Eine der Großtaten des ansonsten eher bescheiden agierenden Guido Westerwelle war, Deutschland in dem Moment aus der Demolierung Libyens herausgehalten zu haben, als alle anderen - die USA und Frankreich voran - grundlos losballerten. Nun möchte die Kanzlerin gern den Friedensengel in diesem von Gadaffi einst abgedeckelten Hochdruck-Kessel spielen, dessen hochkomplizierte Situation nicht einmal Spezialisten verstehen. Es ist zu vermuten, dass sie mit dieser Mission mehr an ihrem Image feilt, als den Libyern helfen wird.
Merkel verkennt die Ausgangslage. Sie vergleicht Libyen mit Syrien und will nicht sehen, dass der IS eine gemeinsames Baby der USA und Saudi Arabiens ist, geschaffen, um die Region zu destabilisieren und zu chaotisieren. Inzwischen entpuppt sich das Baby als Monster, das aber weiterhin seinen Dienst erfüllt.
Wenn Merkel die arabischen Länder befrieden und die Flüchtlingsströme eindämmen möchte, sollte sie nicht nach der Methode Bosporus vorgehen, sondern zuerst einmal mit den USA und auch mit der Heiligen Kuh Israel Klartext reden. Das wird sie jedoch nicht zustande bringen, denn solch ein Tabubruch wurde ihre Karriere nachhaltig ruinieren.