionen geben sollten, die vielleicht manchem Menschen als
> Denkanstoß dienen könnten.
Die Anwort auf die Frage, ob ein Junge in jugendlichem Alter an
seiner als Säugling entfernten Vorhaut leidet oder am Druck in der
Schule, Reglementierungen durch die Umwelt und sozialer Ungleichheit
in der Gesellschaft, dürfte doch wohl klar sein.
> Vielleicht überlegt dann ja manches Elternteil mal _warum_ das Kind
> Klavierunterricht bekommt. Wirklich deshalb weil es Spaß daran hat
> oder doch nr weil jetzt das Geld dafür da ist und man selbst nie
> Klavierunterricht nehmen konnte? etc. etc. etc. pp
Das ist wieder ein anderes Fass. Viele die zu Klavierstunden
gezwungen wurden, wollen sie heute nicht missen oder haben
nachträglich davon profitiert. Sowas kann man nicht regeln. Mann muss
das den Eltern, beziehungsweise dem Konflikt Eltern-Kind überlassen.
Diese Konflikte kann und sollte man auch gar nicht reglementieren,
weil sie auch ein Motor einer flexiblen Gesellschaft sind.
Genau diese Überreglementierung werfe ich auch denen vor, die den
andersdenkenden Minderheiten vorschreiben wollen, wie sie ihre Kinder
zu behandeln haben. Sie verweigern denen dadurch letztendlich auch
selbst zu entscheiden, ob sie nun Beschneiden lassen oder nicht. Sie
werden dadurch entmündigt. Tatsächlich ist ja sowohl in der
jüdischen, als auch in der muslimischen Gemeinde die Beschneidung
alles andere als sakrosankt. Und es obliegt ihnen, ihre eigenen
Traditionen zu überdenken und neu zu regeln - wenn sie es für nötig
halten.
Da hat der Staat sich meiner Meinung nach dezent rauszuhalten.
...
> Wenn also jemand ein kleines Mädchen auf Stöckelschuhen umherlaufen
> lässt, dann muss sich imho die Frage gestatten lassen ob er sich
> schon mit den Auswirkungen von Stöckelschuhen auf Muskeln, Bänder
> usw. usf. befasst hat und inwiefern er das vertreten kann.
>
> Nochmal: es geht nicht um Vorschriften oder Gesetze.
> Es geht einfach nur darum, dass es imho nicht bei einer Debatte "darf
> man beschneiden lassen" bleiben sollte, sondern die Debatte sich um
> die Frage drehen sollte: hat vieles, was mit Kindern getan wird bzw.
> den Kindern quasi übergestülpt wird, überhaupt mit dem Kindeswohl zu
> tun?
Damit machst du aber eine Büchse der Pandora auf, an deren Ende ein
totalitärer Staat steht, der seinen Bürgern von A bis Z Vorschriften
macht, wie sie sich zu verhalten haben.
Natürlich gibt es Auswüchse die betroffen machen und bis ins
Strafrecht hineinreichen, aber genau dort sind solche Auswüchse in
allgemein gehaltenen Regeln begrenzt.
Ich habe jetzt keine Lust speziell über Stöckelschuhe, Körperschmuck
oder frühkindlichen Leistungssport zu diskutieren. Das würde komplett
ausufern. Ich denke aber, dass zumindest die gröbsten Verstöße gegen
das Kindeswohl ausreichend sanktioniert sind und warne davor einen
Anspruch zu erheben, der sich am Ende als totalitär entpuppt. Damit
wäre niemandem geholfen.
Eine freie Gesellschaft muss es schlicht und einfach auch ertragen,
dass es Fehlentwicklungen gibt und das einzelne an diesen
Fehlentwicklungen potentiell leiden. Ich finde es auch nicht gut,
wenn Säuglinge beschnitten werden, Ungeborene abgetrieben oder Kinder
genötigt werden, vor alten Säcken vermeindliche Sünden zu gestehen.
Diese Liste liesse sich endlos fortsetzen, aber ich nehme lieber
diese Dinge als Teil einer offenen Gesellschaft hin, als in einem
totalitären Staat aufzuwachen, in dem immer neue Gesetz das
Zusammenleben der entmündigten Bürger regeln -um es mal auf die
Spitze zu treiben.
> Das betrifft einerseits Eltern (siehe Objekt, Projektion usw.), das
> betrifft auch die Politik, das betrifft Stadtplaner, die z.B. nicht
> einmal Kinderspielplätze und Grün in ihre Planungen einfließen
> lassen, das betrifft Hausverwalter, die ihre Wohnungen nicht an
> kinderreiche Familien vermieten, es betrifft vor allen Dingen aber
> auch gerade die kinderlosen Familien, die manchmal zu erwarten
> scheinen (imho wie alles hier), dass die Familien mit Kindern
> gefälligst irgendwo in den Außenbezirk ziehen damit bloß nicht
> Babygeschrei und Kinderlärm die Großstadtidylle zerstört.
