franziska (1) schrieb am 06.01.2021 11:07:
Mir gings nur um den banalen Hinweis, dass das kein Streit zwischen Bevölkerung ("Volk") und Regierung ist, sondern einer in der Bevölkerung selbst - stellvertretend sieht man das ja hier im Forum.
Was die "Pole" angeht, so gibt es da mehrere Skalen, und die betreffen eben bereits die Frage der Einordnung als Seuche, und die zur Beurteilung relevanten Parameter bzw die Frage von deren Erhebung; die Wirksamkeit und Verhältnismässigkeit der Massnahmen - ach angesichts von durchaus relevanten Versäumnissen (neoliberale Sparpolitik); die Bewertung der angestrebten Erfolge (wieviel Todesfälle in einer Grippesaison sind nicht hinnehmbar, wieviel vom Risiko ist von der Gemeinschaft zu übernehmen - was wiederum mit der Einschätzung der vermuteten Schicksalhaftigkeit, Vermeidbarkeit des Risikos zu tun hat usw).
Es so zu reduzieren, wie du das tust, keus, ist bereits eine sehr weitgehende Stellungnahme in diesem ausgebreiteten Kontroversen-Szenario.Für mich gibt es zwei wichtige Kandidaten für den Titel "eigentliche" oder zumindest "Katastrophe IN der (angeblichen) Katastrophe":
Die Wissenschaft.
Die Meinungsbildung der Einzelnen und in der Öffentlichkeit.Dazu äussere ich mich aber, wenn überhaupt, in einem anderen Forum.
Volk und Regierung
Einverstanden. Und der Hinweis ist angebracht, da es offenbar einige gibt, die den Streit auf eine Sache zwischen Volk und Regierung reduzieren möchten.
Pole
Da würde ich meinen, es gibt verschiedene Positionen zwischen den beiden Polen, die man vielleicht auch als Kompromiss der Extrem-Positionen - 'extrem' im wertfreien Sinn - betrachten kann. Und da mag es auch berechtigt sein zu sagen, eine klare Strategie - die Entscheidung für das eine oder andere - ist essentiell wichtig, weil ein Kompromiss womöglich schlechter ist als nur das eine oder nur das andere.
Einwand zu meiner Reduzierung
Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es sollte mehr eine Analyse als eine Stellungnahme sein. Vielleicht etwas sehr knapp beschrieben, aber dennoch mit Fokus auf das Wesentliche. Fehler nicht ausgeschlossen, für Kritik und alternative Betrachtungen bin ich offen.
Vielleicht störst du dich an dem Wort Seuche. Das soll nicht an eine medizinische Definition gebunden sein, die möglicherweise zwangsweise Massnahmen auslöst. Man kann es eventuell grob als die Ausbreitung eines Virus mit einer erheblichen Gesundheitsgefahr definieren. Die Seuche kann sehr mild oder sehr stark sein, vergleichbar und relativierbar mit anderen Gefahren, das steht auf einem anderen Blatt und sollte an dieser Stelle keinen Einfluss haben.
Tatsächlich fällt es mir oft schwer, hinter lautstarkem Poltern und Nebenkriegsschauplätzen, eine bestimmte Meinung zu entdecken. Diese 'Positionen' hab ich natürlich ausgeklammert.
Ansonsten sehe ich schon einen sehr breiten Konsens, dass es - in welchem Umfang auch immer - notwendig ist eine Seuche zu bekämpfen. Selbst wenn jemand die Meinung vertritt, präventive Maßnahmen sollten genügen, es wäre sinnvoller die Körper-eigenen Abwehrkräfte zu stärken, wird er wohl trotzdem auch Leute schützen wollen, denen es unverschuldet an diesen Abwehrkräften fehlt und die sie *jetzt* nicht aufbauen können.
Und ausgehend von dem Konsens 'Bekämpfung ist notwendig' kommt - so denke ich - die nächste Überlegung, wohin man will: die Seuche ausrotten oder mit der Seuche leben, Pol A oder Pol B.
'Mit der Seuche leben' mag sich schlechter anhören als es ist. Unbestritten anders als andere 'Seuchen' ist, dass der Virus neu ist. Viren können auch manchmal einfach verschwinden, mutieren, durch Immunisierung, Impf-Kampagnen oder wie auch immer, ihre Gefährlichkeit verlieren. 'Mit der Seuche leben' soll heißen: die Bekämpfung zielt nicht auf das Verschwinden ab, die Menschen stellen sich darauf ein, wenigstens eine Zeitlang mit der Seuche zu leben. Oder auch damit zu rechnen, dass sie wie andere Viren-Epidemien immer wieder kommt, der Mensch sich daran gewöhnt.
Und im Gegensatz dazu gibt es eben den Pol 'Seuche ausrotten'. Wobei ich hier weniger an Impf-Kampagnen dachte als an Maßnahmen, die die Virus-Ausbreitung besonders stark eindämmen und Quarantänen die den Virus unschädlich machen. Harte Maßnahmen können von manchen als Freiheitsberaubung wahrgenommen werden. Manche sehen es auch als Diät, als eine Heilung ohne Pharmazeutika.
Und nach diesen Polen kommen natürlich noch weitere Streitpunkte, die ich zunächst ausklammern wollte.
Maßnahmen - also wie bekämpft wird - und der Gesamtschaden
Intelligente Maßnahmen oder Holzhammer-Methode. Zentral von oben herab oder mit lokaler Verantwortung. Da sind vor allem auch einzelne Fach-Wissenschaften gefragt, um zu bestmöglichen Beurteilungen und Entscheidungen zu kommen. Nichts sollte außer Acht gelassen werden, auch wenn man es nicht genau quantifizieren kann. Auch die Informationspolitik gehört zu den Maßnahmen, auch der nachlassende gesellschaftliche Zusammenhalt kann den Gesamtschaden erhöhen. Meine Meinung dazu habe ich teilweise bereits an anderer Stelle gepostet, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
An welche Art Forum dachtest du, Sozialpsychologie?