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  • Freiheit wird in Hanf gemessen

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Re: Polemik gegen Logik

DerKastellan schrieb am 22. Juli 2012 23:54

> argumentieren, daß wenn man etwas im Einzelfall erlaubt, alle anderen
> Eingriffe, die entfernt ähnlich sind, ebenfalls möglich sind.

Mit welcher Begründung würde man denn zB eine Amputation der noch
viel "sinnloseren" Ohrläppchen, oder das bei Chinesen einst
praktizierte Einschnüren von Mädchenfüssen noch unterbinden können?
Wer seine Kinder aufgrund der "richtigen" Religion auf die "richtige"
Weise verstümmelt, der darf das, alle anderen nicht, weil
ausgerechnet deren Ansichten kulturell nicht auch Rechtfertigung
genug wären?

> Nicht umsonst gilt zum Beispiel im Recht
> der Grundsatz der Verhältnismässigkeit.

Richtig, daher völlig falsch argumentiert.
Durch ein Verbot der Beschneidung wird nämlich *niemand*
unverhältnismässig benachteilt. Das wäre erst dann der Fall, wenn
dieser Eingriff auch bei Erwachsenen nicht durchgeführt werden
dürfte.

Da darf man zB auch mal auf die sich selbst benachteiligenden Juden
hinweisen, denen es strikt untersagt ist, sich tätowieren zu lassen.
Wer tätowiert ist, dem darf in Israel deshalb sogar die medizinische
Grund- und Notfallversorgung verweigert werden, und sich zB als
Tätowierter auf jüdischen Friedhöfen begraben zu lassen wird
(ebenfalls rechtmässig) verweigert.
Mit den selbst ausgesprochenen Verboten hat man merkwürdigerweise
keine Probleme. Wie scharmant.

> daß Jungenbeschneidung, die in der Praxis
> kaum für Schäden bekannt ist

Ganz im Gegenteil, es gibt keinen anderen chirurgischen Eingriff von
kosmetischer Natur, der häufiger zu Komplikationen, teils mehrfachen
Korrektur-OPs und irreparablen Dauerschäden führen würde.
Ganze 6 von 100 Beschneidungen gehen derart haarsträubend schief,
dass teils sehr aufwendige Nachoperationen inkl Hautverpflanzungen
etc notwendig werden. 
Und das, wohlgemerkt, nicht unter den primitiven Bedingungen eines
Landes der dritten Welt, sondern in den medizinisch hochentwickelten
Industrienationen Europas und der USA.

> und in vielen Fällen sogar sinnvolle
> medizinische Maßnahme (Phimosen, wiederkehrende Entzündungen, usw.)
> sein kann

Nach dieser Denkweise müssten erst recht jedem Jugendlichen präventiv
sämtliche Zähne gezogen werden, dann gäbs keine Volkskrankheit namens
Karies mehr.

> (Mädchenbeschneidung, Trepanation) gleich sein kann, die nicht mal
> das Potenzial auf medizinischen Sinn haben, und starke Schädigungen
> auslösen.

Ganz im Gegenteil, die typischen Formen der Mädchenbeschneidung wären
vom hygienischen Standpunkt her sogar sehr viel "empfehlenswerter",
und sie wären auch *sehr* viel unproblematischer vom Gesichtspunkt
der möglichen negativen Nebenwirkungen und Spätfolgen her.

Verboten sind sie trotzdem - einigen Afrikanern ihr kulturelles Leben
angeblich "hierzulande unmöglich zu machen", damit hat man
merkwürdigerweise überhaupt kein Problem.
Naja, sind ja auch nur irgendwelche "primitiven Kaffer", und keine
kulturell ach so glänzenden Lichtgestalten, nicht wahr?

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