> Es betrifft auch und gerade die Politik (siehe voriger Satz) weil
> diese, wie auch im Artikel treffend gesagt, in vielerlei Hinsicht das
> Kindeswohl geflissentlich ignoriert. Egal ob die Sätze für
> minderjährige ALg II-Empfänger, die nicht an einer kindesorientierten
> Regelsatzermittlung sich anlehnten sondern eifnach von "kleinen
> Erwachsenen ausgingen", egal ob das Einstampfen von niederschwelligen
> Angeboten für Kinder, die von Gewalt, Mobbing, Ausgrenzung usw.
> bedroht sind oder dem bereits ausgesetzt sind, egal ob es auch um das
> marode Schulsystem geht und und und.
Das alles sind aber primär die Probleme einer asozialen Politik der
Umverteilung. Also Probleme die durch Herrschaft entstehen und kein
Pseudo-Problem, das angeblich durch Riten oder Verhalten einer
Minderheit verursacht wird. Diese Gesellschaft ist durch und durch
kinderfeindlich und sieht Kinder oder später Erwachsene
ausschliesslich als Konsumenten und Humanressource zur Produktion
eines Mehrwerts, den dann die Eliten einstreichen.
Daran wird auch keine Debatte etwas ändern. Vielmehr hat sich diese
Situation TROTZ entsprechender Debatten seit den 60ern sogar massiv
verschärft. ABI nach 12 Jahren und Bologna-Wahnsinn stehen
beispielhaft dafür.
> Der Begriff "Kindeswohl" ist in der Debatte rund um die Beschneidung
> jetzt endlich mal auch kritisch beleuchtet worden und ich hoffe, das
> ist eben erst der Anfang.
Die Diskussion über das bisschen Vorhaut bei den Säuglingen einer
religiösen Minderheit bringt ja die ganze Heuchelei in der Frage der
Gesamtsituation von Kindern in dieser Gesellschaft erst zutage. Es
lenkt von den wahren Problemen von Kindern eher ab.
> Das bedeutet nicht, dass ich Eltern noch mehr Vorschriften machen
> will als es eh schon sind, aber es bedeutet, dass es um Fragen wie.
> - muss eigentlich die Nasenkorrektur sein
> - sollten kleine Mädhen schon Stöckelschuhe tragen
> - sollten Kinder von einem Kurs zum anderen gehetzt werden
> - sollte jeder "Zappelphilipp" Ritalin bekommen
> und und und
> Diskissionen geben sollten, die vielleicht manchem Menschen als
> Denkanstoß dienen könnten.
Die Anwort auf die Frage, ob ein Junge in jugendlichem Alter an
seiner als Säugling entfernten Vorhaut leidet oder am Druck in der
Schule, Reglementierungen durch die Umwelt und sozialer Ungleichheit
in der Gesellschaft, dürfte doch wohl klar sein.
> Vielleicht überlegt dann ja manches Elternteil mal _warum_ das Kind
> Klavierunterricht bekommt. Wirklich deshalb weil es Spaß daran hat
> oder doch nr weil jetzt das Geld dafür da ist und man selbst nie
> Klavierunterricht nehmen konnte? etc. etc. etc. pp
Das ist wieder ein anderes Fass. Viele die zu Klavierstunden
gezwungen wurden, wollen sie heute nicht missen oder haben
nachträglich davon profitiert. Sowas kann man nicht regeln. Mann muss
das den Eltern, beziehungsweise dem Konflikt Eltern-Kind überlassen.
Diese Konflikte kann und sollte man auch gar nicht reglementieren,
weil sie auch ein Motor einer flexiblen Gesellschaft sind.
Genau diese Überreglementierung werfe ich auch denen vor, die den
andersdenkenden Minderheiten vorschreiben wollen, wie sie ihre Kinder
zu behandeln haben. Sie verweigern denen dadurch letztendlich auch
selbst zu entscheiden, ob sie nun Beschneiden lassen oder nicht. Sie
werden dadurch entmündigt. Tatsächlich ist ja sowohl in der
jüdischen, als auch in der muslimischen Gemeinde die Beschneidung
alles andere als sakrosankt. Und es obliegt ihnen, ihre eigenen
Traditionen zu überdenken und neu zu regeln - wenn sie es für nötig
halten.
Da hat der Staat sich meiner Meinung nach dezent rauszuhalten.