RolandD schrieb am 21.10.2017 22:39:
K u K war der erste moderne Multikulti-Versuch. Ein Studienobjekt das sich lohnt zu untersuchen und seine Schlüsse daraus zu ziehen.
Da muss ich heftigst widersprechen und das Gegenteil behaupten. Die Monarchie, was die k.u.k. war, entstammt einer Zeit, in der man den Nationalstaat nicht kannte. Der Monarch hat munter Ländereien erobert, eingeheiratet und/oder getauscht ohne Rücksicht auf die Stammeszugehörigkeit der dort lebenden Seelen. Wie ohne Rücksicht auf die Menschen geschachert wurde, zeigt ziemlich deutlich der Wiener Kongreß, wo einige Herrscher maulig wurden, weil die Anzahl der zugestandenen Seelen nicht zu ihrem Standesdenken passten.
Die Reaktion versuchte diesen Zustand möglichst lang zu konservieren, was nicht einfach war, da die Vielvölkerstaaten durch den Nationalismus herausgefordert wurden, der damals als fortschrittlich angesehen wurde. Deswegen wurden die Vielvölkerstaaten Anfang des 20. Jh als die kranken Männer Europas angesehen, weil sie die Multiethnien mehr schlecht als recht in den Griff bekamen (Rußland, Osmanisches Reich, Österreich-Ungarn). Da ein Kaiser Franz Josef natürlich seine Krone behalten wollte, musste er einen Ausgleich zwischen den Völkern seines Reiches finden. Dieser Ausgleich war k.u.k., also die Trennung des Reiches in Cis- und Transleithanien. Die Ungarn hatten in ihrem Reichsteil vollständige Autonomie. Franz Ferdinand soll im Fall seiner Thronbesteigung eine Dreiteilung des Reiches vorgesehen haben, weswegen seine Ermordung für die Slawen extrem bitter war. (Anmerkung: die ungarische Regierung verweigerte sich dem Ansinnen Wiens, einen Strafkrieg gegen Serbien zu führen, weil man befürchtete, mit einer weiteren slawischen Ethnie weiter an Einfluß im Reich zu verlieren.)
So gesehen kann man bei der Ordnung des Reiches zwar durchaus von einem Multikulti-Ansatz sprechen. Schließlich hing das Überleben des Kaiserreichs vom inneren Ausgleich ab. Und dieser Ausgleich manifestierte sich auch im Reichsrat. Aber von einem Multikulti im heutigen Sinne war man weit weg.