Ich denke, die internationalen Vernetzungen, die die meisten Staaten untereinander verbinden, werden vom Wahlvolk (nicht nur in Deutschland) zunehmend als abhängige Verstrickungen empfunden, die den Wählerwillen und damit den Sinn der Demokratie aushebeln. Es gab so viele Stichworte in den Nachrichten zuletzt, in denen unsere Regierung weder Konzept noch Postition noch Rückgrad zeigte, sondern offensichtlich Abhängigkeiten bedienen musste: Erdogan und die Ditib, Saudi-Arabien und Kashoggi, Großbritannien und Skripal, das Thema Migration, oder die zahlreichen Auslandseinsätze der Bundeswehr, um nur einige zu nennen. In immer mehr Länden Europas riskieren die Wähler immer waghalsigere Manöver, um sich aus dem (manchmal ekelhaft anzuschauenden) Würgegriff internationaler Verstrickungen zu befreien. Cinque Stelle, Brexit oder eben die AFD sind untrügliche Zeichen für diese länderübergreifende Frustration, die durch das Versagen der gewählten Volksvertreter gespeist wird. Die Demokratie wird vor aller Augen peu a peu durch eine Demokratiesimulation ersetzt.
Die drei Blockflöten, die nun Angelas Erbe antreten sollen (weitere Kandidaten wären interessant, werden von der Presse aber leider - absichtlich? - ausgeblendet) werden rein gar nichts an dieser Entwicklung ändern. Sie unterscheiden sich in Nuancen, haben aber alle überhaupt nicht die Absicht, Deutschland wieder selbstständiger und den Wähler mündiger zu machen. Und solange nur die AFD sich klar erkennbar von der gegeseitigen internationalen Speichelleckerei samt Vetternwirtschaft abgrenzen will, laufen die Wähler halt da hin - um so zahlreicher, je öfter sie enttäuscht werden.
Das Theater, wer nun wann Frau Merkel beerben darf, kann man sich also getrost sparen. Da es Spahn sowieso nicht wird, hat jede Prognose eine 50:50-Chance. Und am Ende gewinnt die AFD - wetten?