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  • trainspotter (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 16.02.2018

Messerattacke, ein praktischer Fall

Eine solche aus 2022 ist mir aus den Ermittlungsakten im Detail bekannt. Die hier interessierenden Eckpunkte: Jugendliche, Kifferszene. Erschreckend an dem Fall war weniger das Vorhandensein eines Messers, sondern die offensichtliche "Selbstverständlichkeit" mit der zur Interessendurchsetzung zur Gewalt gegriffen wurde. Ob da ein Messer oder Pfefferspray oder ein anderes Werkzeug verwendet wird, ist eher sekundär. Diese "Selbstverständlichkeit" wurde - laut Akten - auch von der Opferseite nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Es war halt nur blöd, daß es einen selbst erwischt hat...
Der Täter war deutscher Staatsbürger, das Opfer Thailänder (der wenige Wochen nach der Tat für die Ermittlungsbehörden nicht mehr erreichbar war, da er sich abgesetzt hat). Die Mehrzahl der am Tatort festgestellten Zeugen waren bis Prozessbeginn verschwunden. Lediglich zwei konnten polizeilich vorgeführt werden, darunter ein zweiter Geschädigter, der einen gut dokumentierten "Ritz" abbekommen hatte und diese haben dann das Blaue vom Himmel runter gelogen ("Der Kratzer stammte nicht von dem Messer. Den hatte mir meine Freundin am Morgen beigebracht."). Die vom Täter behauptete und mit Stuhlzeugen unterlegte Notwehrsituation konnte weder bestätigt, noch widerlegt werden. Ergo wurde das Verfahren (zwingend mit Zustimmung der Anklage erhebenden Staatsanwaltschaft) eingestellt.
Fazit: Dieser Fall aus der Polizeistatistik ist kein Beleg für den unrechtmäßigen Gebrauch von Messern, denn es gibt keine abschliessende Tatsachenfeststellung. Bei wie vielen Fällen aus der Polizeistatistik verhält es sich ebenso oder ähnlich?
Dann hätte ich da noch diese These (die Ergebnisse einer Überprüfung müsste man abwarten): Ist die große Zahl von Messerereignissen in der Statistik vielleicht auch Folge einer halbwegs funktionierenden Schusswaffenkontrolle? Oder anders gesagt: Würden die hiesigen Fälle von Messerattacken in den USA oder der Schweiz nicht meist in der Rubrik "Schusswaffengebrauch" abgehandelt werden müssen? (Wäre dann im Vergleich eine signifikant hohe Zahl feststellbar?)

Ja, es läuft bei der gesellschaftlichen Entwicklung einiges in die falsche Richtung. Aber die Polizeistatistik und die daraus von schrecklichen Vereinfachern abgeleiteten Erklärungen und Panikmache taugen wenig zur eigentlichen Problemlösung bei.

Gruß trainspotter

PS: Für die Gläubigen der Polizeistatistik und die schrecklichen Vereinfacher hab ich noch ein Zückerli: Der obige Messerstecher ist bei genauem Hinsehen ein armes Würstchen. Wäre er ein Hund, würde man von einem Angstkläffer und -beißer sprechen. Diese Rolle hat er dann auch getreulich ausgefüllt und sitzt inzwischen in U-Haft, weil er meinte, daß die Aufrüstung mit einer Uzi eine gute Idee sei... Pfefferspray und Messer konnten seine Unfähigkeit im Daseinskampf im Drogenmarkt nicht ausgleichen. Die Uzi allerdings auch nicht.

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