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  • Biedermännchen

163 Beiträge seit 11.05.2020

Noch eine Nebelkerze

In Telepolis gibt es viele lesenswerte Artikel. Und auch dieser Artikel musste wohl erscheinen - aber nicht, um andere zu informieren, sondern um zu zeigen, wie subtile Propaganda funktioniert!

Wie anders ist sonst der Widerspruch zwischen dem Text im Teaser und dem Inhalt des Haupttextes zu erklären? Eingangs wird die Erwartung geweckt, dass man nachfolgend über Alternativen informiert wird, gar eine Marktübersicht präsentiert bekommt. Tatsächtlich wird aber nur ein einziger schweizer Messengerdienst empfohlen und Telegram als ein anderer, wichtiger Messengerdienst, der seit Anfang des Jahres 10000e Neuzugänge hat, wird mit einer haarsträubenden Begründung aussortiert:

Dies wiederum hat die App zuletzt auch zu einem Sammelbecken von Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern verkommen lassen.

Was soll diese Bemerkung? Sollen hier etwa Messenger aus bestimmten Ländern heimlich tabuisiert werden?

Als gäbe es die Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker nicht auch in den anderen Netzwerken und als wäre das überhaupt relevant. Nein - es ist nicht relevant, denn mit den Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern kommunizieren die meisten User garnicht! Anderseits sind auch westliche Medien und Behörden bei Telegram zu finden: https://telegram.de/groups.

Aber der Reihe nach

Bei einem der grossen Datenskandale um Facebook und Whatsup in den letzten Jahren wurde die Nutzergemeinde an die Tatsache erinnert, dass die US-Geheimdienste jederzeit Zugriff auf die Nutzerdaten und Chats haben. In der Folge gab es zunächst einen kräftigen Aderlass bei Facebook und Whatsup, der aber wohl schnell wieder Geschichte wurde. Immerhin führte das damalige Ereignis zu der Selbst-Empfehlung des schweizer Messengerdienstes "WIRE" (wire.com). WIRE ist übrigens auch ein Messenger auf "Opensource" Basis.

Aber was nutzt die Opensource-Ausführung der Messenger-App, wenn sich der verwendete Server, ohne den die App keinen Sinn macht, im Einflussbereich der USA befindet?

Wer nun hier die Schweiz für "neutral" hält, hat die falschen Zeitungen gelesen. Denn sonst wüsste er, dass die Schweiz mit den USA nicht nur beim Thema Steuerfahndung(Bankengeheimnis) eng zusammenarbeitet, sondern auch bei der Durchsetzung von Sanktionen ...
https://amerika21.de/2020/10/244845/schweizer-banken-blockade-kuba

...und vermutlich auch bei Zugriffen auf Nutzerdaten.

Und sicherlich wird es auch eine Zusammenarbeit von schweizer Messengerdiensten mit den Sicherheitsbehörden der EU geben. Dagegen habe ich persönlich nichts einzuwenden, solange es heute und auch in Zukunft dabei rechtsstaatlich zugeht: aber wer garantiert das?

WIRE hat jedenfalls inzwischen den Sitz seiner Holding in die USA verlegt.
https://www.golem.de/news/messenger-wire-verlegt-hauptsitz-in-die-usa-1911-145019.html
Man darf dabei raten, welches die Motive jenseits der offiziellen Erklärung waren.

Wie lange wird es wohl noch dauern, bis auch das HQ oder die Server von Signal in den USA landen?

Und nun zu der Frage, was all diejenigen User machen können, die weder ihren Beitrag zu den BIGDATA kommerzieller Unternehmen leisten wollen, noch Lust haben, ihre Chats und Nutzerdaten mit irgendwelchen US-Geheimdiensten zu teilen.

Da fallen mir nur Netzwerke ein, die man sich auf eigener Hardware in eigenen Wohn- oder Geschäftsräumen und mit 100% Opensource Software selbst aufbaut und dann nur gemeinsam mit seinen Freunden nutzt. Genauso wichtig ist dabei aber auch der Abschied vom eigenen Android - oder Apple-Handy!

Oder man weicht auf Netzwerke wie Wechat (https://www.wechat.com/de/) mit > 1 Mrd Nutzern oder Telegram (https://telegram.de/) mit 500 Mio Anwendern aus. Telegram bietet auch Desktop-Clients für PC und Mac an: https://telegram.org/

Beide Messenger befinden sich (noch) nicht im Zugangsbereich westlicher Geheimdienste.
https://www.anti-spiegel.ru/2021/wo-steht-telegram-politisch/?doing_wp_cron=1610826865.5947639942169189453125

Und wer nun entgegnet, das wären ja dann eben andere Mächte, die da lauschen, der sollte sich fragen, welche praktische Bedeutung dies für ihn selbst hat.

Bleibt noch ein wichtiger Hinweis für die Android Nutzer:
Von jeder Opensource - App-Version gibt es auch Varianten bei Google-Play. Diese haben dann aber die Google Dienste im Bauch, sodass sie nicht mehr wirklich sauber sind. Deshalb sollte man die Opensource Versionen immer via F-DROID (https://f-droid.org/) installieren und eine automatische Aktualisierung auch nur dort erlauben, damit sie nicht später stillschweigend gegen die Google-Playstore-Variante ausgetauscht werden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.01.2021 22:07).

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