Ist es wichtig, inwieweit es eine Seuche ist
Das genau stelle ich indirekt in Frage. Egal was man unter einer Seuche genau versteht, insbesondere die Schwere, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu vergleichsweise gut bekannten Virus-Epidemien, halte ich primär für unwesentlich.
Auch eine Grippewelle kann man in diesem Zusammenhang als Seuche bezeichnen. Auch bei einer Grippewelle gibt es Maßnahmen und einen Gesamtschaden. Ein Infizierter mit wenig Symptomen kann weiter arbeiten, normal weiter leben, das Risiko eingehen andere anzustecken, die womöglich schwerer erkranken.
Was könnte die Einordnung als Seuche letzten Endes ändern?
Auch 'keine Maßnahmen' könnten eine Option sein.
Das würde dann unter den Pol B fallen:
Wir bekämpfen nur so hart, das der tägliche Gesamtschaden minimal ist. Wir schätzen die negativen Nebenwirkungen aller möglichen Maßnahmen größer ein als deren Nutzen. Dann ergeben *keine* Maßnahmen den geringsten Gesamtschaden.
Wenn wir wissen, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Welle handelt, dann wird sich auch der tägliche Gesamtschaden nicht so stark kumulieren, dass sich irgendeine Maßnahme rechtfertigen ließe. Aus dem täglichen Gesamtschaden wird dann ein Gesamtschaden pro Welle. Erst wenn sich die Wellen häufig wiederholen, kann sich die Frage wegen Maßnahmen erneut stellen. Eine Impf-Kampagne könnte dann z.B. gerechtfertigt sein, um die Schäden mehrere Wellen zu reduzieren.
Unter der Rubrik 'keine Maßnahmen' kann man natürlich auch die Aufstockung oder die Verlagerung der Pflegekapazität verstehen - nebst negativer Nebenwirkungen, sprich Erhöhung des Gesamtschadens.
Die 'Seuche ausrotten' muss auch nicht bedeuten, dass es gar keine Wellen mehr gibt. Aber es sollte wenigstens soviel bedeuten, dass der jeweilige Gesamtschaden vergleichsweise vernachlässigbar ist. So sehe ich es zumindest von einigen Experten erwartet.
Verlaufs-Dynamik und Schweregrad
Die genauere Definition 'Gesamtschaden' ist unter anderem von der Beantwortung dieser Fragen abhängig. Ob die Antworten aus Studien kommen oder aus vorläufige Einschätzungen spielt keine Rolle. Klar ist, die Antworten können nicht auf die Zukunft verschoben werden, sie müssen jetzt gegeben werden und später gegebenenfalls aktualisiert, in Ihrer Genauigkeit verbessert werden.
Die Diskussionen um den PCR-Test sind bekannt. Wie erwähnt sehe ich das in diesem Zusammenhang für eine sekundäre Frage. Dennoch: das Testverfahren während der Seuche zu ändern, überzeugt mich nicht so recht. Sollte sich etwa zeigen, dass die Positiv-Rate (Positive im Verhältnis zu allen Getesteten) sich dadurch regelmäßig um denselben Faktor ändert, wäre die Änderung kaum zu begründen. Vergleichbarkeit sollte wichtig sein, zeitlich vor allem und wünschenswert auch im Vergleich zu anderen Ländern. Eine Art relative Genauigkeit sollte genügen. Die Anzahl Positiver für sich allein genommen macht ohnehin keine wesentliche Aussage. Erst durch die Korrelation mit tatsächlich Erkrankten jedes Schweregrades wird diese Zahl ja tatsächlich interessant.
Ja, es ist notwendig alle Fragen zu klären. Wobei 'klären' in dem Zusammenhang nicht immer bedeuten kann 'eindeutig klären'. Wo Studien fehlen sind fundierte Einschätzungen gefragt, die bestenfalls breiten Konsens, aber nicht unbedingt vollständigen Konsens finden.
Wo es da in der Wissenschaft genau hapert, kann ich wenig beurteilen. Bedauernswert finde ich jedenfalls die sub-optimale Kommunikation. Zu den Bürgern (Beispiele: absolute Zahlen statt auf Bevölkerungszahl normiert; Vergleiche mit Regionen und Ländern; Abhandlungen zur Pandemie ohne Blick auf das Ausland; Zahlen und Parameter anstelle Diagramme und Prognose-Kurven; aktuelle wissenschaftliche Berichte) aber auch zu anderen Ländern (Beispiel Virus-Analyse in GB, pochen auf die nationalen Fähigkeiten anstelle Erfahrungen aus dem Ausland anzuerkennen).
Das Verhältnis Regierung/Wirtschaft/Forschung sehe ich als generelles Problem das schon länger besteht (Beispiel: Verkehr). Ein Umdenken einhergehend mit neuen Regeln wäre wohl dringend notwendig.